Mucilin rot, für die Schnur, und Mucilin grün, für die Fliege, damals noch in Blechdöschen, waren die beiden ersten Schwimmhilfen in meiner Fliegenweste. Beides wurde abgelöst von einem orangen Entenbürzelfett, das unser Fachhändler auf der Anspo entdeckt hatte. Es war in einem weißen Plastikdöschen mit einem roten Etikett, und hatte an einem heißen Tag die unangenehme Eigenschaft, sich vollkommen zu verflüssigen. Insbesondere im Auto. Eine fettfleckige Weste wurde zur Ikone des Fliegenfischens. Irgendwann in den 80ern war ich es dann leid und wechselte zum gerade frisch erfundenen Gehrke’s Gink, und dabei bin ich dann geblieben. Natürlich immer mal mit Schlenkern hin zu anderen Produkten, aber Gink und Xink blieben meine Hausmarke. Zusammen mit Amadou und Dry Shake fühle ich mich damit ganz gut gerüstet, achte aber sorgfältig darauf, die beiden Systeme nicht zu kreuzen. Gink und Amadou ist nämlich keine gute Idee. Nachdem Gink und Xink jahrelang, ach was, jahrzehntelang in einer Westentasche verwahrt waren, habe ich mich nun entschieden mal einen Halter dafür zu bauen. In ganz jungen Jahren als Fliegenfischer, ich war mit meinem Mentor an seinem Wasser und hatte rechts und links zwei brandneue Retractoren an der Weste, zog der alte General fröhlich an beiden herum und meinte: Kamerad Karwath, Sie sehen ja aus wie eine Kuckucksuhr! Das hat mich ein bisschen dahingehend geprägt, mich nicht mit zu vielen Dingen zu behängen. Aber, sehen wir der Wahrheit ins Gesicht, ein paar Gegenstände an der Weste baumeln zu haben ist schon sinnvoll. Man kann außen etwas anbringen, aber ja auch innen, oder man hängt sich eine Kette um, eine Guides Lanyard. Das übersetzt sich mit Schlüsselband. Es ist viel schöner damit fischen zu gehen, als damit allein nach Hause zu kommen, wenn man sechs Jahre alt ist. Gink Halter sind nun wahrlich keine neue Erfindung und seit Jahren gebräuchlich. Zwischen zehn und vierzig Euro wird man da fündig, aber auch für 1,49 € direkt in China. Modelle aus Gurtband, aus Kunststoff, aus Leder und Aluminium sind im Angebot. Oft ist der Kunststoffkarabiner größer als die Halterung selbst. Ich habe beschlossen einen Ring einzubauen, dann kann man über den Karabiner später befinden. An einem Retractor wäre der ja entbehrlich. Aber sehen Sie selbst, wie’s geworden ist.
Aller Dinge Anfang ist ja ein Schnittmuster, mit dem man probieren kann, wie dieser Pullunder später an der Flasche sitzt. Das Schnittmuster wird auf Leder übertragen und ausgeschnitten. Das Teil sieht aus wie ein Anker.
Ein Gink Fläschchen lässt sich in ein 12 mm Loch einschrauben, in ein 14 mm Loch bequem einstecken. Ich habe eine 12er Lochpfeife, aber keine 14er, also…
Die Nahtlöcher sind vorgestochen und das Leder ist gefärbt. Den hübschen Angeberstempel hat mir ein Freund geschenkt, dem ich eine Messerhülle gemacht habe. Er wollte eine Signatur drauf haben.
Die beiden Innennähte sind etwas knifflig, aber wie die Anprobe zeigt, sitzt das Fläschchen perfekt. Der Trägerstreifen muss ausgestanzt werden, damit der D-Ring passt.
Eine Lasche bringt die glatte Lederseite wieder nach vorn, Lederkleber und eine Niete erzeugen eine generationenübergreifende Haltbarkeit. Ja, werden Sie sagen, und was ist jetzt der Sinn der Sache. Nun, es ist Februar, ich hatte Spaß und war in Gedanken am Wasser.
Ingo Karwath