Go Fishing

Dalumvej 67, Odense. Das Epizentrum der fünischen Meerforellenfischerei.

Über „Go Fishing“ in Odense zu meckern gehört unter Meerforellenfischern auf Fünen zum guten Ton. Es ist mehr oder weniger ein Geräusch der Küste, wie das Geschrei der Möwen, das Klöttern der Takelagen in den Häfen und die rauhen Rufe der Eiderenten.

Ein Fliegenbinder durcheilt den Shop und grüßt zunächst den Hahn.

Das Geschäft wurde 1988 in der Brogade in Odense C eröffnet, und ich war dort Kunde der ersten Stunde. Jens Staal war der Mittelpunkt des Ladens in diesen Jahren, und ich verdanke ihm viel gute Tipps, ja sogar einige seiner Fliegen. Wenn es je ein wandelndes Lexikon der Küstenfischerei gab, dann ist es Jens. Dabei ist das gar nicht seine Fischerei, er liebt es an Kreideflüssen mit der Nymphe zu fischen.

Eine kurze Orientierung im Raum ist nötig, denn man ist im Bindehimmel.

Eine Fahrt nach Odense gehört für mich seit jeher zu jeder Küstenwoche. Erst etwas Kultur, etwa das Andersen-Museum, dann ein bisschen Pflaster treten, Mitbringsel kaufen, danach ein Steak im Hereford Beefstouw und dann der Höhepunkt, Einkehr bei „Go Fishing“. Mein Freund Jacob pflegte immer zu sagen, bei „Go Fishing“ nur gucken und anfassen, und dann bei „Äkquator Sport“ kaufen. Die Preise waren dort stets günstiger, aber die hatten eben keinen Jens. Das heißt, sie hatten ihn, jedenfalls bis er und andere Kollegen ihre Sparkronen in einen Topf taten und „Go Fishing“ gründeten.

Wohin man auch schaut, überall Dinge die man brauchen könnte.

Fachlich ist der Laden top. Also, supertop. Die Meckerei über „Go Fishing“ bezieht sich immer auf die Preise. Apotheke ist noch das Netteste was man hört. Na und, wenn man vor dem Urlaub nicht alles günstig rangeschafft hat, da hat man doch selber Schuld. Eigentlich meckern die Meckerer über sich, weil sie was vergessen haben und nun ihren Groll auf GoFi abwälzen. Andererseits kommen einem bei der Fischerei, gerade als Binder, immer mal ein paar gute Ideen. Will man die sofort realisieren, sitzt man in der Falle und muss zum Dalumvey 67.

Es lohnt sich zu verweilen, denn jede Reihe will angeschaut sein.

Dort ist nun Claus Eriksen der Chef, und was lernte der schon als Lehrling 1990 bei „Go Fishing“ von seinem Kollegen Ove Larsen: Man arbeitet um zu verkaufen, man lebt um zu kaufen. Ja klar sind die Preise etwas höher, aber ein Laden ist eben ein Laden. Kein Pappkarton in einem Billigregal in einem ungeheizten Lager hinter einer Internetadresse. Ein Fly Shop ist ein Gesamtkunstwerk, und wer ihn betritt, der bekommt sogar dann etwas, wenn er nichts kauft. Alle Begehrlichkeiten des Fliegenfischens sind hübsch und warm ausgestellt, man kann sich einen Kaffee nehmen und durch die 200 Quadratmeter Anglerträume wandeln. Man wird beraten, wird unterhalten. Ein Museum der Wünsche. Na ja, und dann nimmt man eben dies und das und hat dann kaum den Grund seines blauen Plastikkörbchens bedeckt und an der Kasse später einen Deckel, für den man bei Aldi zwei Wochen Essen einkaufen kann.

Mit einem letzten Blick auf eine „Pattegrisen“ verlässt man den hinteren Raum.

Ja, ich weiß, schlimm, nicht war, „Go Fishing“, diese Mausefalle direkt neben der Autobahn. Aber wissen Sie was. Ich bin da jetzt seit über 30 Jahren mehr oder weniger zweimal im Jahr. Man sieht fröhliche Männer reingehen, man sieht glückliche Männer rausgehen. Sie haben den Göttern des Einzelhandels ein Opfer gebracht. Nun ist das Glück mit ihnen. Die Meckerli trifft man nur woanders, nie vor dem Laden.

Wird aber auf dem Weg zur Kasse von den Fliegenkästen aufgehalten.
Auch hier muss man sich Zeit nehmen, Ideen aufsaugen.

Wie viele Fische habe ich schon gefangen direkt nach einem Besuch in Odense. Entspannt, glücklich, mit einem Steak im Bauch und irgendeinem neuen Gadget in der Weste geht man nur noch mal so zwei Stunden ans Wasser, und was vier Tage nicht klappte sieht auf einmal einfach aus. Es sind Fische da, und sie beißen. Denn jetzt mal ehrlich, so eine Tüte von „Go Fishing“ ist doch wie ne gemischte Tüte für ’ne Mark früher am Kiosk. Kinder kosten nun mal. Glück kommt eben nicht ganz von allein. In diesem Sinne, herzliche Grüße, der kleine Ingo.

Catch & Release ist mit Go Fishing Tüten keine Option.
Das Angebot an Hechtfliegen hat erheblich zugenommen.
Bei 60 Kronen pro Fliege freut man sich Binder zu sein.
Eine neue Rute kauft sich der Tourist eher selten, aber man kann sich Appetit holen.
Ein so vielfältiges Angebot führt zu Wünschen die man vorher gar nicht hatte.
In der Abteilung für Küstenfischeruniformen findet sich die neueste Mode.