Micropatterns

Tying & Fishing the small Fly, erschienen bei Lyons and Burford, 1994.

Von Darrel Martin

Dieses Buch muss mit einer Definition beginnen, und das macht es auch, denn klein im Sinne des Verfassers sind alle Fliegen in Größe 18 und darunter. Die Kapitel befassen sich mit den Insekten, den Bindewerkzeugen, dem Material, den Haken, den Bindetechniken, den Mustern an sich, mit dem Gerät, mit den Fischen und ihrer Umgebung und mit der Präsentation. Die insgesamt 306 Seiten gehen dabei so sehr ins Detail, dass man keine Lücke findet. Ich gebe mal ein Beispiel. Möchte man sich über die Eigenschaften von Maulwurfdubbing informieren, kennt man zum Schluss drei amerikanische Maulwurfsarten, bekommt vier historische Zitate mit auf den Weg, erhält mehrere biologische und physikalische Erkenntnisse über das Haar und sieht ein Mikroskopbild. Im Gegensatz zu anderen amerikanischen Autoren, die recht chauvinistisch auf ihrem hohen Pferd sitzen, hat Darrel Martin immer den Kontakt nach Europa gesucht und mit englischen, deutschen, französischen und slowenischen Experten und Freunden gefischt. Edgar Pitzenbauer ist mit Dank erwähnt. Darum sind europäische Fliegen, Techniken und Erfindungen stets ausführlich und korrekt erwähnt und belegt. Teile des Buches wurden und werden von der Zeit überholt, weil Altes verschwindet und Neues angeboten wird, aber weil man auf 3 mm Hakenschenkellänge keine großen Sprünge machen kann, ist der weit größere Teil des Buches noch für etliche Jahrzehnte interessant. Natürlich stellt sich Darrel auch der Frage, ob die kleinen Haken und die dünnen Vorfächer noch fair sind, aber wie schon Ted Leeson als Vorredner sagte, hat gerade der Eingriff des Menschen in die Natur viele Gewässer geschaffen, in denen Chiros, Tricos, Caenis, Baetis und winzige Köcherfliegen wohl gedeihen, nämlich alle Tailwater hinter Staudämmen, Wehren und Dämmen. Dort sind Winzfliegen nicht die Ausnahme, sondern der Standard. Es ist darum keine Extravaganz so klein zu fischen, sondern einfach gegeben. Aber lesen Sie es doch am besten selbst. Darrel Martin ist der Sheldon Cooper des Fliegenfischens. Sie werden vieles lernen was Sie nie fragten. Das Buch ist ja von 1994 bis jetzt gut abgehangen und antiquarisch leicht zu besorgen. Für um die 20 Euro ist es seinen Preis mehr als wert. Allein zu wissen wie man die „Smidgen“ bindet rechtfertigt den Preis. Darum vier von fünf Fliegen als Lesetipp.

Ingo Karwath