Dieser Dezember-Streamer ist fast schon ein Projekt für die Ferientage zwischen den Festen. So man sie hat.
Das Hinterteil aus einem 0,6 mm bis 0,8 mm Edelstahldraht so biegen, dass man einen 2 cm Shank erhält. Hinten später einen Sprengring eindrehen.
In Europa ist die im Prinzip handlange Hechtfliege das Zentrum unserer Fischerei. Das lässt sich mit den bis zu 15 Zoll langen Muskyfliegen nicht vergleichen. Die kosten schon mal 50 Dollar und erreichen damit Preise, die uns bisher nicht geläufig waren. Sie fressen das Material mit einem Hunger, der den von Obelix locker übersteigt. Da Bucktail auf das Gramm deutlich teurer ist als Wildschweinbraten, geht der Preis wohl auch in Ordnung. Die Schäfte für eine Muskyfliege sind zwei bis vier Zoll lang, und bindet man z.B. einen Train mit 2 Zoll, 3 Zoll und noch einmal 3 Zoll, hat schon die Drahtseele über 8 Zoll Länge, weil ja noch die Sprengringe hinzu kommen. Mit einem 10 cm Schwanz ist man bei insgesamt 12 Zoll, also 30 cm. Und das ist eine kleine Muskyfliege! Die Ruten, mit denen man diese Köder bewegen kann, beginnen erst bei Schnurklasse 12. Bei den Musky-Spinnanglern sind gerade Ruten mit einem Seitengriff modern, mit denen man besser die Acht oder den großen Kreis führen kann. Ich befürchte irgendeine Fliegenrute dieser Art steht uns auch bevor. Sieht cool aus. So erfahren und abgeklärt. Sonst aber sinnlos.
Bucktail in 8 bis 10 cm Länge als Schwanz einbinden. Je drei rote Hechelfedern rechts und links splayed anlegen. Dann Bucktail in 6 bis 8 cm Länge als Kranz binden.
Für Hecht muss man aus den Schäften die Luft ablassen, und ich nehme mal die „Pig Sticker“ als Ausgangsmuster. Ein „Pig Sticker“ ist ein sehr langes Messer mit zwei Schneiden, und es ist das etwas unsympathische Gegenstück zu unserem Hirschfänger. Den Hirsche auch keinen Deut besser finden. Für Hecht könnte man als Hinterteil einen 2 cm Shank biegen, dann eine 3 cm Mitte und ein 4 cm Vorderteil. Damit kommt man auf 9 cm und erreicht mit einem Schwanz die bei uns üblichen 15 bis 18 cm. Muskyfliegen bewehrt man mit 6/0er Drillingen, denen man einen Haken abkneift. Das stellt sicher, dass die lange Fliege bei den meist am Boot erfolgenden Angriffen auch dann hakt, wenn der vor Aufregung überforderte Fliegenfischer mal wieder einen „trout strike“ macht, also die Rute hebt. Auf Hecht kann man das Prinzip wahren und mit 2er Drillingen arbeiten. Ich habe noch nicht genug Erfahrungen mit dem Muster, als dass ich nur einen Haken und nur eine Position empfehlen könnte. Aber hinten ein Einzelhaken und vorn ein Zwilling scheint mir machbar.
Die Mitte als 3 cm Shank biegen und das Hinterteil in die hintere Öse einhängen.
Das Mittelteil der „Pig Sticker“, die wir ja „Pike Sticker“ nennen könnten, wird mit einer Bucktailbürste gebunden, mit der die Bindearbeit flott vorangeht. Jedenfalls wenn man vorher ein paar davon fertig macht. Das Vorderteil wird mit dem Mittel- und Hinterteil mit einem Sprengring verbunden. So kann man praktisch Kopf und Körper austauschen. Die Haken hängen auch in Sprengringen und ermöglichen einen Ersatz. Eine sehr funktionale und flexible „Fliege“. Ihre Bewegungen muss man gesehen haben. Die viele Arbeit führt schon zu einem Ergebnis. Mit diesem, wie ich finde besonderen Muster, beschließe ich im Dezember die Reihe Hechtfliege des Monats. Nächstes Jahr habe ich Appetit auf trocken und starte im Januar die Serie Trockenfliege des Monats. Abschließend kann ich an dieser Stelle noch einmal sagen, dass die Überlegungen zu diesen Artikeln mich deutlich mehr an den Bindetisch und ans Wasser gebracht haben. 2021 habe ich darum mehr Hechte und Zander gefangen als je zuvor. Gerade gestern einen 76er an meiner Lieblingsbrücke.
Den Mittelshank mit einer Bucktailbürste bebinden. Die Mitte bietet Volumen und Verdrängung. Siehe dazu die Anleitung unter Tipps 12/21.
Das Vorderteil als 4 cm Shank biegen, aber einen Zentimeter vor der hinteren Öse eine zusätzliche Öse einbiegen.
Bucktail von 6 bis 8 cm Länge als umgedrehten Kranz einbinden, man sagt auch reversed, also Spitzen nach vorn und dann umlegen.
Den restlichen Körper wieder mit einer Bucktailbürste gestalten.
Noch einmal je drei Hechelfedern rechts und links splayed einbinden.
Das Muster mit einem weiteren umgedrehten Bucktailkranz abschließen. Die Angaben bilden ein Grundmuster, welches man nach Lust und Laune verändern und beflashen kann. Dann kann man sich entspannt zurücklehnen, weil man einen 30 Euro Wert geschaffen hat.
Die wilde Struktur scheint nur so, ist aber gut durchdacht. Die Federn bieten Farbe und Bewegung, die Bürsten geben Volumen, die Kränze sorgen für die Aktion. Man kann dem Kopfteil verschiedene Hinterteile anhängen, und man benötigt viel weniger Haken als Fliegen, wenn man den Streamer erst im Einsatz scharf macht.
Ingo Karwath