Auf der Suche nach einer hochwertigen Holzklammer für eine Bastelarbeit entdeckte ich die Modellbauklammern der Firma Heckelmann. In meinem Bindezimmer sind ganz ähnliche Klammern, die ich mir mit einer Schleifmaschine spitz geschliffen habe. Damit sich die Arbeit lohnt, sollte man sich Buchenholzklammern besorgen, und wenn man schon einmal dabei ist, kann man für Freunde gleich ein paar mehr machen. Mit einer Klammer hat man die Wahl, eine frisch lackierte Fliege entweder aufrecht oder abwärts mit dem Köpfchen aufzustellen, und kann so den Lackfluss besser steuern. Eine erste Lackierung aufrecht lässt mehr Lack in die Hechel einsickern, und weitere Lackierungen abwärts sorgen für das Finish. Man kann die Fliege auch waagerecht einspannen und gezielt ihre Seiten bearbeiten, aber das ist eher ein Trick für Foto- und Rahmenfliegen. In der alten Binderei war die Wäscheklammer ein wichtiges Instrument. Die Bindestöcke sahen noch nicht so aus wie die Greifarme von einem außergalaktischen Raumschiff, und wurden oft vom netten Schmied in der Nachbarschaft hergestellt. Üblich war eine Materialklemme an der Bodenplatte, denn ein Bobbin war zunächst kein Standardwerkzeug. Berühmte Binder wie Cross, die Dettes und die Darbees banden bis zu 20.000 Fliegen im Jahr und waren eben der Meinung, dass allein die Finger den Faden kontrollieren sollten. Einzelbinder fertigten vielleicht dreißig Fliegen am Tag, die berühmten Ehepaare fünfzig. Jeden Tag. Unglaublich. Heute kosten in den USA gebundene Trockenfliegen etwa 3,50 Dollar. Ergäbe 70.000 $ p.a. vor den Kosten. Eine beschwerte Klammer war das übliche Hilfsmittel, wenn die Finger mal anderweitig beschäftigt waren oder der Materialclip schon belegt. Eine solche Klammer ist bis auf den heutigen Tag ein brauchbares Werkzeug, und mit dem ohnehin zu dicken Bleidraht aus dem Bleisortiment kann man sich mit hochwertigen Klammern sehr schön ein paar davon machen. Ich habe einfach je zwei kleine Löcher in die Schenkel der Klammer gebohrt und den Bleidraht wie einen Rattangriff angewickelt. Danach habe ich die Windungen mit Epoxy bedeckt, damit man nicht immer Blei anfassen muss. Hat man die Klammer auf dem Bindetisch liegen, erkennt man schnell ihren Wert. Natürlich kann man sie auch mit schweren, kurzen Klemmen aus der Chirurgie ersetzen, aber die sind deutlich teurer und im Vergleich zu so einer alten Dette Klemme einfach unromantisch.
Ingo Karwath