Hovering Crane Fly – Trockenfliege des Monats 11

Mit brauner Bindeseide ein Fundament auf einem 12er Trockenhaken anlegen und ein v-fömiges Hechelsegment einer Pardohechel als Schwanz einbinden. Die Fibern müssen ein wenig nach unten zeigen, damit die Fliege später nicht nach hinten umkippt.

In der Hakenmitte zwei hellgraue Hechelspitzen aufrichten, die etwas länger als der ganze Haken sein sollten. In Außenseiten der Hecheln zeigen nach innen, sie wölben sich also etwas nach außen.

Die herbstliche Trockensaison bei uns am See kündigt sich immer sehr schön an, denn wenn auf der feuchten Hintertür unseres Hauses mehrere Tipulas sitzen, dann ist es echt an der Zeit mit einer Dose „Daddy Long Legs“ mal ans Wasser zu fahren. Mit dabei ist in jedem Fall mein Fox Chair, denn ich setze mich einfach nur hin und warte. Früher gern mit einer Zigarre, aber ich habe das Rauchen aufgeben, weil es meine Formate nicht mehr gibt. So eine Art Kuba-Krise. Und Pfeife, so wie früher, schmeckt mir nicht mehr. Ich sitze also dampflos am Ufer und warte. Das hat sich viel mehr bewährt als werfen und warten, denn wenn sich ein Fisch zeigt, kommt eine schön trockene, gut schwimmende Fliege angeflogen. Oft glaubt man ja an einem Ring sehen zu können, welche Richtung die Forelle genommen hat, aber so ganz sicher ist diese Annahme nie. Die Nahrungsaufnahme erfolgt nicht selten in einer Drehbewegung, und dann hat man 360 Möglichkeiten die Forelle irgendwo zu vermuten. Hat der Ring eine dynamische Symmetrie, also eine vermutliche Schubrichtung, ist es aber immer eine gute Wahl einen Meter davor zu zielen. Sagen wir links. Die nächste Frage ist, wie lange man nun warten möchte. Und wann setzt man einen Zupfer. Oder korrigiert man nach zehn Sekunden zur anderen Seite und legt die Fliege drei Meter nach rechts. Da hat wohl so jeder seine eigenen Intuitionen, und es ist immer erfreulich, wenn’s mal aufgeht. Nach Jahrzehnten mit einer britischen „Daddy Long Leg“ bin ich diesen Herbst mal mit einer „Hovering Crane Fly“ von A.K. Best losgezogen und hatte enorm viel Spaß damit, einfach weil es eine neue Fliege war. Er berichtet in dem betreffenden Kapitel über einen Trick von Charlie Brooks, der 60 cm Nylonnähgarn in den Bogen der großen Trockenfliege knotete und einen kleinen Drilling ans Ende. Damit warf er in das Gras am gegenüberliegenden Ufer, und konnte seine Fliege nun im wahrsten Sinne des Wortes über das Wasser tanzen lassen. Bei einem Biss reißt der Faden. Nun ja, das ist so eine Story, mag sie stimmen oder nicht, aber einen Drilling und 60 cm Allesnäher in der Natur zu hinterlassen hätte auch damals schon ein „no go“ sein sollen. Ist ja aber für uns kein Thema, denn da draußen im See ist kein Gras. Und wenn man wirklich mal eine Fliege tanzen lassen möchte, dann wohl doch besser mit einer Dappingrute. Nur dann hovert die „Hovering Crane Fly“ wirklich. Sie ist nicht ganz einfach zu binden und verbraucht ordentlich Pardohechel. Die echten Hecheln aus Spanien sind mir dafür zu schade, aber mit den Zuchtbälgen aus den USA kann man es wohl machen. In jedem Fall ist die US Fliege eine prima Ergänzung zum britischen Urmuster, zumal wenn man damit fremdelt kleine Knoten in Fasanenfibern zu machen. In die meisten Fliegendosen passt die Fliege nicht, und selbst in meinen großen DeWitt Dosen kann ich nur eine pro Fach unterbringen. Aber das ist im Herbst kein Problem. Da fliegt ohnehin kaum mehr ein Insekt umher. Matching the hatch liegt zwei Monate zurück. Trotzdem ist es schön am See, auch ohne Zigarre, ein wenig melancholisch, so eine Winterschlafstimmung, und viel besser als drinnen auf der Couch zu sitzen. Bei der Wahl zwischen Lounge Chair und Fox Chair nehme ich immer den letzteren. Raffen Sie sich ruhig noch einmal auf. Man kommt glücklich zurück.

Zwei Pardohechelspitzen mit der glänzenden Seite nach vorn einlegen und eine Hechel nach der anderen winden und hinter den Flügeln abschließen.

Zwei Pardohechelspitzen vor den Flügeln mit der glänzenden Seite nach hinten einbinden und ebenfalls eine nach der anderen binden. Der Effekt soll sein, dass die Hechelspitzen hinter den Flügeln eher nach hinten zeigen, die davor eher nach vorn.

 Ingo Karwath