Felchennymphen – Ingo Karwaths Fliegenlexikon Nr. 15

Nymphen mit einem Blei zu versenken ist kein Fliegenfischen. Aber Nymphen für eine Hegene zu fertigen ist sehr wohl binden.

Rote Felchennymphe.

Rote Felchennymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: ohne, nur Floss; Rippung/Bündelung: Floss, schwarz; Körper: Floss, rot; Kopf/Thorax: Floss, schwarz; Lack: UV. Gruppe 1, Typ Floss.

Rote Felchennymphe.

Rote Felchennymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: ohne, nur Floss; Rippung/Bündelung: Flachpearl; Körper: Floss, rot; Kopf/Thorax: Floss, schwarz; Lack: UV. Gruppe 1 Typ Floss.

Rote Perlennymphe.

Rote Perlennymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: ohne, nur Floss; Rippung/Bündelung: Floss, schwarz; Körper: Floss, rot; Thorax: Floss, schwarz; Kopf: Glasperle, rot; Lack: UV. Gruppe 2, Typ Perle.

Also, mal eines vorweg, ich habe vom Hegenenfischen überhaupt keine Ahnung. Und was mich letztlich wohl auch nicht qualifiziert dies zu schreiben, ist die Tatsache, dass meine Autowerkstatt Renken heißt. Aber immerhin, allein das bringt mich ein paar Millimeter voran, möchte ich meinen. Ich muss mal vor einiger Zeit gesagt haben, dass ich als alter Mann, wenn meine Knie und Hüften nicht mehr waten mögen, ja immer noch binden und fischen kann, wenn ich es schaffe ein Ruderboot zu besteigen. Wieder ein paar Millimeter, denn wenn man sich das Renkenfischen überhaupt vorstellen kann, ist man schon ein Stück vorwärts. Leider hat der Spruch mit den Knien, die noch wunderbar funktionieren, zusammen mit meiner im März anstehenden Pensionierung dazu geführt, dass mir der Weihnachtsmann vor kurzem eine Stucki Felche Spezial in 240 und eine Laufrolle brachte. Das Leider ist relativ. Man kann schlechter abschneiden, mit Socken und so. Dem Geschenk beigelegt war ein Hotelprospekt, an einem See im schönen Bayern. Das zusammen lässt sich mit Millimetern nicht mehr erfassen, sondern ist ja schon fast ein großer Schritt Renkenpraktiker zu werden. Ich fische ohnehin gern mit runden Rollen und benutze Walton Centerpins und Hardy Silex. Die unter Renkenfischern diskutierten Vorteile und Nachteile von Multirolle, Laufrolle oder Stationärrolle sind für mich kein Thema. Ich akzeptiere auch mögliche Nachteile und fische rund, zumal Santa das ja schon entschieden hat. Auch über die Rutenlänge muss ich mir keine Gedanken mehr machen, weiß aber, das sich Spezialisten aus langen leichten Fliegenblanks noch längere Ruten bauen, um mehr Hebeweg zu haben. 240 ist eine schöne Mitte zwischen 180 und 300, und das sollte für meine Anfänge schon richtig sein. Über die Schnur wird ebenfalls viel theoretisiert, und ohne praktische Ahnung entscheide ich mich für die bunte Stucki Felchenschnur, weil das die teuerste ist und ich die Markentreue dann im Dreiklang bei mir habe. Damit kommen wir zum Endpunkt der ganzen Sache, der Hegene. Eine Vorfach mit vier Nymphen und einer Nymphe hinter dem Blei, dem Nachläufer, nennt man wohl Hegene, ein Vorfach mir fünf Nymphen übereinander nennt man Gambe. Aber da gibt es regionale Unterschiede zwischen der Schweiz, Österreich und Deutschland, und ich nenne mal beides Hegene. Mehr als fünf Nymphen gelten als unsportlich. Bei den Nymphen kann ich für mich reklamieren schwer Ahnung zu haben, denn mit Bindetechniken kenne ich mich aus. Knoten sind mir auch geläufig, denn der Zusammenbau einer Hegene ist eine komplexe Herausforderung.

Grüne Perlennymphe.

