Junge Kollegen 3 – Meerforellenfliegen frisch aus dem Bindestock

Brenda, Brendas Mor und Bette Brenda – eine bei den Forellen höchst unbeliebte Familie. Sie sind die Daltons der Ostsee.

Eine goldene Perle in Position bringen und ein Fundament winden. Das Schwänzchen ist eine Portion ausgezupftes Dubbing in Salmo Supreme rainbow flash, und wer mag fügt noch je zwei Fibern Krystal Flash oliv an die Seiten.

Den kleinen Hinterleib aus dem rainbow flash Dubbing aufbauen und eine braune Hechel winden. Meine Vorliebe gilt dabei einem orangebraun, aber der Balg geht langsam zur Neige.

Ich kann förmlich sehen, wie sich bei alten Küstenhasen die Lippen zu einem spöttischen Grinsen kräuseln, denn hier mit Ove Monrads „Brenda“ anzukommen ist ja nun wahrlich nicht mehr frisch. Aber, erinnern wir uns, die „Brenda“ ist noch gar nicht so lange im Geschäft, und es kommt einem nur so vor, als würde man sie schon ewig kennen. So vor zehn, zwölf Jahren begann ihr Weg in die Popularität. Aber das natürlich mit Verve und Effet. Was diese Fliege jedoch besonders auszeichnet, ist ihre clankriminelle Verbindung zu Mutter und Tochter, denn plötzlich tauchten eine „Brenda’s Mor“ und eine „Bette Brenda“ in der Szene auf. Mutter und Tochter sind jüngeren Datums, und die Tochter ist gerade sehr beliebt, weil dieser unselige Kutter „Soegard“ vor Musholm, westlich Slagelse, vor Weihnachten tonnenweise Krüppelforellen aussetzte. Etwa 70.000 Fische. Genaue Zahlen kennt man nicht. Die Fische waren passend zum Fest schlachtreif, als der Unfall passierte. Diese teils grotesk aussehenden Regenbogenforellen sind kurz und dick, man denkt an einen Fußball, und haben zerlumpte Flossen. Tausende von Anglern stürmten an die Küsten, um an diesem kostenfreien Forellenpuff teilzuhaben. Der Fliegenfischer fährt natürlich mit, nennt den Vorgang aber Hegefischen. Denn klar ist dieser Besatz für das Ökosystem schädlich, wenn die Forellen irgendwann den Drang haben aufzusteigen. Hat jedoch die heilende Kraft des Meeres ihre Wirkung entfaltet, und die fetten Regenbogenforellen langsam schlanker werden und sich an Naturnahrung gewöhnen, wenn sie versilbern, ihre Flossen heilen und ihre Drehwurmkondition zu Speed und Jump wird, dann ist das kein Hegefischen mehr. Im Idealfall bekommen die Fische die Gestalt einer fitten Steelhead. Und sind außerdem sehr schwierig zu fangen. Sie schwimmen gern flach, oft in Gruppen, und wenn man den vorderen Fisch nicht wirklich gesehen hat, verschreckt man sie wie Bonefische. Schnurklasse 6, 6 Meter Vorfach, und „Bette Brenda“, das möchte gehen. Mit dem Brenda-Clan hat man eine schöne Möglichkeit, drei Fliegen mit sich zu führen, die vom schnellen Strippen einer großen Fliege bis zum vorsichtigen Eintupfen einer 12er Fliege alles abdecken. Also, frisch aus dem Bindestock ist etwas relativ, die Mudder gibts auch schon länger, aber die „Bette“ ist neueren Datums. Binden. Und fangen. Denn, so schön die Forellen auch werden mögen, jedes Filet hilft den kleinen Meerforellenauen weiter. Jedes Regenbogenforellenfilet …

Brenda.

Einen zweiten Körper andubben, Hechel, einen dritten, Hechel, und einen vierten, Hechel. Den Whip Finish schön in die Lücke hinter der Perle ziehen und einen Tropfen Lack beigeben. Fertig ist die echte Brenda, besonders beliebt so um die Hakengrößen 6 und 8.

Brendas Mor.

Brendas Mor bindet man lieber in Größe 2 oder 4, und der Schwanz und die Hecheln sind gelbe Goldfasanfedern. Dubbing wie gehabt, rainbow flash.

Bette Brenda.

Bette Brenda bindet man in 10 und 12, gern auf einen kurzen Haken, und ich beschwere sie mit Kupferdraht oder einer sehr kleinen Perle. Dubbing s.o., Schwanz aus Dubbing plus Flash, die Hechel über den ganzen Körper palmern und mit Golddraht gegenrippen. Man kann den Schwanz auch mit Goldfasan machen.

Ingo Karwath