Intruder Rigs

Die klassische Methode mit Nylonschlaufe und Lautsprecherkabelisolierung.

Die älteste Methode ist vermutlich die mit dem Lautsprecherkabel. Dabei wird einem Drahtshank hinten zunächst eine kleine Nylonschlaufe aufgebunden. Für die Verbindung schneidet man sich dann ein Stück Lautsprecherkabel ab, zieht die Kupferlitzen heraus und trennt die Stränge oder entfernt den Steg zwischen den beiden Isolierungen. Das Material hat den idealen Durchmesser, denn man kann es auf den halben Millimeter genau kaufen, und eine hervorragende Haltbarkeit. Man fädelt die Vorfachspitze durch das Öhr, durch die Nylonschlaufe, durch das Tubing und knotet einen kurzen Einzelhaken an. Unbedingt mit einem Clinch, denn Schaftknoten wie der Turle können sich lösen, wenn man das Tubing drüberfummelt. Dann zieht man schlussendlich das Tubing ein Stück über den Haken und über das Drahtende. Eine absolut typische Bastlerlösung, und von vielen bis heute als die beste Verbindung gepriesen. Das Drahtende sollte schön rund geschliffen sein, damit es das Vorfach nicht beschädigen kann. Ruiniert man mit einem Hänger den Haken, kann man ihn problemlos austauschen. Die Verbindung lösen, den Haken nach hinten durchziehen, einen neuen anknoten und wieder aufstecken. Ich habe mir sagen lassen, dass viele alte Hasen mit dieser Verbindung seit Jahrzehnten fischen. 

Die ersten „Intruder“, die ich sah, waren im „Art of Angling Journal“ abgebildet, Volume 1, Issue 3, 2002. Der betreffende Artikel hieß „Rhea Super Spey: High Action Flies for Big Fish”. Der Name “Intruder” wurde allerdings nicht benutzt, denn die dargestellten Fliegen wurden mit dem Begriff „Super Spey“ erfasst. Auch keine schlechte Wahl, und in der Herleitung einwandfrei, denn die ersten langen Muster wurden auf Spey Lachshaken bis zur Größe 5/0 gebunden. Solche Haken werden heute gar nicht mehr geschmiedet. Man findet sie auch nicht bei einer schnellen Bildersuche in Google. Das dunkle Loch der Zeit hat sie verschluckt. Aber man findet immer noch den guten alten Mustad 3665a, der ja einmal der Streamerhaken war. Ich mag ihn immer noch sehr, aber er ist 7x lang und damit fast doppelt so lang wie der 4x Haken, an den wir uns alle so gewöhnt haben. Stellen Sie sich den in 5/0 vor. Das ist fast schon eine Blankwaffe. Die Intruderbinderei hat sowohl diese Haken als auch ihre Wurzeln hinter sich zurückgelassen, weil „Super Spey Grubs“, also rundum mit langen Hecheln behechelte Lachsfliegen einfach zu sehr daran erinnern, dass man sich an alten Formen bediente und einen Kaffeesatz noch einmal frisch brühte. Das ist natürlich eine schlechte Grundlage fürs Marketing und hätte vermutlich keinen Hype in die Gänge gebracht. Der Name „Intruder“ ist auch viel schöner und etablierte sich. Ein Problem dieser Fliegen war, dass sie zu vielen toten Fischen führten. Der „Intruder“, der Eindringling, soll ja einen Aggressionsbiss auslösen, und landet darum oft tief im Rachen. Die Riesenhaken führten zu schlimmen Verletzungen, und so kam man auf die Idee, einen kleineren Haken an einen Schaft zu hängen. Sagen wir einen 2er. Den man aber auch nicht zu weit nach hinten setzen kann, weil er dann wieder zu tief verschluckt wird. So ein bis zwei Zoll höchstens etablierten sich als anständige Länge, und zusammen mit dem Shank sind vier Zoll eine bewährte Obergrenze der Konstruktion. Wobei Federn natürlich länger sein dürfen, was einen großen „Intruder“ bis zu 15 cm lang macht. Die Verbindung von Schaft und Haken nennt man Rig, und da gibt es ein paar Möglichkeiten, die ich einmal vorstellen möchte.

