Die „PK Flash Nr. 9“ wird dieses Jahr 39, und wir wissen ja, Fliegen die je entzückend, hinreißend und absolut unwiderstehlich waren, werden nicht älter. Frei nach Coco Chanel.
Man sollte für die „Flash Nr. 9“ mit einem weißen Bindefaden beginnen, um später seine Helligkeit unter dem Pearlmylar nutzen zu können. Das Original war beschwert. Machen wir hier auch. Hinten ein kurzes Bündel braunes Marabou einbinden. Wer sich sehr viel Mühe geben möchte, baut unter dem Mylar vorher einen weißen oder silbernen Körper auf. Den Bindefaden danach festlegen und trennen.
Das Mylar achtern schön gerade schneiden und 10 mm über das Marabouschwänzchen schieben, dann hinten mit schwarzem Nähgarn sauber abbinden und den Faden bis zur Mitte rippen. Dort beschweren und hängen lassen oder abbinden. Die Ansatzwicklungen hinten lackieren.
In den Jahren von 1976 bis 1985 entwickelte Per Karlsen zusammen mit Orla Grell eine erste Serie von Küstenfliegen, die sie die Null-Serie nannten. Eine Mischung von Ideen und Mustern, insgesamt 20 Stück, die man mit den zugefügten Abkürzungen PK und OG unterscheiden konnte. Es sollten weitere Serien folgen, die Flash-Serie mit 30 Mustern, die K-Serie mit 20 Mustern, die Küstennymphen Serie mit 9 Mustern, die P.K. Fluerne mit 9 und die P.K. Rejerne ebenfalls mit 9 Typen. Superkrumme Haken waren damals für Garnelen populär, etwa der Old English Bait Hook von Partridge, aber ich bin diesen Formen nie aufgesessen. Sie haken fast nichts! Dänemark, das muss man wissen, hat eine gewisse Tradition was Fliegenserien angeht, und dabei dem berühmten Krogsgaard-Serien Vorbild zu folgen war beliebt. Mal kurz anhalten und zählen: 20, 30, 30, 20, 9 und 9, ah ja, 118 Muster. Da müsste man ordentlich Boxen kaufen und eine vieltaschige Weste, wollte man die alle führen. Ich rechne je 5 pro Muster in zwei Größen, 1180 Fliegen, in Deutschland gebunden für die in etwa üblichen 5 Euro, also für 5900 Euro Fliegen. Hola, das möchte man weder bezahlen noch tragen, und das muss man auch gar nicht. Schaut man heute auf die üblichen Shop-Seiten, findet man von den 118 Mustern eigentlich nur noch eines, und das ist die „P.K. Flash Nr. 9“. Aber auch hier verschwindet sie so langsam aus dem Blick, denn Per Karlsen band sie zuerst 1984 und das sind gepflegte 39 Jahre her. In „Flugfiske i Norden“, in der berühmten Doppelnummer von 1984, fand die Fliege noch nicht in eine weitläufige Öffentlichkeit. Der große Artikel über Meerforellenfliegen für die dänische Küstenfischerei in diesem Heft war ein Meilenstein, wenn nicht der Meilenstein, für die Entwicklung der Strandfischerei. Er trat etwas los, für das die Zeit einfach bereit war, und markiert nach meiner Ansicht ganz wesentlich den Beginn dieses Wandels. Mogens Espersen hatte in seinem Artikel das Jahr in Quartale aufgeteilt und passende Fliegen empfohlen. Da gab es schon einige PK‘s, O‘s und Kræ‘s, aber die berühmte „Flash Nr. 9“ war zu frisch erfunden. Ich weiß nicht mehr genau, wer mir die Fliege zutrug, aber ich glaube es war entweder Steen Ulnits oder Lars Østergaard. Preben interessierte sich überhaupt nicht für Streamer, und Bjarne war absolut auf Bambus fixiert. In diesen fast vier Jahrzehnten, die „Flash Nr. 9“ und ich haben bald Rubinhochzeit, entwickelte sich das