Grüne Perlennymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: ohne, nur Floss; Rippung/Bündelung: Floss, schwarz; Körper: Floss, grün; Thorax: Floss, grün; Kopf: Glasperle, grün; Lack: UV. Gruppe 2, Typ Perle.

Rote Thoraxnymphe.

Rote Thoraxnymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: rot; Rippung/Bündelung: Golddraht; Körper: Floss, rot; Thorax: Pfauengras; Kopf: Glasperle, rot; Lack: UV. Gruppe 3, Typ Thorax.

Grüne Thoraxnymphe.

Grüne Thoraxnymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: gelb; Rippung/Bündelung: Floss, schwarz; Körper: Floss, grün; Thorax: Pfauengras; Kopf: Glasperle, grün; Lack: UV. Gruppe 3, Typ Thorax.

Aber der Reihe nach. Hegenennymphen unterscheiden sich nicht sehr von anderen Nymphen und erinnern stark an die englischen Buzzer, die dort an Seen und Talsperren gefischt werden. Als Fliegenfischer muss man anerkennen, dass Felchen in 20 Meter Tiefe wohl eine so spezielle Selektivität entwickeln können, dass sie allen anderen Salmonidenzicken, flitzigen Haseln und bockigen Döbeln, Paroli bieten. Schon der Haken kann entscheidend sein, und zwar nicht nur seine Größe, sondern auch seine Form, also gerade oder gebogen, oder seine Farbe. Rot, Gold, Silber und Bronze stehen zur Wahl. Die Größen 12 und 14 sind sehr beliebt, aber auch 16, 18 und 20 haben ihren Platz. Ein glänzender Lackmantel über dem Floss ist mehr oder weniger Standard. Es ist im Internet sehr einfach sich über die gebräuchlichen Hegenennympen zu informieren und diese nachzumachen, aber das Angebot ist mindestens unübersichtlich, um nicht zu sagen verwirrend. Man kann Hegenen in einem bestimmten Farbspektrum anbieten, sagen wir Rottöne, man kann einen Joker einbinden, etwa vier rote und eine weiße Nymphe, man kann fünf verschiedene Farben einknüpfen, und man kann Bindestile mischen. Die Nymphen auf einen Bindestil zu reduzieren ist ein vereinfachender Ansatz, aber ein Anfänger wie ich braucht Orientierung, und ich schreibe das ja für andere Anfänger. Die Experten möchten dann bitte wohlwollend beurteilen, ob das hier Sinn macht.

Lila Silberkopfnymphe.

Lila Silberkopfnymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: ohne, nur Floss; Rippung/Bündelung: Floss, schwarz; Körper: Floss, lila; Kopf/Thorax: Silberfaden; Lack: UV. Gruppe 4, Typ Glanzkopf.

Lila Goldkopfnymphe.

Lila Goldkopfnymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: ohne, nur Floss; Rippung/Bündelung: Floss, schwarz; Körper: Floss, lila; Thorax: Floss, schwarz; Kopf: Goldperle, Plastik; Lack: UV. Gruppe 4, Typ Glanzkopf.

Schwarze Silberrückennymphe.
Rückenanblick.

Schwarze Silberrückennymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Rücken: Silbertinsel; Bindeseide: ohne, nur Floss; Körper: Floss, schwarz; Kopf/Thorax: Floss, schwarz; Lack: UV. Gruppe 5, Typ Rücken.

