Vielleicht ist es nicht immer angebracht eine Polbrille zu tragen, und an dunklen Tagen sieht man mit einer gelben Brille aus wie nach einer durchsoffenen Nacht, aber es gibt ja doch einige Kollegen, die hat eine Fliege am Auge erwischt. George A. Griffith ist so einer, und kaum nenne ich den Namen, wissen ja wohl alle wo es hingeht. Aber schön der Reihe nach. George Griffith hatte in den späten 30er Jahren eine Hütte am Au Sable in Michigan gekauft, die Joe Brooks auf den Namen „Barbless Hook“ taufte. Ob der Streamer, der George 1953 im Auge traf, dann ohne Widerhaken war, ist nicht überliefert. Ich schätze mal eher nicht. Erst dreißig Jahre später konnte er durch eine moderne Operation wieder beidseitig sehen. Ich habe gerade die Biografie von Terry Oldfield gelesen, „Only Now“, und Terry hatte 2016 sein rechtes Auge durch ein Aderhautmelanom verloren, und mir war vorher nicht klar, wie dramatisch der Verlust eines Auges ist. Wie glücklich muss man sein, wenn man wieder mit beiden Augen sehen und binden kann. Da auch am Bindetisch immer mal Haken aus Bindestöcken springen oder abgekniffene Drähte durch die Gegend flitzen, würde die GUV in einer Fliegenbindefirma sicher Schutzbrillen vorschreiben. Aber ich schweife ab. George Griffith hat die berühmte „Griffith’s Gnat“ nicht erfunden, das war einer seiner Freunde, aber beide kamen überein, das Muster „Griffith’s Gnat“ zu nennen. Eine verdiente Ehre. Das mag daran liegen, dass George Griffith am 19. Juli 1959 einer der Gründungsväter der „Trout Unlimited“ wurde und der Organisation ab 1960 vorstand. Er hatte früh erkannt, dass Forellen des Schutzes bedürfen, denn die Äschen waren im Au Sable fast schon ausgerottet und die Kanufahrer hatten eifrig damit begonnen, den Fluss und seine Ufer von den berühmten Treibholzstrukturen zu befreien. Die „Griffith’s Gnat“ war schon eine berühmte Fliege am Au Sable, als Ernest Schwiebert sie dort kennenlernte und später in „Nymphs“ würdigte. Er hatte das Fliegengeschenk im Prinzip missachtet und erst ein Jahr später aus der Dose geholt. Doch während man die Fliege am Au Sable in Größe 14 fischte und sogar mit einem Bleischrot versenkte, schreibt Ernie in seinem Kapitel über die Mücken, mal solle die „Griffith’s Gnat“ in den Größen 18 bis 24 binden, und nicht nur mit Pfauengras, sondern mit verschiedenen Dubbingkörpern. Das Buch beförderte damit ab 1973 die Popularität der Fliege und kaum eine Mücke wurde je so berühmt wie diese. George Griffith, Trout Unlimited, Ernest Schwiebert, mehr Powerpaten kann ein Muster nicht haben. Autoren wie Rosenbauer, Lawson, Borger, Dorsey und Harrop stimmten in den Lobgesang mit ein. Damit zurück zu den Augen. So eine winzige „Griffith’s Gnat“ ist echtes Augenpulver, und Pat Dorsey stellt in seinem Buch „Tying and Fishing Tailwater Flies“ eine Gnat mit einem kleinen McFlylon Sichtflügel vor. Sollte Sie also das Glück haben, irgendwann in diesem kalten Monat noch mal eine steigende Äsche zu finden, dann wäre diese Fliege mein Jahresabschlusstipp. Damit beende ich die Reihe Trockenfliege des Monats im FliegenBinder. Für 2023 mag ich mich noch nicht festlegen. Aber vermutlich werde ich mich wieder für so eine Monatsreihenfolge entscheiden können. Mal sehen was der Bindestock mir zuflüstern wird. Könnte was mit Meerforellen werden.
Ingo Karwath