Diese Artikelserie ist exklusiv den Patrons gewidmet, die den „FliegenBinder“ unterstützen. Ganz herzlichen Dank.
Die Größen 14 bis 18 sind für F-Fliegen sicher die meistbenutzten, und man beginnt mit einem Fundament aus gewachstem Bindefaden, unmittelbar hinter dem Öhr angesetzt, einmal nach hinten und sauber wieder nach vorn.
Bei diesem 14er Haken habe ich drei Bürzelhecheln aufgelegt und mit vier festen Windungen eingebunden. Fünf oder sechs Wicklungen wären wohl auch nicht so schlimm.
Ein Aufkleber mit der Botschaft: I’m a hackle man! wäre am Auto wohl ebenso sinnlos wie unschön, denn wer wollte das verstehen. Google übersetzt das mit Federbusch und auch mit Rührei, und ich möchte meine Umgebung nun wirklich nicht darüber informieren, ich wäre ein Rührei-Mann. Bin mehr so der fünfeinhalb Minuten Typ und der Überzeugung, das Eierkochen eine Frage der intuitiven Sensibilität ist. Gewicht, Temperatur, Schale, da gibt es so viel zu beachten. Und alles hat nichts mit dem Fliegenfischen zu tun. Meine jungen Jahre als ein solcher verbrachte ich in Göttingen, und die Oder, Steinlake, Rhume und Diemel waren meine Lehrstellen. Auch Leerstellen, denn gerade an der Steinlake fing man längst nicht jeden Tag einen Fisch. Alle diese Gewässer waren mit einer „Buck Caddis“ gut zu befischen, und bei Problemen musste man entweder miniaturisieren oder entomologisch rangehen. Vereinfacht gesagt „Griffith’s Gnat“ oder ein Halford oder Catskill Muster. Natürlich war der Ruhm der Mouches de Vallorbe, der Moustiques, zu uns durchgedrungen, aber die kurze Lebenszeit dieser Fliegen zusammen mit dem fehlenden Bedarf waren so überhaupt kein Nährboden für Bürzelfliegen. CDC sagte man damals noch nicht. Cul de Canard sprach man aus. So ergab es sich also, dass ich ein Hechelmann wurde, natürlich mit Parachutes und Thoraxduns und allen Tricks. 1984 wendete sich das Blatt, denn Marjan Fratnik stellte im Fliegenfischer Heft 54 seine „F.F.F.“ vor, Fratnik’s Flaum Fliege. Er hatte fast zehn Jahre mit Cul de Canard experimentiert und im Frühjahr 1980 die neue Form gefunden. Im Juni gab er Dr. Bozidar Voljč ein paar Exemplare, und der teste bis 1983, um dann in „Ribič“ Heft 3/1983 die „Fratnikova puhovka“ vorzustellen, die Fratnik Flaumfliege. Später verlor sie ein F, und wir kennen sie als F-Fliege. Dieses Muster nun drang durch, und in meinen beiden Doppeldecker Wheatleys, die ich damals glaubte schleppen zu müssen, gab es einige Fächer mit F-Fliegen. Eine in jeder Hinsicht geniale Fliege, die von jeder Verbesserung nur verschlechtert wird. Kein Dubbing, keinen Kiel, keine Fibern dazu erfinden. Dann schwimmt sie schlechter. Die Originalfliegen von Fratnik hatten vermutlich keinen abschließend bewickelten Kopf. Ich habe mal eine bekommen, als ich ihn an der Steyr traf. Die drei abgebildeten Muster im „Fliegenfischer“ hat er entweder besonders sorgfältig gebunden, oder sie stammen nicht von seiner Hand. Bild und Text geben keinen Hinweis auf den Binder. Wichtig war für Fratnik, dass die Federn nur oben auf dem Haken liegen, also keinerlei Mantelung rechts und links, so wie bei Dabblern. Lange Federn von 4 bis 5 cm, zumal mit dickem Kiel, sind für F-Fliegen ungeeignet. Der Erfinder rät dazu, Federn luftig, dunkel und kühl zu verwahren, damit die Fette stabil an den Fibern bleiben. Der Körper besteht aus gewachstem Bindefaden in hellgrau, gelb oder helloliv, auch weinrot, dunkeloliv und rosa werden genannt. Es ist amüsant zu sehen, wie schwer es einigen Bindern fällt, das so zu lassen und zu akzeptieren. Fratnik hat die Entenbürzelfedern mit vier Windungen fest überwickelt und dann einen Knoten gesetzt. Ich mache einen drei Turn Whip Finish und gebe einen Tropfen Lack in die Schlaufe, bevor ich sie zuziehe. Die F-Fliege ist bis auf den heutigen Tag die einzige Entenbürzelfliege, die ich wertschätze und benutze. Der ganze CDC Hype, der wie ein Blankaal den Atlantik querte und wie ein Glasaal zurückkam, hat mich null tangiert. Ganze Karrieren ruhen auf dem Fundament des Entenpopos, und das ist ja durchaus nicht zu missachten. Ich habe keine Clips und Blocks und Splitter, denn ich habe ja schon die „F-Fliege“. So gesehen hat mich Marjan Fratnik vor vielen Umwegen und Ausgaben behütet. Er ist am 28. August 2012 mit 93 in Mailand verstorben. Steht man an dem Tag im Wasser, ist es eine Pflicht an ihn zu denken und seine Fliege zu benutzen.
Die Hechelenden anheben, den Faden unter sie führen und mit einem 3er Whip Finish abschließen. Einen Tropfen Lack in die Schlaufe geben und dann zuziehen. Wenn man genau schaut, sieht man den einziehenden Lacktropfen unter dem Öhr.
Die Hechelkiele vorn stutzen, und die fast fast fertige Fliege sieht dann so aus. Man könnte sie fischen, aber ein Kniff fehlt noch.
Einen Strohhalm über die Fliege schieben und hinten alles abschneiden, was nicht im Strohhalm ist. Das ist der Bürzel Pottschnitt.
Und, voila, da ist sie, die FF-Fliege, die „Fratnik Flaum Fliege“, eine Fliege wie ein Kollege an der Werkbank, und doch auf einem Thron auf einem hohen Sockel mitten auf dem Marktplatz des Bindens. Allen Patrons viel Erfolg damit.
Ingo Karwath