Das Fliegenfischen auf Seen und Talsperren hat eine verblüffende Entwicklung genommen, denn seit man die Wettfischen erfand liegt ein solcher Druck auf der von Jahr zu Jahr, von Event zu Event notwendigen Verbesserung, der rein gar nichts mehr mit gemütlichem Fliegenfischen zu tun hat. Die Kunst für uns Privatfischer besteht darin, von den Techniken zwar zu lernen, aber die Gier zu vermeiden, die das Ganze antreibt. Eine der unauffälligsten Stellen in dieser Fischerei ist das Vorfach. Wir schauen nach den Fliegen, achten auf Rutenlängen und Schnurtypen, und übersehen leicht das, was ja auch fast unsichtbar sein soll, das Vorfach. Farbloses Nylon war lange ein Hit in der Szene, bis es von Copolymer und Fluorocarbon abgelöst wurde. Bei der Vorbereitung einer Reise bin ich bei Dennis Moss in „Trout From A Boat“ auf Erkenntnisse gestoßen, die ich so vorher nicht hatte. Mein übliches Vorfach bestand bisher aus einem auf zwei Meter zurückgeschnittenem 0,26 Vorfach von vorher neun Fuß. Dann ein Ringerl und zwei Meterstücke 0,20er mit einem Springer. Den Springer mit einem durchgesteckten Grinner gebunden. Eine dritte Fliege benutze ich selten, und wenn, dann am Ringerl. Das ist schon ziemlich Hi-End, aber es geht wohl noch besser. Bei den teils bis zu 21 Fuß langen Vorfächern muss man bedenken, dass sie in der Regel im Boot benutzt werden, in Richtung der Drift und also mit Rückenwind. Das Material sollte entweder farblos oder lichtgrau sein. Knoten ist stets der „two-turn-water knot“. Immer das von oben kommende Ende als Dropper verwenden. Copolymer und Fluorocarbon werden gemischt, weil das eine kaum einmal untergeht, das andere aber eher flott. Copolymer neigt mehr zu Kringeln und ist weicher, Fluorocarbon ist steifer, aber wegen plötzlicher Abrisse gefürchtet. Hier die gefundenen Formeln in Fuß:
Standard Working Section: Ein 9 Fuß 24er oder 26er gezogenes Vorfach wird auf sieben Fuß gekürzt. Drei Fuß 0,22er Copolymer mit loop-to-loop anschlaufen. Die drei Fuß nach jedem Angeltag erneuern.
Nassvorfach für drei Fliegen: Standard Working Section, dann zwei Fuß 0,18er Fluorocarbon mit 10 Zoll Dropperzugabe. Danach fünf Fuß 18er Fluoro mit Dropperzugabe und fünf Fuß als Tippet. Ein Vorfach für das normale Nassfliegenfischen in der Drift. Sagen wir Ke-He, Green Peter, Invicta.
Nassvorfach für zwei Fliegen: Standard Working Section, dann drei Fuß 0,18er Copolymer. Danach drei Fuß 16er Fluoro mit Dropperzugabe und fünf Fuß als Tippet. Tippet auch in 0,14 oder 0,12. Vorfach für das feinere Nass- oder Nymphenfischen in der Drift. Vielleicht Cruncher und Snatcher.
Trockenvorfach für zwei Fliegen: Standard Working Section, dann drei Fuß 0,18er Fluorocarbon mit 10 Zoll Dropperzugabe. Danach sieben Fuß 18er Fluoro als Tippet. Vorfach für zwei Maifliegen oder Sedges. Immer gut, Ginger Mayfly und Grey Wulff.
Trockenvorfach für eine Fliege: Gezogenes 20er Vorfach in 12 Fuß. Mit drei Fuß 18er Copolymer und dann drei Fuß 16er Copolymer verlängern. Tippet zuletzt drei Fuß 14er oder 12er Fluorocarbon. Vorfach für kleinere Fliegen, z.B. Caenis. Grey Duster.