Sie sind das Kleinkaliber unter den Lachsfliegen.
Dänische Lachsfliegen sind ein faszinierendes Thema, denn im Prinzip gibt es sie fast noch nicht. Ihre Entstehung hat gerade erst begonnen, und es ist sehr spannend zu sehen, wie sie geboren und zu ihrer Form finden werden. Und das werden sie. Jede Lachsregion hat zu eigenen, zu typischen Fliegen gefunden, die jeder Lachsangler auf einen Blick erkennt und zuordnen kann. In dieser Mitte gepflegter Traditionen ist es nicht leicht ein Standing zu finden, zumal die etwa 5000 Lachse, die in ganz Dänemark pro Jahr etwa gefangen werden, ja nur dem Jahresfang der Gaula entsprechen. Aber dieses „nur“ muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Dänemark hat einen höchst entwickelten Ackerbau und muss sich jetzt und in Zukunft recken und strecken, um sein Grundwasser zu schützen. Aber setzen sich die Dänen etwas in den Kopf, seien es eine Brücke oder ein Tunnel oder die Renaturierung einer Au, ist vermutlich in Europa kein Land schneller, die Idee auch wirklich auszuführen. Was da also geschaffen wurde, die Skjern Au ist das augenfälligste Beispiel, ist mit einer Fischzählung nicht zu erfassen und zu begreifen. Mit dem Brexit haben wir ja einen Europapartner verloren, in dessen Gewässern sich die Lachse zahlreich tummeln. Irland ist zum Glück verblieben. Jedoch auch eine Insel. Aber auf dem europäischen Festland ist Jütland wie eine Fackel und vermutlich für lange Jahre Europameister bei der Wiedereinbürgerung von Salmo salar. Also von wegen „nur“.
Frances Plug. 1,8 mm Tube, klar. Bindeseide: gelb. Tag: Cone, gold. Schwanz: Fuchshaar, gelb, Nutria Grannen, gelb. Kopf: Drop Weight, gold.
Horstsokken. 1,8 mm Tube. Bindeseide: schwarz. Tag: Pearltinsel. Hechel 1: Goldfasan. Körper 1: Braid, orange. Hechel 2: Hahn, braun. Körper 2: Raw Weight. Hechel 3: Perlhuhn, blau.
Uldsokken. 1,8 mm Tube, klar. Bindeseide: schwarz. Tag: Ovalgold. Hechel 1: Hahn, rot. Körper 1: Dubbing, schwarz. Hechel 2: Hahn, schwarz. Körper 2: Dubbing, schwarz, Raw Weight. Hechel 3: Hahn, schwarz.
Und es sind ja nicht nur die eigenen Lachse, für die Dänemark nun berühmt ist, sondern auch für bekannte Lachsangler wie Svend Saabye und Jan Grünwald. Schon zu Fährzeiten war es leicht über Helsingör nach Helsingborg, man überlegt immer was liegt wo, von Seeland nach Schweden zu kommen. Helsingör, Hamlet, Dänemark – Helsingborg, Björn Borg, Schweden, meine alte Merkhilfe. Mit der Brücke ist es ein Sprung. Und Norwegen ist ebenfalls schnell zu erreichen. Viele dänische Lachsfischer haben sich an der Mörrum ihre Sporen verdient, so wie Jan Grünwald, oder entschieden sich gleich für das majestätische Norwegen, so wie Svend Saabye. Alte dänische Lachsfliegen gibt es nicht wirklich, denn die bekannten großen Meerforellenfliegen deckten diesen Bedarf wohl gut ab und außerdem gab es in Jütland immer eine Affinität zu Hardy und den bekannten Klassikern wie „Jock Scott“ oder „Silver Doctor“. Natürlich kann man die „Skjern March Brown“, die „Smeden“ und die Krogsgaard Muster nicht ignorieren, aber die kennen selbst viele Dänen nicht mehr. Für die nächsten Jahre und Jahrzehnte wird es darum spannend sein, die Entwicklung dänischer Lachsfliegen zu begleiten. Gerade entsteht Schicht für Schicht das Fundament, aber es sind noch einzelne Binder und Youtuber, Influencer und Blogger, die da ihren Einfluss geltend machen. Da sind durchaus einige Clowns dabei, aber Persönlichkeit und Fliege sind zweierlei, und man darf nicht vom Einen aufs Andere schließen. Etwas streng könnte man sagen, man muss sehen ob ihre Matsche zu Beton wird, aber erste Verfestigungen sind zu erkennen. Die „Irlandsfluen“ und die „Uldsokken“ sind ein starker Einfluss in Dänemark, aber auch die „Templedogs“ sind in der Szene bekannt und beliebt. Von der Küste weht ein kräftiger Designwind herüber, und so viele Lachsfliegen mit Shrimpaugen wie in Dänemark findet man nirgendwo. Auch Zonkermuster, die sich im Fluss auf Meerforelle bewährt haben, geben ihre Gene dazu. „Frances“ und „Snaelda“ gesellen sich, und aus all diesen Einflüssen etwas Neues, erkennbar Nationales zu schaffen, ist keine leichte Aufgabe. Ich möchte so gern einiges kritisieren und verspotten, aber wir bewegen uns ja in einer Kindheit und lassen das mal lieber.
