Ich trage einen großen Namen, könnte diese Fliege sagen, denn die „Lawson“ stammt vom Em.
Die „Lawson“ kann man auch als Tube, Intruder oder Single binden, aber traditionell ist der Zwilling. Man beginnt man Tip und Tag in Ovalgold und orangem Floss oder Antron.
In seinem Buch „The Floating Line for Salmon and Sea-Trout” beschreibt Anthoney Crossley, wie er 1928 erstmals an den Em kam. Man fischte von 10.30 bis 13 Uhr, dann wieder von 17 bis 21 Uhr. Das ist noch das alte Konzept, der Idee folgend, dass der Lachs sich an die Zeiten eines Gentlemans hält. Also gemütliches Frühstück, Times lesen, Lunch, Tee und spätes Dinner. Mag wohl sein der Lachs an sich ist so nett, die Meerforelle ist es jedenfalls nicht. So änderte Crossley sein Schema, ging schon vor dem Frühstück raus, und fischte deutlich länger in die Nacht hinein. Seine Erfolge waren entsprechend gut, und er berichtet von 29 Fischen in vier Wochen, während der nächstbeste Kollege 19 hatte. Das mag aber auch an der Schwimmschnur und seinen fülligen Fliegen gelegen haben. Nach dem Frühstück machte er gern ein paar Würfe am Lawson’s Pool. Der ist oberhalb vom Pier Pool, und gleich danach kommt der Sea Pool und dahinter die weite See. Die unteren Pools sind an vielen Strecken ein Leckerbissen. Oder auch nicht. Diese Abschnitte sind in Schottland oft an Angelvereine verpachtet, die besser als jede Polizei aufpassen, dass nicht gewildert wird. Ebbe und Flut halten sich außerdem so gar nicht an die Bedürfnisse eines Gentlemans, ein weiterer Grund, dort „the poor“ fischen zu lassen.
Den Schwanz bindet man aus orangem Antron, der Hinterkörper besteht aus Ovalgold. Goldbraid ist eine gute Alternative, die es 1984 noch nicht gab.
Der Vorderkörper ist schwarzes Dubbing, mit Ovalgold gerippt, und zwar über eine orange gefärbte Badgerhechel. Diese Hechel kommt in so vielen Fliegen von Norling und Frodin vor, dass ich vermute sie bekamen mal einen ganzen Karton Badger für lau.
Ebbe und Flut sind am Em kein Thema, und seine Pools sind bis zur See wertvoll und privat. Ich würde zwei gute Wochen am Em jederzeit zwei Wochen am Rio Grande vorziehen. Woran man erkennt, dass Zahlen mich nicht so umtreiben. Die „Lawson“ Fliege, um die es hier geht, ist nach dem berühmten Em-Pool benannt. Die erste bekam ich von Hakan Norling geschenkt, zusammen mit einem ähnlichen Muster, dem er einen dicken schwarzen Kopf mit orange-gelben Augen eingebunden hatte. Durch das Buch „Farlige Havorredfluer“ von Jan Grünwald wurde das Frodin Muster ab 1984 noch bekannter. Ein Fellstreifen als Flügel, ähnlich wie beim „Matuka“, mit oder ohne Rippung, setzte sich als Standard durch. Vorher sah das Muster eher wie eine schwarze „Blonde“ aus. Ich fische die Fliege gern in der Dämmerung und nächtens, und ich binde sie sehr gern. Auch an. Entsprechend viel fängt sie bei mir, sowohl Lachs als auch Meerforelle, und für eine dunkle Sommernacht kann man sich keine bessere Verlockung am 35er Vorfach wünschen als „The Lawson“.
Den Lederstreifen mit dem schwarzen Fell einbinden und die Fliege mit einer orangen Badgerhechel abschließen. Wer den Streifen anrippen möchte, kann dafür gut Nylon benutzen. Etwas dicker als Allesnäher, um 0,20 geht gut.
Ingo Karwath