Küstenfischen in einer Geschwindigkeit, die denselben Phänomenen bei der englischen Talsperrenfischerei und der skandinavischen Hechtfischerei entspricht. Heute ist die Küste so beliebt, dass Bäche und Flüsse im Hinterland selbst dann ignoriert werden, wenn sie eine gute Fischerei bieten. Am Fließwasser hat man als Fliegenfischer Erlebnisse von ganz anderer Qualität, und auch die Probleme dazu, mit wirren Strömungen, überhängenden Büschen und selektiven Forellen, und der Preis, den man dann im Kescher anschaut, ist so um die 20 cm kürzer als an der Küste üblich. Die 50er oder 55er Forelle vom Strand verschiebt da schon die Maßstäbe, wird sie doch als eher klein begriffen und lässig wieder ausgesetzt. Eine fitte 35er Bachforelle ist immer noch 5 cm unter dem Küsten-Schonmaß und 15 cm unter dem Maß, bei dem der Strandfischer vielleicht ans Mitnehmen denkt. Die Fische zwischen 50 und 60 Zentimeter leben ein gefährliches Leben. Darunter sind sie für den Priest zu klein, darüber für die Seele bewegend groß und schön. Über 60 cm ist bei mir ein absolutes Schonkriterium. Eine Meerforelle in der Küche ist schon lecker so einmal im Jahr, aber eine lange genug frei im Meer lebende Regenbogen ist auch nicht schlecht. Doch genug von Butterschmalz und Hitze und noch einmal zurück zur „Flash Nr. 9“. Warum sie so lange überlebt hat, inmitten modernerer Konkurrenz, liegt auf der Hand. Sie ist im Prinzip eine große und lange „Mallard & Claret“. Und die „M&C“ ist seit ihrer Erfindung um 1850 herum, man nennt William Murdock aus Aberdeen als Erbinder, ja völlig unumstritten DIE Meerforellennassfliege schlechthin. Ja klar kann man auch mit Grundel oder Stichling kommen, mit Aalmutter oder Butterfisch, die „Flash Nr. 9“ imitiert natürlich bräunliche Fische, aber wesentlicher scheint mir ihre allgemeine Farbe zusammen mit der Bewegung, mit der man sie fischt. Wenn sich ein weinroter, etwa 4 cm langer Gegenstand mit einiger Geschwindigkeit durch den nassen Orbit der Forellen bewegt, ist ein Angriff wahrscheinlich. Auch sehr wahrscheinlich. Aber nicht garantiert. Sonst gäbe es ja auch nichts zu binden und zu schreiben, nicht wahr. Den Aposteln, die immer wieder den einen fängigen Köder lobpreisen, zeige ich gern die Fliegenkästen und die Blinkerwand in einem dänischen Angelladen. Es gäbe sie nicht, gäbe es den Wunderköder. Der Plural ist das Geheimnis. Es gibt die Wunderköder. Also, „Flash Nr. 9“, binden! Dann hat man schon mal einen.
Mit brauner Wolle oder braunem Dubbing einen Thorax binden und eine rotweinfarbene Hechel einbinden, die Hechel bis zur Körpermitte wickeln und mit dem Nähgarn gegenrippen.
Ein Bündel graues Eichhornhaar mit weißen Spitzen einbinden und ein Büschel braunes Marabou darüber. Keinen Flaum aus den unteren Zweidrittel, Dreiviertel der Feder benutzen.
Eine rotweinfarbene Hechel vor den Flügel setzen und die Fliege sauber abschließen. Das wäre die klassische „Flash Nr. 9“. Möchte man experimentieren, kann man das mit dem Unterkörper unter dem Pearlmylar machen, z.B. mit Glowtinsel, oder mit der Dubbingmischung. Was würde Per Karlsen verwendet haben, hätte er 1984 unsere Materialien gehabt, ist ein guter Ansatz. Man kann auch den Stil beibehalten und eine ganz andere Farbe wählen, z.B. weiß oder pink.
Ingo Karwath