Intruderwire steht wie eine Eins, ist nach einem Hänger oder Drill aber oft ruiniert.

Eine ebenfalls viel benutzte Methode ist die mit dem Draht. Den kann man inzwischen als Intruderwire kaufen, aber das ist recht eigentlich nur ein buntes Hechtvorfach, und mit dem geht es auch. Dem Shank wird eine Drahtschlaufe aufgebunden, in die man einen passenden Haken einfädeln kann. Meist macht man das schon im Bindevorgang. Dann ist es eine sehr gute Idee, den Haken mit einem festen Klebeband zu umhüllen, denn man wird sich sonst garantiert stechen. Theoretisch kann man nun den Haken austauschen, indem man nach einem Hänger einen neuen einschlauft. Praktisch jedoch ist die Schlaufe oft so in Mitleidenschaft gezogen, dass man den „Intruder“ wegschmeißen kann.

Die Firelineschlaufe ist im Drill top, im Wurf jedoch ein Risiko.

Weil der Draht so empfindlich ist, wird auch gern eine Verbindung mit 30 bis 50 lbs Fireline hergestellt, also ein Braid in Wallerstärke. Fireline kann nicht knicken und ist nach einem Hänger selten beschädigt. Aber einen neuen Haken anzufummeln ist eine Agonie. Am besten man schneidet sich 20 cm 20er ab, fädelt es durch die Firelineschlaufe und führt dann beide Enden durch das Hakenöhr. Dann zieht man die Fireline durchs Öhr und schlauft den Haken ein. Das Problem ist, der Intruderfischer hat meist kein 20er in der Weste, sondern eher 30er, 35er, und Fireline doppelt und das dicke Tippetmaterial doppelt passen nicht durchs Öhr. Außerdem ist Fireline schlapp und der Haken schlägt gern in die Fliege um und hakt sich fest. Aber es knickt nicht im Drill und ist extrem haltbar.

Fireline mit Isolierung verbindet die Vorteile, aber einen neuen Haken baut man besser vor dem Kamin ein.

Die vierte Methode verbindet die erste und die dritte. Man bindet dem Shank eine Firelineschlaufe auf und zieht ein Stück Lautsprecherisolierung über den Haken, und schlauft ihn dann ein. Jetzt schiebt das Material hoch zum Shank, steckt ihn mit seinem freien Hinterende hinein und richtet den Haken so aus, dass auch er ein paar Millimeter im Schlauch ist. Diese Methode von Jerry French erzeugt die klassische Schlaufenverbindung etwas statischer, aber der Haken kann sich immer noch lösen und wird im Drill nicht ausgehebelt. Hat man genug „Intruder“ zur Hand, sollte man den Hakenwechsel auf den Abend verschieben. Die Fummelei mit Tube und Haken ist zwar möglich, aber tief watend und mit kalten Fingern schon schwer. Die Isolierung muss stramm auf den Shank passen, und sitzt entsprechend sehr stramm am Hakenöhr.

Alle Methoden haben ihre Anhänger, und ich möchte Ihrer Entscheidung nicht vorgreifen. Für alle Rigs gilt, das Schlaufenmaterial fest überwickeln, nach hinten umknicken, wieder überwickeln und verkleben. Hat man die Rigs zur Probe gebunden, sollte man versuchen den Haken zu entfernen und wieder einzusetzen. Die Finger vorher zehn Minuten in Eiswasser zu halten ginge wohl zu weit, aber stellen Sie sich den Vorgang mit eiskalten Händchen vor. Tight Thread beim Binden und später Tight Lines beim Fischen. Intruderfische sind ja meist erinnerungswürdig.

Ingo Karwath