Hutfliegen

Weihnachten naht und noch kein Geschenk? Dann man(n) zurück in die Zukunft.

Früher konnte man erstklassige Huthaken von Partridge beziehen. Aber das ist leider Vergangenheit. Diese hier lagen 30 Jahre herum, und man sieht es ihnen an.

In den 60er Jahren waren Hüte noch allgemein verbreitet, und seinen Hut zum Gruß zu lüpfen war eine übliche Geste. Ich selbst wurde mit 8 Jahren zum Hutträger, denn mein Vater kaufte mir in Hermagor einen Tirolerhut, den ich dann stets im Urlaub trug. Kamen hinter München die Alpen in Sicht, setzte ich ihn auf, auf der Rückfahrt an gleicher Stelle wieder ab. Lederhosen trugen wir Jungs sowieso fast das ganze Jahr. Trotz Ebbe und Flut vor der Tür. Auch bei Anglern waren Hüte allgemein üblich, und Kappen waren noch völlig unbekannt. Man trug im Sommer Hut, im Winter Pudelmütze mit Bommel.

Die Goldperle der Hakenspitze anpassen. Dazu schiebt man sie auf die Spitze, schaut wie viel von der scharfen Spitze herausschaut, kneift den Überstand ab und klebe die Perle mit Epoxy auf.

Und selbst bei den härtesten Aalopis, die mit acht Ruten auf der Mole saßen, war es nicht unüblich eine Hutfliege am Hut zu haben. Das war vom Fliegenfischen völlig abgekoppelt das allgemeine Zeichen, ein Angler zu sein. Vereinsabzeichen gab es auch schon, aber die waren noch sehr teuer, weil eben nicht aus China. So etwas hatte nur der Vorstand. In jedem Angelladen standen entweder Aufsteller mit Hutfliegen oder sie lagen in einer Schublade wie Juwelen.

Danach biegt man eine gekaufte oder selbst gebogene Abzeichennadel im 90 Grad Winkel auf, hier eine DIY, so dass man sie mit Bindeseide am Hakenschenkel anwinden kann. Die Wicklung wird mit Zap-a-Gap gesichert und der Huthaken ist fertig.

Heute sind klassische Hüte unter Fliegenfischern nicht mehr ganz so gebräuchlich, aber je weiter man nach Süden kommt, umso üblicher wird der Hut. Es mag an meinem Alter liegen, dass ich so einen klassischen Wollfilz wieder mehr schätze, wohl weil er das Kopfklima so gut regelt wie Strohfachwerk und Lehmputz. Kann aber auch sein das Stroh im Kopf nimmt zu. Derweil die Haare oben abnehmen. Wer weiß. Hutfliegen waren meist Travestien von bekannten Lachsfliegen, oft so eine Art „Durham Ranger“ oder „Doctor“. Im Laufe der Jahre nahm ihre Kunstfertigkeit immer mehr ab, bis sie dann in der Versenkung verschwanden.

Eine zweite Methode benötigt nur ein Stückchen Draht von 3 cm Länge, das man zu einem 90 Grad Winkel so biegt, dass man einen 1 cm und einen 2 cm Schenkel hat. Den langen Schenkel anwinden und verkleben. Jetzt benötigt man nur noch einen Broschenverschluss, auch Locking Flathead Lapel Pin Back Clutch genannt, und hat den schönsten Huthaken. Das sieht im Prinzip aus wie der von Partridge.

Hutfliegen sind aber trotzdem ein schöner Schmuck für jeden Hut und jede Kappe, und ein wunderbares Geschenk, nur leider gibt es die guten Hutfliegenhaken von Partridge nicht mehr. Ich habe noch drei Stück, ehemals bei Bill Hunter gekauft, aber das hilft ja grundsätzlich auch nicht weiter. Es gibt schon noch Hutfliegenhaken, aber die sind aus einem vergoldeten weichen Draht und sehen so aus wie aus dem Kaugummiautomaten. Man kann zu einem Juwelier gehen und sich aus einem echten Haken einen Broschenhaken anfertigen lassen, aber das ist ein ebenso teurer Spaß wie hoher Aufwand. Zumal man mit Bordmittel aus der Bindekiste einen ganz passablen Haken selbst herstellen kann. Man benötigt ja nur einen Lachseinzelhaken, eine Abzeichennadel, Bindeseide und eine Goldperle. Ich habe mal für Frau Jahr eine „Alexandra“ gebunden, und sie hat sich gefreut.

Welche Fliege man nun aufbringt ist Geschmackssache. Die „Durham Ranger“ bietet sich an, denn sie ist eher einfach und haltbar. Ich halte mehr von den Fliegen, mit denen wir auch wirklich fischen, und habe hier mal eine „Blue Charm“ gestaltet. Etwas fülliger als üblich, denn sie soll ja Blicke fischen. In ihrer natürlichen Umgebung, siehe unten am Hut, macht sie schon was her.

Ingo Karwath