Alte Kameraden 6 – Meerforellenfliegen aus den frühen Jahren

Die „Solvraeven“ von Bent Nutzhorn aus Odense.

Einen Streamerhaken der Größe 4 bis 8 mit einem roten Fundament bewickeln und ein Bündel helles Fuchshaar einbinden. Das Haar auch hinter dem Haken mit einigen Windungen einfangen und mit ein paar Unterwindungen nach oben abstützen. Zwei Fäden Krystal Flash sind in jedem Flügel möglich. Aber nicht nötig.

Die „Solvraeven“, die Silberfuchsfliege, wird gar nicht mit dem Material gebunden, auf das ihr Name verweist, sondern mit dem ganz normalen roten dänischen Fuchs, wie man ihn dort in Wald und Flur im Scheinwerferlicht immer mal wieder sieht, wenn man mitten in der Nacht zurück zur Hütte fährt. Gerade auf Langeland fahre ich die engen Wege bis zur Hauptstraße immer sehr langsam, denn Anblick hat man jeden Abend. Rehwild, Dammwild, und ab und zu Meister Reinecke. Die „Solvraeven“ ist außerdem eine Zeitkapsel, denn sie wird mit Furry Foam gebunden. Auch als Bodygills bekannt. Das ist im Prinzip eine Einwegtischdecke, die man früher in amerikanischen Motels aufdeckte. Also nicht eben edel. Irgendein Fliegenbinder hat in den 70ern das Potential des Materials erkannt, und in kleine Portionen geschnitten kam es auf den Markt der Fliegenbinder. Natürlich mit der so beliebten 98% Gewinnmarge. Das Material ist eine dünne und zähe Schaumstoffschicht, die mit feinen Haaren beflockt ist. Ich habe nie damit gebunden, weil es ein typischer Werkstoff für die lose Binderei ist und wenig Haltbarkeit an den Tag legt. Wolle, Chenille und Dubbing kann man in Lack betten, und dann hält es praktisch ewig, und das war und ist mein Weg. Bei mir könnte auch den ganzen Tag Frank Sinatra mit „I do it my way“ laufen, oder? Aber ich habe natürlich Furry Foam und auch damit experimentiert, in meinen Dosen ist nur keine furry Fliege vorhanden. Als mir dieses Muster in den Sinn kam, habe ich natürlich nach dem Material gesucht, doch der Zahn der Zeit hatte ihm erheblich zugesetzt und es zerfiel bei Berührung. Ein geradezu archäologisches Erlebnis. Fliegen ergeht es dann irgendwann ebenso. Ich will aber nicht in Abrede stellen, dass das Material für Maifliegennymphen, Libellennymphen und Koppenkörper interessant ist. Na ja, und eben für die „Solvraeven“, die man damit binden soll.

Einen Streifen Furry Form einbinden und bis zur Hakenmitte wickeln. Das in der Tüte viel dunkler wirkende Material hellt sich dabei auf, weil der Schaumstoff sichtbar wird.

In der Mittel einen Flügel einbinde, der nicht über den Hakenbogen hinausreichen sollte. Den Vorderkörper ebenso wie den Hinterkörper binden.

Das Muster wurde wohl 1988 von Bent Nutzhorn erdacht, der bei dieser Fliege einen Kniff eingeführte, den viele übersehen und einige seither mehrmals neu erfunden haben. Der Fuchsschwanz hinten erhält nämlich eine Stützwicklung, die verhindern soll, dass er eintailt. Die zweite Portion Fuchshaare wird so gewählt, dass sie nicht eintailen kann, und auch die dritte Portion wird von der Länge hakenbogenfrei gehalten. Den drei Haarbündeln je zwei Fibern Krystal Flash mit auf den Weg zu geben ist eine Neuerung, die 1988 noch nicht zur Debatte stand. Ich würd’s lassen. Das ganze Muster ist dezent beige, wobei man in dänischen Bindeanleitungen die amüsante Beschreibung findet, das Furry Foam möge die Farbe von leichtem Sonnenbrand haben. Hat man im August einen ganzen Tag an der Küste gefischt und die Nase nicht eingecremt, dann erinnert die wohl eher an eine „Red Tag“. Eine rote Variante der „Solvraeven“ kenne ich nicht, sehr wohl aber eine schwarze, die mit schwarzem Polarfuchs und schwarzem Furry Foam gebunden wird. Natürlich für die Nachtfischerei. Die „Solvraeven“ zeichnet aus, dass sowohl Furry Foam als auch Fuchshaar das Wasser praktisch trinken. Die Fliege taucht ausgezeichnet ein, und ist sehr beweglich im Wasser. Man kann sie sehr gut an einem Schnurbogen fischen und einfach nur treiben lassen. Das Muster imitiert angeblich die Jungfische verschiedener Groppen und auch die lütten Aalmuttern, scheint mir aber eher ein so universeller Futteranblick zu sein, dass ich Garnelen und andere Fischlein nicht ausschließen möchte. Der Gesamteindruck geht ja stark in Richtung „Hare’s Ear“ als Streamer, die Wirkung nicht minder. Leider mögen die Hornhechte sie auch gern leiden, und das tut dem Furry Foam gar nicht gut. Sich daran zu stören ist aber eine Frage des Standpunktes, denn der Hornhecht ist ein Sommergast, der auch Freude machen kann. Nicht zuletzt in der Pfanne.

Das Mylar nach vorn führen und einen weiteren Flügel einbinden, der nicht länger sein darf als der mittlere. Eine Beschwerung ist nicht nötig, sogar eher schädlich, denn Foam und Haar saugen sich förmlich voll Wasser. Der Streamer ist darum nahezu neutral.

Ein kleines Büschel helles Fuchshaar als Hechel einbinden und die Fliege abschließen.

Ingo Karwath