„German Ally’s“

No pun intended.

Einen Bindedrilling einspannen, ein Fundament anlegen und oben auf, im oberen Drittelsegment, ein dünnes Bündel schwarzes Bucktail einbinden.

Den Haken rotieren und im hinteren Drittelsegment ein dünnes Bündel rotes Bucktail befestigen.

Den Haken weiter rotieren und im letzten Drittelsegment ein dünnes Bündel gelbes Bucktail anbringen. Damit sind alle drei Lücken gefüllt.

Die „German Snaelda“ wurde 1992 vom deutschen Lachsangler Hermann Krautmann am Laxa i Adalal erfunden. Nach mehreren erfolglosen Tagen lag er im feuchten Gras am Falls Pool und guckte gen Himmel, als eine A 10 Thunderbolt einen Kondenzstreifen in den Himmel zog. Da kam ihm die Idee, einen schwarzen Wollknüdel mit einem langen schwarz, rot, goldenen Schweif zu versehen, der sich für die Lachse im Laxa zum Konsensstreifen entwickelte. Sie mochten diese Fliege, und seither ist die „German Snaelda“ ein fester Bestandteil isländischer Fischerfolklore. Ulkig, oder, und natürlich gelogen. Die „Snaelda“ geht auf das Jahr 1980 und den isländischen Kollegen Grimur Jonsson zurück, und die deutsche Farbgebung, die ja auch belgisch ist, entwickelte sich unplanmäßig aus vielen Möglichkeiten, fand in der Szene Gefallen, wurde vielfach gebunden, angepriesen und verkauft und kam mit dem nun lange schon bekannten Namen „German Snaelda“ weltweit zum Einsatz. Norwegen, Kola, Schweden, Schottland, you name it. Die „German“ ist vermutlich die fängigste und beliebteste „Snaelda“ von allen. Nun sind ja die Farben unserer Flagge nicht überall so ganz beliebt, aber gerade in Island sind wir durch einen langen und positiven Kulturaustausch wohl gelitten. Nicht zuletzt wegen unserer Schriftsteller. Da gibt es also in einer kleinen Lachsfliege einen höchst positiven Ansatz für unser Image, und den darf man nicht mutwillig riskieren. Trotzdem konnte ich es einfach nicht lassen, eine „German Ally’s“ zu binden, natürlich bei voller Anerkennung schottischer Größe und Superiorität, denn die Farben und die Form rufen doch förmlich nach einer Verbindung. Das Konzept, also wie das zu tun ist, lag so was von auf der Hand, und gleich der erste Versuch ergab ein endgültiges Muster. Da ich mich nach meiner Lachswoche 2022 mit neuen Haken eingedeckt habe und von den Preisen förmlich erschreckte, so je hundert Zwillinge in 6, 8 und 10 gehen richtig ins Geld, suchte ich meine Altbestände durch und fand noch hunderte von Drury Drillingen. Die hatte Alan Bramley mir mal geschenkt, guter alter Stahl, aber ich hatte aufgegeben sie zu fischen. Ich weiß nur nicht mehr warum. Vermutlich um meine Dosen international zu halten. Drillinge sind in den USA und Kanada ein Nono. Diese Idee jedenfalls revidierte ich und band mir fröhlich eine Shrimpdose. Die drei Farben unserer Flagge verteilen sich wie von selbst zwischen den Haken, der Körper in Goldbraid erinnert an ein schönes Abendkleid, der Flügel in schwarzem Eichhorn toppt das Tippet, und vorn kann man mit gelb oder rot abschließen. Gelb kommt etwas besser, ist es doch die unvergessene Genschman-Farbe. Aber schauen Sie selbst, die „German Ally’s“ hat absolut das Potenzial der „Snaelda“ zu folgen. Schade, dass nur die Farben von uns sind. Ja, gut, und von unseren belgischen Mitbewerbern. Da man den Gebetsroither Stil in den USA belgisch nennt, haben die aber innereuropäisch schon genug Gutes abgegriffen, oder. Oder?

Goldbraid einlegen und einen Körper winden.

Ein kräftiges Bündel Tippetfibern als Unterflügel binden.

Ein Bündel schwarzes Bucktail oder Eichhorn als Flügel auflegen.

German Ally’s.

Eine gelbe Hechel anlegen und wickeln, den Kopfknoten fein abschließen und lackieren. Und Sie ahnen es schon, das europäische Blau hier verbindet sich mit der Hoffnung, Schottland möge nach der Unabhängigkeit wieder in die EU finden.

Ingo Karwath