Das schlanke Hechtwunder aus Schweden. Einfach mal probieren.
Die lange „Vit Gäddsara“ ist etwa 15 cm lang, die mittlere um die 12 cm, und die „One Size Fits All“ ca. 8 cm.
In Hechtfliegen steckt heutzutage mehr Kelson als in Lachsfliegen. Natürlich mit subtilerer Diktatur, visuell, online, suggestiv. Es besteht außerdem eine starke Verbindung zu Hakan Norlings „Templedogs“, bei denen das Prinzip, aus wenig Material viel Volumen zu schaffen, seinen Anfang nahm. Da nun „wenig“ ein Wort ist, welches die Steuerberater schwedischer Hechtgurus höchst ungern hören, braucht man für moderne Hechtfliegen sehr viel Material, und davon dann aber wenig. Die Lagerhaltung ist sozusagen in unsere Bindeschachteln, Schränke und Zimmer umgezogen. Manche Bindeanleitung ist grotesk, so viele Fusel muss man da verarbeiten.
Einen 2er Kamasan B 980 einspannen und mit weißer Seide ein Bündel weiße Straußenfibern einbinden.
Das Schreckgespenst dieser Fliegen ist die „White Pike Sara“ von Sören Essebo, die darum wohl konsequent verborgen und verschwiegen wird. Sören ist ein vergleichsweise origineller Schwede, dort ist das Level der Originalität ohnehin schon hoch, und fischt seit 1975 mit der Fliege auf Hecht. Auch auf Meerforellen und Regenbogenforellen, was die Küste von Blekinge so hergibt. Und er mag leichte Ruten und fischt gern eine Klasse 5. Seine Lieblingsschnur ist eine DT Mills End, bekommt man für um die 10 Euro in England, und seine Fanglisten verzeichnen die Schnurklassen 5, 7 und 9, vom Boot eher schwer und sinkend, am Ufer eher leicht und schwimmend.
Ein Bündel Pearl Flashabou auszupfen, so dass die Enden nicht mehr stumpf sind, und als Rücken einbinden. Das kurze Ende umklappen und mit einbinden.
Passend dazu hat er im Verlaufe der Jahrzehnte eine Fliege entwickelt, die „Vit Gäddsara“ heißt und die kurz gebunden so leicht ist, dass er sie mit einer 5er fliegen lassen kann. Des weißen Pudels Kern ist in diesem Fall der Kamasan B 980, der nach Sörens Ansicht nur darum die Hälfte kostet, weil Kamasan ihn nicht als Fliegenhaken listet. Gut für uns. Ich habe mir bei ebay 100 Stück in 2 und 4 besorgt. Dazu braucht man nur zwei Materialien und zwei Fäden. Strauß in weiß, Flash in pearl, sowie weißen und roten Faden. Die Bindefotos zeigen wie es geht.
Den Haken in die Hand nehmen und das Material hinter dem Bogen auf ca. 5 mm Länge überwinden.
Allerdings ist das Binden nur die halbe Sache, oder sagen wir Zweidrittel, denn zur „Sara“ gehört ein spezielles Vorfach. In einem Text empfiehlt Sören „Drennan Green Wire“, in einem Video bindet er jedoch mit einem ähnlichen Produkt von Savage. Man darf also annehmen die Marke ist austauschbar, solange der Draht weich und ummantelt ist. Der Trick ist der, den Draht zweimal durch das Öhr zu führen und mit Bindeseide zu einer ‚Schlaufe‘ zu schließen, die bis ganz an das Öhr geht. So werden Draht und Fliege zu einer Einheit, und das muss so ein. Die Aktion hängt davon ab! Man kann bei der „Sara“ weder das Wurfverhalten, noch die Bewegung und schon gar nicht die Fängigkeit beurteilen, wenn man an dieser Stelle variiert. Denn für uns, die wir nicht 45 Jahre an der schwedischen Küste fischen und jeden Stein kennen, muss die „Sara“ ja unseren Künsten und Bedingungen entsprechend getestet werden. Nur um Rügen, kann ich mir vorstellen, wirkt sie ähnlich wie quer rüber in Schweden. Aber im Polder gibt es keine Sandaale, und da muss man schauen was geht. Eine anerkannte Variante ist die „Blue Streek Sara“, aber ich denke wir sollten die Bindeweise auch mit anderen Farben testen. Der Haken ist sehr schonend für die Hechte, denn kleiner geht’s fast nicht. Ein zweiter Haken hinten dran scheidet aus. Dann ginge die Leichtigkeit verloren. Die Original-Saras, die ich gesehen habe, waren mit Widerhaken. Vielleicht ist das der Deal, klein aber scharf. Aber da hilft keine Theorie. Vertrauen ist gut. Raus ans Wasser. Testen!
Den Haken wieder einspannen und den weißen Faden abschließen. Einen knallroten Faden oder Floss anlegen und einen roten Kopf winden. Dann dreimal Lack oder einmal Epoxy.
20 lbs. ummanteltes Softwire zweimal durch das Öhr führen, eine Schlaufe bilden und auf etwa 20 mm mit weißer Bindeseide abwickeln.
Den Draht auf um die 30 cm ablängen und eine zweite Schlaufe mit Bindeseide wickeln. Die Wicklungen dreimal lackieren. Jetzt gilt’s, denn nur Vertrauen hilft nun weiter. Aber wie sagte der Hansi Aigner immer: WennsarichtigerFischis-packterarichtigzua!
Nachtrag: Auf youtube kann man immer noch die Videos von Sören Essebo sehen, aber das jüngste ist vier Jahre alt. Einfach den Namen eingeben. Ich hoffe es geht dem Kollegen gut. Er fischt seine „Saras“ in drei Hakengrößen, von 6 bis 2, und empfiehlt dazu passend die Schnurklassen 5 und 6, 7 und 8 und auch 9. Man sieht ihn viele verschiedene Ruten und Rollen benutzen, und meist sind es Ruten mit voller Biegung. Die kleine „Sara“ ist sein „One Size Fits All“ Muster, mit dem er auch Meerforellen und Regenbogen fängt. Denn die müssen raus aus der Ostsee, so sagt er, weil sie den Hechten das Futter wegfressen…
Ingo Karwath