Wenn „Kilowatt“ und „Meat Whistle“ ein Baby machen.
Nein. Ja. Vielleicht. Kennen Sie diese Zettel noch, die man mit der Frage: “Willst du mit mir gehen? bekam oder vergab? Genau die drei Antworten konnte man ankreuzen. Willst du mit mir fischen, das fragt uns im Prinzip jede Fliege, von der wir ein Exemplar, ein Bild oder Video sehen. Mich sprechen Zeichnungen sehr an, weil sie reduzieren und Raum für Vorstellung lassen. Fotos finde ich auch noch gut, und Videos sind mir zu lang. Ich will nicht 16 Minuten einen Bindeprozess sehen, den ich schon verstanden hatte, als ich das Muster nur sah. Bei Fliegen haben wir eine Antwort mehr als die obigen drei, nämlich die Veränderung. Also, ja, ich will mit dir fischen, aber deinen Kopf finde ich doof, deinen Schwanz möchte ich fülliger, und dir mühsam einen Lederstreifen aufbinden will ich nicht, denn man sieht den Effekt ohnehin nicht.
Einen „Kilowatt“ Haken herstellen und hinten eine Bunnyloop aus 70er oder 80er Nylon einbinden.
Einen Streifen Kaninchenfell mit den Haaren nach unten, einen zweiten Streifen mit den Haaren nach oben einbinden. Das erzeugt Fülle.
So in etwa ist meine Einstellung, wenn es darum geht die „Meat Whistle“ für Zander zu binden. Auf den letzten Metern der Saison, es ist klapperkalt und meine Ausflüge sind eher kurz, haben bei mir am Bindetisch „Meat Whistle“ und „Kilowatt“ ein Kind geboren, den „Doppelhasen“. Ja, klar, das ginge auch in Englisch, „Double Bunny“, aber auf Youtube kranken sich so viele deutsche Fliegenfischer durch die englische Sprache und trinken gar noch schwedischen Lemmel Kaffee in der wilden Natur des norddeutschen Tieflands, das die Grenze zum Komischen lange schon überwunden ist. Unser Sprachraum ist klein, darum ist die Gruppe unserer Zuschauer und Leser auch klein. Na und, dann ist das eben so.
Mit Braid einen Körper wickeln und mit Zap-a-Gap sichern.
Den Haken im Bindestock drehen und eine Portion schwarzes Fuchshaar einbinden. Dann an den Seiten je drei Gummibeine. Den Haken wieder drehen und eine Portion Flashabou einbinden, gefolgt von zwei Portionen Marabou oben und unten.
Ein doppelter Fellschwanz erhöht natürlich die feuchtschwere Ledermenge im Wurf, aber die beiden schmalen Streifen sind nicht schwerer als ein einzelner breiter Streifen. Ich habe mal vor Jahren den Versuch unternommen mit Fellstreifen so eine Art Huchenzopf zu binden, und bin da sicher nicht der Einzige, der herausgefunden hat, dass man das Ding dann nicht werfen kann. Beim „Doppelhasen“ habe ich mich für die Bunny Loop entschieden und darum gegen den Matukastil. Man müsste sonst einen Streifen auf den Haken binden, Loop und Körper herstellen, den zweiten Streifen einstechen und innen auf den Haken binden. Die Abdeckung, die man dann mit dem Flügel erzeugt, hätte das ganze Bindegezauber aber unsichtbar abgedeckt. Na ja, es ist kein Muster, dass das Glöckchen im Himmel klingeln lässt, aber eine gute Lösung für den Zander- und Barschfischer, der ein schweres und alltagstaugliches Muster sucht.
Zuletzt eine schwarze Weichhechel einbinden, die Fliege mit einem Whip Finish abschließen, lackieren und den Abschlussknoten dann sofort noch einmal mit etwas Maraboudubbing kaschieren. Einen weiteren Whip Finish einziehen und den Faden knapp abschneiden.
Ingo Karwath
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