Die größte Gruppe der Felchennymphen sind wohl die aus Floss, die mit einem weiteren Material gerippt werden. Die Rippung ist entweder nur eine Farbe, z.B. schwarz, oder ein Effektmaterial, z.B. pearl. Die Rippung wird auch Bündelung genannt. Werden diese Nymphen mit einem Glasköpfchen gebunden, entsteht eine neue Gruppe. Bindet man sie am Kopf zusätzlich. mit einem Federmaterial, Pfau oder Strauß, entsteht eine dritte Gruppe. Eine vierte Gruppe bilden Flossnymphen, die mit einem Effektköpfchen versehen werden. Das kann ein Tinsel sein, oder auch Glitzermaterial im UV-Lack. Eine fünfte Gruppe sind Nymphen, die wie ein Skunk einen Streifen Tinselmaterial auf dem Rücken tragen. Eine sechste Gruppe sind Nymphen mit einem Rucksack, einem Flügelköcher. Die siebte Gruppe sind Nymphen, deren Körper aus Kunststoff besteht. Durch den Verlust der farbigen Plastiktüten in der EU haben wir Binder leider ein überragend gutes Material verloren. Man muss jetzt tatsächlich Thin Skin, Swannundaze oder Body Glass kaufen, um damit zu binden, und so man hat, die alten Tüten gut verwahren. Als eine achte Gruppe würde ich alle Nymphen einordnen wollen, die überwiegend aus Naturmaterial gebunden werden, also Federfibern und Dubbing. Und eine neunte Gruppe wären für mich Nymphen, die zwar aus dem reinen Fliegenfischen kommen, aber laut und deutlich Hegene! rufen, z.B. Frank Sawyers „Bow Tie Buzzer“. Eine zehnte Gruppe sind Nymphen, bei denen man sich schamlos experimentell austobt. So, mal zurücklehnen und einen Blick auf die Konstruktion werfen. Wenn man akzeptiert, dass das alles natürlich auch miteinander kombiniert wird, kann man es zunächst mal gelten lassen. Es hilft dem erfahrenen Binder, aber unerfahrenen Renkenfischer, sich dem Mysterium Hegene strukturiert zu nähern. Als ersten Versuch könnte man eine klassische rote Hegene binden, vielleicht mit zwei Rottönen, die man versetzt einknotet.

Schwarze Rucksacknymphe.

Schwarze Rucksacknymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: ohne, nur Floss; Körper: Floss, schwarz; Kopf: Floss, grün; Flügelköcher: Silberfaden, 6 bis 10 Fäden; Lack: UV. Gruppe 6, Typ Köcher.

Grüne Glasnymphe.

Grüne Glasnymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: schwarz; Körper: Bodyglass, klar, über Floss, grün; Thorax: Pfauengras. Gruppe 7, Kunststoff.

Flexyflossnymphe.

Flexyflossnymphe. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: schwarz; Rippung/Bündelung: Flexyfloss, pink; Körper: Flexyfloss, rot; Thorax: Pfauengras. Gruppe 7, Kunststoff.

Damit kommen wir zum Schnurproblem. Ich habe dazu viel gelesen und für mich mitgenommen, dass ein 18er Stamm mit 18er Seitenarmen, beides Fluorocarbon, zunächst mal ein Anfang sein könnte. Es sind im nahen Umfeld dieser Stärken, ich spreche von 2 – 4/100 Millimetern, auch andere Entscheidungen möglich. Man kann das Material den Nymphen anpassen und kleine Nymphen auch an 16er oder 14er Faden abhängen, oder man bleibt beim 18er und bindet eine 12er Nymphe 3 cm lang ein, eine 14er 3,5 cm und eine 18er vielleicht 4,5 cm. Felchen sind keine Schwächlinge und wehren sich ganz ordentlich. Gekaufte Hegenen bestehen darum meist aus 0,18er. Die Knoten, mit denen man alles zusammenfügt, sind alles andere als hochprozentig, sie bringen die Tragkraft ganz tüchtig in den Keller. Vermutlich ist es richtig immer die Hälfte anzunehmen, dann drillt man auf der sicheren Seite. Fluorocarbon ist auf dem Gebiet mit den besten Nylons so gar nicht zu vergleichen, und wo ein Superstrong Nylon in 0,18 womöglich 2,7 kg hebt, schafft ein sehr gutes Fluorocarbon nur 2,4 kg. Aber es ist viel steifer und steht besser ab, und da man mit 1,2 Kilo Gegendruck arbeiten könnte, aber tunlichst drunter bleibt, finde ich die 150 Gramm Unterschied zum Nylon nicht so wichtig. Die Nymphen bindet man mit einem einfachen Schlaufenknoten an, den man mittels einer Nadel einrichtet und klein zuzieht. Den Seitenarm fügt man dann mit einem doppelten Surgeon dem Stamm zu, so dass er nach oben dem Knoten entsprießt. Ein ’no go‘ beim Dropperfischen, ich weiß. Ihr Ghillie rudert Sie ans Ufer, wenn Sie das Nylon von unten verwenden. Das geht wohl nur mit einer zähen Nudel von Felchenrute.