Pheasant Shrimp. 1,8 mm Tube, klar. Bindeseide: schwarz. Tag: Goldtinsel. Hechel 1: Goldfasan. Körper 1: Dubbing, schwarz. Hechel 2: Hahn, braun. Körper 2: Dubbing, gold, Tungstenbead, gold. Hechel 3: Hahn, braun.
Pink Shrimp. 1,8 mm Tube, klar. Bindeseide: schwarz. Tag: Floss, fluorot. Hechel 1: Schlappen, pink. Körper: Dubbing, schwarz. Hechel 2: Grizzly, pink. Körper 2: Dubbing, gold, Tungstenbead, gold. Hechel 3: Hahn, schwarz.
Sunburst Shrimp. 1,8 mm Tube, klar. Bindeseide: schwarz. Tag: Floss, fluogelb. Hechel 1: Stockente, gelb. Körper: Dubbing, schwarz. Hechel 2: Grizzly, gelb. Körper 2: Dubbing, gold, Tungstenbead, gold. Hechel 3: Hahn, schwarz.
Aber ein erster Typus, vielleicht sogar der Typus, hat sich gebildet, und das ist das Grundmuster „Plug Fly“, auch „Plugg Fly“, mit ein, zwei schweren Perlen und Conehead(s). In Deutsch würde ich vorschlagen die Dinger „Bolzen“ zu nennen. Die Fliegen erinnern stark an die alten „Grubs“, auch an „Shrimps“, und „Pot Bellied Pig“ und „Frances“ geben Input. Da kann eigentlich nichts schiefgehen. Sie sind sehr einfach zu binden, benötigen aber Fertigteile für bis zu 2 Euro, wollte man den exakten Bindeanleitungen folgen, die natürlich von den Handaufhaltern verschiedener Haken- und Bindefirmen kommen. Es ist ähnlich wie mit den modernen Schnüren. Früher brauchte ich eine WF 10 S2. Heute brauche ich eine Schussleine, einen Connector, einen Kopf und eine Spitze. Doppelt so teuer. Und nicht nachhaltig, weil die nächste Erfindung dräut. Für eine schwere Tube benötigte man früher Kupfer von Slipstream, und nur die Suche nach dem unheiligen Gral, dem Lachsfliegenminikopf, führte zu diesem Fischerdübelaktionismus, bei dem wir nun Teil zu Teil fügen. Zunächst kleine Röhrchen in dicke Röhrchen mit Cone, und inzwischen Variationen auf Playmobil-Niveau, deren Verkäufer sich als Erfinder begreifen. Dass die Form der Funktion folgen möchte kann man vergessen, denn die mit einem 2 mm Loch versehenen Tungsten-Teile müssen auf einer ebenso dünnen Tube gebunden werden, und die ist so haltbar wie eine dünne Tube eben ist. Man kann sich damit abmühen, sollte aber immer im Sinn behalten, dass man auch auf eine Kupfertube umschwenken kann. Die 30 mm Tube wiegt auch ein Gramm! Nur 30 cm mehr T 18 Sinktip haben mehr Gewicht als das schwerste Drop Weight. Die Sinktip kostet 90 Cent für 30 cm, von der Großspule, zwei Perlen und ein Conehead stehen mit etwa 1,50 Euro dagegen. Aber es ist wohl keine Frage der Rechnung, sondern eine Frage des Glaubens, ob man sich traut auf etwas zu verzichten, von dem einem eingeredet wird man bräuchte es.
Astrid. 1, 8 mm Tube, klar. Bindeseide: gelb. Tag: Tinsel, gelb oder gold. Hechel 1: Goldfasan, gelb. Körper 1: Ice-Dubbing, oliv. Hechel 2: Hahn, badger. Körper 2: Raw Weight. Hechel 3: Hahn, badger.
Tilda. 1,8 mm Tube, klar. Bindeseide: schwarz. Tag: Goldtinsel. Hechel 1: Goldfasan, rot. Körper 1: Dubbing, orange mit gold. Hechel 2: Hahn, braunrotorange. Körper 2: Raw Weight. Hechel 3: Hahn, braunrotorange.
