Dieser Spezialbugger ist eine Erfindung von Cathy und Barry Beck.
Hat man die Augen erst mal fest und die Köpfe gedubbt, ist die halbe Arbeit eigentlich fertig. Der Haken ist ein 6er, die Köpfe sind S.
Können Sie sich erinnern. „Die Feuerzangenbowle“, die Tür geht auf, der Oberschulrat kommt rein, und Rühmann-Pfeiffer lässt einen ganzen Stapel von klugen Erinnerungen auf seine gemischte Zuhörerschaft los. Ohne da jetzt weiter ins Detail zu gehen, denn natürlich ist das ein Propagandafilm, möchte ich hier die von Friedrich dem Großen bemühen, der dereinst sagte, wer es schafft zwei Halme wachsen zu lassen, wo vorher nur einer wuchs, der ist größer als der größte Feldherr. Wer dabei an Brot denkt liegt nicht ganz richtig, denn vermutlich meinte der König Hafer, den Betriebsstoff der Kavallerie. Deutet man diesen Spruch für Handel und Wandel um, dann muss man wohl sagen, wer es schafft, zwei Euro da zu verdienen, wo vorher nur einer zu holen war, der macht seine Sache gut. Nach einem Preis zu fragen, und ihn dann auch zu bekommen, ist ja gar nicht so leicht. Man muss nur mal einen Stand auf dem Flohmarkt machen, um diese Art der Betriebswirtschaft schnell zu verstehen. Eine Fliege für mehr Geld zu verkaufen als eine fast genauso gute und sehr ähnliche andere Fliege ist eine Kunst, die man sich genau anschauen muss.
Ein ganz paar Fibern Angel Hair und Marabou bilden den Schwanz.
Es beginnt mit dem Namen: „Super Bugger“! Zack, schon hat der Kunde den ersten 18er Haken am 14er Vorfach vorn an der Ecke seiner Brieftasche hängen. Gelbe Augen mit schwarzer Pupille fixieren den kaufwilligen Fliegenfischer, und zack, ein 12er Haken am 20er Vorfach hängt an der anderen Ecke seiner Brieftasche. Zögerlich wägt er die teure Fliege in seiner Hand, und geringelte Gummibeine wippen hin und her, lang und schlank, wie die Beine von Marlene Dietrich. Ein 4er Edelstahlhaken am 35er Vorfach bohrt sich durch das doppelte Leder. „Ja“, sagt der Verkäufer, „das ist eine Fliege von Cathy und Berry Beck. Die ist meist ausverkauft!“ Cathy Beck, das ist doch die mit den schönen braunen Beinen im rosa Hemd. Ein 6/0er Hechthaken am durchgängigen 1 mm Fluorocarbon reißt die Brieftasche auf, ein Dutzend „Super Bugger“ wechseln den Besitzer. Die perfekt gebundenen „Bugger“ im Fach daneben schauen neidisch hinterher.
Ovalgold ist als Rippung eingebunden und der Körper wurde mit IceDub in einer Schlaufe aufgebaut.
Das Geniale am „Super Bugger“ ist seine immer noch einfache und schnelle Bindeweise, die wie für eine Massenherstellung optimiert wirkt. Die optische Präsenz des Musters entspricht in keiner Weise der geringen Mühe seiner Herstellung. Aber der Teufel steckt im Detail. Man macht sich bei seinem Fachhändler nicht beliebt, wenn man den Haken greift und am Auge dreht. Das Einbinden von Augen ist nämlich eine Kunst, die bei „flottflott“ flott verloren geht. Ich mache etwa 30 Achterwicklungen über den Mittelsteg und dann ca. je 15 Wicklungen auf beiden Seiten, die das Auge auf den Hakenschenkel runter pressen. Mit dem höchsten Zug, den der Bindefaden zulässt. Dann tupfe ich Zap-a-gap auf und wickle mein Dubbing in den feuchten Kleber. Ab da ist das Muster eine ganz normale Bindearbeit, die sich von anderen „Buggern“ kaum unterscheidet.
Die Hechel windet man von vorn nach hinten und überrippt mit dem Gold. Ein oder zwei Gummibeine kommen in die Taille, die man dann noch mit etwas Dubbing abdeckt.
Der Heimbinder hat mit seiner Zeit und Sorgfalt einen klaren Vorteil gegenüber der professionellen Herstellung. Aber trotzdem kommt man nicht umhin sich zu wundern, wie schnell man letztlich den Euro verdoppelt. Hat man sich einen Schwung davon in die Dose gebunden, wird man bewusst oder unbewusst immer wieder danach greifen. Das Ding ist in jeder Hinsicht ein Designhit. Ob der „Super Bugger“ besser fängt als der „Bugger“? Ich meine nein. Nicht besser, einfach nur mehr, weil man ihn mehr anknotet. Aber ehrlich gesagt zweifle ich an meinem klaren Nein. Vielleicht fängt der „Super Bugger“ doch 105 Fische zu 100 auf den „Bugger“. 110. 120? Wer will das wissen. In jedem Fall ist er ein etablierter Klassiker in den USA. Seit Jahrzehnten.
Ingo Karwath