Pheasant Tail.

Pheasant Tail. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: Kupferdraht; Rippung/Bündelung: Kupferdraht; Körper: Fasanenfibern; Flügelköcher: Fasanenfibern; Thorax: Fasanenfibern. Gruppe 8, Typ Klassiker.

Hares Ear.

Hares Ear. Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: braun; Rippung/Bündelung: Ovalgold; Körper: Hasenohrdubbing; Thorax: Hasenohrdubbing. Gruppe 8; Typ Klassiker.

Footballer.

Footballer. Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: schwarz; Körper: je ein schwarzes und weißes Elchhaar; Thorax: Pfauengras; Hechel: weiß, gestutzt. Gruppe 9, Typ Buzzer.

Bei fünf Seitenarmen mit je 30 cm Abstand und 30 cm Abstand zum Clip nach unten und zum No Knot Verbinder nach oben, ist eine Hegene dann 180 cm lang. Hebt man sie einen Meter an, fischt man eine Schicht von 30 cm über dem Grund bis 250 cm darüber ab. Felchen können aber auch höher stehen. Die Hebebewegung soll langsam und stetig erfolgen, und ein unscheinbares Auf oder Ab der Rutenspitze markiert den Biss. Der mechanische Impuls kommt verzögert aus der Tiefe, darum muss man schnell sein wie ein Affe. Man ist im Prinzip ohnehin zu spät. Soviel also zu den erarbeiteten Theorien. Den Anker mehrfach ablassen um den Grund aufzuwühlen und Mückenlarven freizusetzen, das tun Fliegenfischer natürlich nicht, oder? Ist aber ein üblicher Trick. Eine Hegenendose zu füllen ist eine tüchtige Arbeit, denn 16 Spulen a fünf Nymphen wollen ja erst mal gebunden und verknotet sein. Hat man sich Mühe gegeben, ist damit ein Wert von fast 300 Euro entstanden. Natürlich ist das Ablassen eines 8 Gramm Bleies eine dem Pilken nahestehende, völlig kunstlose Form des Angelns. Aber sowohl die binderischen Vorbereitungen, die Bisserkennung und der Drill sind eine dem Fliegenfischen sehr nahestehende Kunst. Hinzu kommt eine äußerst reiche Tradition. In jedem Fall aber ist es Fliegenbinden und hat darum hier einen Platz. Das Nymphenfischen mit einer Endnymphe, die einem Birnenblei ähnelt oder das Nylonnymphing mit drei schweren Nymphen, auch das Streamerfischen mit Cheburashka, wird zwar mit einer Fliegenrute betrieben, ist ja aber im eigentlichen Sinne auch kein Fliegenfischen mehr. Nur das Binden verbindet diese grauen Methoden. Ich freue mich nun sehr auf meinen ersten Versuch in der Praxis und werde hier berichten. Bis dahin wird noch die eine oder andere Hegene entstehen, aber ich will es zunächst bei einer Dose belassen. Ich hoffe dann auf dem Wasser, am Steg oder im Wirtshaus dazuzulernen und die zweite Dose kenntnisreicher füllen zu können. 

Bow Tie Buzzer.

Bow Tie Buzzer. Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: schwarz; Rippung/Bündelung: Kupferdraht und Fasanenfibern; Körper: Flachsilber; Kopffilamente: Antron, weiß. Gruppe 9, Typ Buzzer.

Perlenassel.

Perlenassel. Nymphenhaken Gr. 12 bis 14; Bindeseide: weiß; Körper: Perlen und Dubbing, weiß. Gruppe 10, Typ kreativ.

Punker.

Punker. Haken: Nymphenhaken Gr. 12 bis 20; Bindeseide: gelb; Rücken: Federfibern, grau, gestutzt; Lack: UV. Gruppe 10, Typ kreativ.

Ingo Karwath