Große Forellenfliegen – Großforellenfliegen

BIG TROUT FLIES

Es gibt eine Gruppe von Fliegen, die sind in den letzten Jahrzehnten so sehr aus der Mode gekommen, dass sie von der Oberfläche unserer Gewässer und aus den Köpfen jüngerer Fischer praktisch verschwunden sind. Oder kennen Sie die „Cowlitz Special“, die „Dridge“, die „Golden Ranger“ und die „Shoff’s Bucktail“? Dann vielleicht die „Carey Special“ oder die „Chapman’s Chappie“? Das sind Fliegen aus alter Zeit, sagen wir so 1920 bis 1960, die sich früher einmal als Gruppe zwischen den Streamern, den Meerforellenfliegen, den Lachsfliegen und den Steelheadfliegen etabliert hatten. Große Fliegen für große Bach- und Regenbogenforellen, auch Brookies, für eben diesen Zweck gebunden und optimiert, und in dieser Form eben eine Gruppe für sich. 

Cutthroat Special. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Hechelfiber, schwarz; Körper: Chenille, rot; Hechel: Hahn, schwarz; Flügel: Gans oder Ente, weiß.

Verschiedene Dinge haben dazu beigetragen, dass wir die Muster heute nicht mehr kennen. Die Zeit hat es mit sich gebracht, dass ehemals berühmte Flüsse in Amerika und Kanada nicht mehr so viele große Forellen bergen wie noch früher. Lesen Sie doch mal „The Best Rainbow Trout Fishing“ von Ernest Hemingway, ein Artikel aus dem Toronto Star Weekly, August 28, 1920. So war es einmal. 

Um diese richtig dicken Fische immer noch zu fangen hat sich eine Spezialisierung entwickelt, die nicht länger über die Attraktivität den Fisch zur Fliege locken will, sondern eher mit Gewicht in seine unmittelbare Nähe zu kommen beabsichtigt. Oben mit Pose, aka strike-indicator.

Carey Special. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Dachshaar; Körper: Pfauengras; Hechel: Goldfasan; Kopf: Pfauengras.

Chapman’s Chappie. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Hechelspitzen, grizzly; Rippung: Ovalgold; Körper: Floss, gelb; Hechel: Hahn, grizzly; Flügel: Hechelspitzen, grizzly.

Diese schweren Perlen und Köpfe aller Art schieben sich nicht nur über Hakenschenkel, sondern gleichsam auch über die Namen einst bekannter Fliegen. Wann haben Sie zuletzt eine klassische „Palaretta“ gefischt? Da aber bei bekopften Fliegen das Gewicht wichtiger ist als das Material, das eigentliche Binden wird zur Nebensache, kam es zum schleichenden Verlust der Benennung. Was früher eine „Palaretta“ war, ist heute so ’ne „Gelbe mit Tungsten“. Muss man nicht beklagen, ist eben so.

Nymphen und Streamer haben sich von Gewicht und Design teils so sehr genähert, dass wir jede Menge Schnittmengenmuster haben, die man nicht mehr eindeutig zuordnen kann, etwa die „Bugger“ und „Leeches“, auch viele Libellen- und Steinfliegen-Nymphen.

Allen’s Choice. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Hechelfibern, rot; Körper: Chenille, weiß; Hechel: Hahn, rot und gelb; Flügel: Hechelspitzen, schwarz.

Lioness. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; ; Schwanz: Hechelfibern gelb und rot; Körper: Chenille, schwarz; Hechel: Hahn, rot und gelb; Flügel: Gans oder Ente, weiß.

Western Salmon Fly. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Eichhorn, grau; Körper: Natur-Bast (über Kapok); Hechel: Hahn, schwarz und ginger; Flügel: Eichhorn, grau.

Cowlitz Special. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Hechelfibern, grizzly; Körper: Chenille, yellow; Hechel: Hahn, grizzly; Flügel: Hechelspitzen, grizzly.

Die heute bekannten und beliebten Fliegengruppen haben den Stamm der Großen-Forellen-Fliegen aufgerieben und unter sich verteilt. Strömung und tiefes Wasser boten einer Forelle früher einmal eine schützende Sicherheit, aus der man sie erst einmal zur Fliege locken musste. Die absolut schamlose Beschwerung von Nymphen und Streamern hat den Lockgedanken lange verworfen.

Red & Black. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Tippet und Crest; Rippung: Ovalsilber; Körper: Dubbing, rot; Hechel: Hahn, schwarz.

Golden Ranger. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Fibern, Stockente; Körper: Ovalgold; Hechel: Hahn, badger, rot gefärbt; Flügel: Tippetfibern, Woodduckfibern, Schwertfederfibern.

Wenn es nun nicht mit einem „Aber“ weiterginge, müssten Sie sich als Leser ja schwer wundern, und natürlich geht es so weiter. Es gibt Länder, Regionen und Gewässer, in denen und an denen sind beschwerte Fliegen aller Art verboten. Sogar Sinkschnurverbote sind hier und da rechtlich verankert, und dann steht man da mit seiner auf schwere Fliegen optimierten Ausrüstung und muss umdenken. Neu denken muss man zum Glück nicht. Die großen Forellenmuster von früher tun immer noch ihre Arbeit und locken die Forellen aus der Tiefe, aus Strömungen, aus dem Schutz nun wieder unerreichbarer Löcher hin zur Oberfläche und zu unserer Fliege.

Shoff’s Bucktail. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Hechelfibern, rot; Körper: Chenille, schwarz; Hechel: Hahn, grizzly; Flügel: Hirschhaar v. Körper, braun gefleckt.

Dridge. Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Bucktail, rot; Körper: Chenille oder Floss, rot (im Original Pferdehaar); Hechel: Hahn, rot und braun.

Spitfire (Don Gapen). Haken: Nasshaken Gr. 4 bis 8; Bindeseide: 6/0 schwarz; Schwanz: Federsegmente, rot; Rippung: Hahn, braun, gepalmert; Körper: Chenille, schwarz; Hechel: Hechel, Perlhuhn; Wangen: Dschungelhahn (optional).

Die hier vorgestellten Muster haben sich längst ihre Sporen verdient, und wer trotzdem ein wenig neu denken möchte, der bindet etwas Flash, Pearl oder UV mit hinein. Aber bitte keine Travestie und Revue, denn ich fände es schön, wenn die Muster erkennbar bleiben und ihre Namen behalten. Jedes Jahr werden Hunderte von Fliegen ohne Namen erfunden. Für mich heißen die alle Kevin, und sollten allein zu Haus bleiben. Ich mag Fliegen mit bekannten Namen, und die alle hier dürfen nun gern etwas bekannter werden. Eine, die „Spitfire“, ist sogar vom Vater des „Muddler Minnow“. Vielleicht fangen Sie mit der an. Der Mann hatte ein Händchen für große Forellen. IK