Reden ist Silber, Schweigen ist Gold? Besser aber: Silber ist Fangen!
Flachsilber, oft auch Tinsel oder Lametta genannt, war früher aus Metall und korrodierte unschön. Heute ist es aus Kunststoff und glänzt für immer. Als Körper ergibt es einen Silberstrich, wie wir ihn von sehr vielen Streamer kennen.
Ovalsilber, früher ebenfalls aus Metall und Baumwolle, besteht aus Mylar und einer Kunststoffseele. Als Körper hat es Höhen und Tiefen, die wie Facetten wirken und mehr Signale aussenden als Flachsilber.
Silberrippungen sind sehr auffällig durch die Segmentierung, die sie erzeugen. Im Prinzip versenden sie weniger Glanz als ein Silberkörper, erhöhen aber gleichzeitig die Sichtbarkeit des Körpers nach dem Barberpole-Prinzip.
Silber ist entweder vollendeter Verrat oder perfekte Tarnung. Ein Sonnenstrahl auf Lanzenspitzen, auf Schilden und Rüstungen hat ganze Heere verraten, denn er zuckt als Reflektion kilometerweit durch die Landschaft. In der Zauberkunst sind Silberspiegel dagegen hilfreich, uns Dinge vorzugaukeln, die nicht da sind und plötzlich auftauchen oder verschwinden. Und am Wasser, wo unser Blick wohlgefällig über die Krautfelder gleitet, und nichts erblickt, sind Tarnung und Verrat ein Moment von Sekunden, wenn ein Hecht in eine Gruppe Rotaugen stößt. Dutzende Silberblitze zucken auseinander, nur um Sekunden später wieder unsichtbar zu verschwinden. Ein aufrecht schwimmender silberner Fisch ist fast unsichtbar, denn im Wasser kommt jegliches Licht genau von oben. Das darf man nicht mit einem Aquarium verwechseln.
Silberchenille, auch Tinselchenille, ergibt einen größeren Durchmesser und wirft, obwohl es durch seine Fasern weißlich wirkt, sehr blitzende Reflexe.
Mylarschlauch ist aus Flachsilber gewoben und hat in der Verarbeitung einen deutlich größeren Durchmesser. Außerdem erzeugt das Webmuster eine Vielzahl leicht unterschiedlich ausgerichteter Mini-Spiegel und damit den größtmöglichen Blitzeffekt.
Embossed Tinsel, geprägtes Silber, ist aus Metall und hat einen sehr mäßigen Glanz, wirkt eher weiß. Es ist unverzichtbar für manche Lachsfliegen, etwa die „Crossfield“, und ist im Prinzip die Steigerung von weißem Floss, denn es dunkelt nass nicht nach.
Seine glänzenden Seiten reflektieren das Kraut, und er ist so grün wie seine Umgebung. Ist er aber krank und irgendwie angeschlagen, kann er seine Haltung nicht wahren. Er blitzt häufiger auf als die Kollegen. So kann der Hecht ihn aussortieren und sich für einen Angriff in Stellung bringen. Der Schwarm jedoch blitzt auseinander, verwirrt den Räuber, um sich dann wieder zu sortieren und unsichtbar seiner Wege zu ziehen. Hätten Rotaugen einen silbernen Rücken, und keinen grüngrauen, würde der Trick nicht funktionieren. Ein gekrümmter Reflektor, ein runder, silberner Rücken, würde das Auflicht umleiten und die Räuber anlocken. Der perfekte Blitz ist natürlich ein silberner Mepps 3, aber das ist ja nicht unsere Welt.
Silver Cheeks, Silberwangen, werden mit einem Flügelstanzer aus Mylarfolie gemacht und gehören zu einigen klassischen Streamern. Eingebunden haben sie eine kleine Wölbung und blitzen darum sehr effektiv.
Silberbraid erzeugt eine unruhige Oberfläche und damit ähnlich viele Reflexe wie Ovalsilber, ist aber deutlich viel schneller zu verarbeiten.
Pearlbraid über einer Silberunterlage trägt zwar mehr auf, ist aber eine gute Alternative zum Embossed Tinsel, was eine erwünschte Weißwirkung angeht.
Wir müssen versuchen, das verräterische Silber in unsere Fliegen hineinzubinden, und das tun wir schon seit langer Zeit. Und die Moderne ermöglichte es uns sogar, Silber in Flügel zu integrieren, mit Flashabou oder Kristal Flash oder mit was auch immer. Wie auch bei der kleinsten Nassfliege oder dem dicksten Hechtstreamer muss man die Waage halten und es nicht übertreiben. Ein Fischchen ist im Prinzip ein flacher Spiegel, eine aufsteigende Köcherfliege ein runder. Nur weil sie schlüpfen muss geht sie mit Luft das Risiko ein silbrig zu glänzen, aber auch nur mäßig. Die Rippung ist unsere typische Antwort für einen mäßigen Glanz, der Mylarkörper ist dagegen die volle Ladung. Silber wohin man schaut.
Von Holosilbertinsel erwartet man es würde silbriger sein als Silber, das ist es aber nicht. Es leistet jedoch seine Brechungsarbeit und gibt seinem Glanz ein paar zarte Farben hinzu.
Silberflitter aus dem Bastelladen war das Geheimnis meiner ersten Hechttubes von 1984. Man streut es auf feuchtes Epoxy. Da es Zeitzeugen gibt, und sollte sich keine frühere Erwähnung finden, wäre ich der Erfinder dieser Methode. Die chaotischen Silberfacetten ergeben einen schönen Glanz.
Ingo Karwath