Sneaky Nymph. Tube 1,8 mm klar; Bindeseide: schwarz; Tag: Floss, fluorot; Hechel 1: Grizzly, chartreuse; Körper: Dubbing, Hasenohr mit Goldbeimischung, Goldperle; Hechel 2: Grizzly, chartreuse, Gummibeine; 5 bis 6 mm Plastikscheibe hinter dem Kopfknoten.
Die Theorie ist ja die, dass die Sinktip in einem Winkel zum Kopf abtaucht, das kurze Vorfach aber wegen der schweren Fliege in einem weiteren Winkel zur Sinktip noch tiefer abtaucht. Das kann man in einem Schwimmbecken erproben. Bei kompakten Fliegen stimmt es. Das stellen auch nicht die Steelheader in Abrede, die trotzdem lieber leichte Fliegen fischen, weil sie besser schwimmen. Die Diskussion wird sicher noch einige Zeit hin und her wogen. Aber, großes Aber, man kann ja nicht die Realität abbilden, indem man sich ihr verweigert, und das Fliegenlexikon sollte doch Fliegen so zeigen wie sie sind. Wie sie kommuniziert und verkauft werden. Und bedenkt man die sonstigen Kosten des Lachsfischens, ich fange mal lieber keine Aufzählung an, dann sind zwölf Fliegen für 600 Kronen auch nicht der Rede wert. Das sind 80 Euro, wie ein Dänemarkfahrer sofort weiß. Hinzu kommen die Zwillinge, Lockperlen und Schläuchlein, die man sonst noch so braucht. Da baut man für die Hoffnung auf einen Lachs eben mal 100 Euro am Grund an, denn ein paar Verluste sind schon normal. Kann auch gut sein, dass die Investition in schwere Bauteilfliegen Unfälle verhütet, denn wenn je eine Fliege ein guter Anker für Wasserwürfe war, dann die dänischen Plugs. Die hier gezeigten Fliegen beschreiben also nicht die Wirklichkeit in meinen Dosen, da ist schon noch Kupfer, sondern die Wirklichkeit, die durch den Verkauf von Fertigteilen und Fliegen und Youtube-Videos entstanden ist. Ich wollte mich diesem Ansatz zunächst verweigern und nur Alternativen vorstellen, aber die ersten Tungstenperlen zogen mich runter in den Sumpf. Da stecke ich nun, balanciere güldene Kügelchen wie ein Frosch, und hoffe, dass mich Prinzessin Lachs dafür nicht an die Wand klatscht. Ja klar kann ich mit Kupfer und verstecktem Blei und 30 cm mehr T 18 gegensteuern, und ich bin auch sicher die Chinesen verarbeiten nicht das reinste Wolfram für uns, aber die Kügelchen sind schon cool. Das „chen“ ist realiv. Offen gesagt wiegt eine Plug-Fliege mit drei Tungstenteilen mehr als ein leichtes Kleinkalibergeschoss. Im Prozess diesen Artikel zu schreiben habe ich trotzdem die Seiten gewechselt, nachgegeben, mich belehren lassen, verloren, den Genscher gemacht, Wendelin. Ja und. So what. Dann ist das eben so. Dieses Jahr fische ich mal homöopathisch auf Lachs. Mit Kügelchen.
Munker Fluen. 1,8 mm Tube, klar. Tag: 2 Tungstenperlen, orange und raw. Bindeseide: schwarz. Schwanz: Pearlmylarschlauch, entflochten. Flügel: Zonkerstreifen, schwarz, Flashabou, silberblau. Augen: Shrimpaugen (optional). Kopf: Hirschhaar, schwarz.
Jumping Jack. Tube 1,8 mm klar. Bindeseide: schwarz. Schwanz: Fuchshaar, orange. Fühler: Gummibeine, weiß und orange, Crystal Flash, orange, je vier. Rippung: Ovalsilber. Körper: Dubbing, schwarz. Körperhechel: Hahn, schwarz. Körper 2: Tungstenbead, orange. Hechel: Hahn, schwarz.
Orange Shrimpo. Tube 1,8 mm klar. Bindeseide: schwarz. Schwanz: Antron, orange. Hechel: Goldfasan, rot. Fühler: 4 Hechelstämme, rot. Rippung: Ovalsilber. Körper 1: Dubbing, schwarz. Flügel: Anglehair, orange. Körper 2: Tungstenbead, schwarz. Hechel: Hahn, schwarz, gefolgt von Henne, schwarz.
Ingo Karwath