Skues empfiehlt einen Haken der Größe 1 für sein Muster, also einen 15er. Wir nehmen 14. Faden anlegen, ein Fundament wickeln und ein Stück Golddraht auf dem Weg nach hinten mit einbinden.
Die Hechel mit dem Kiel nach hinten weg einbinden und den Körper mit dunklem Hasenohrdubbing aufbauen.
Das Buchformat 12mo oder Duodecimo, also ein Zwölftel Bogen, war mir zwar bekannt, aber wenn man für 60 englische Pfund so ein Büchlein dann bekommt, ist man schon verblüfft, wie wenig Buch für wie viel Geld da getauscht wurde. Aber es ist ein sehr, sehr sauberes Exemplar von „Silk, Fur and Feathers“ von Skues aus dem Jahre 1950, die postume Erstausgabe der „Fishing Gazette“. Wunderbar geschrieben, gleich die ersten Seiten befassen sich damit, wie man mit der Flinte oder auf dem Wochenmarkt Federn besorgt, und vor allem zu welcher Jahreszeit. Auf späteren Seiten dann all die berühmten Skues Fliegen, und auf Seite 63 die wohl berühmteste, seine „Little Red Sedge“. Es ist ein wenig so, als hätte ein genialer Bootsbauer jede Menge Yachten gebaut, und dann auch mal ein Flugzeug, und an das können sich nun alle erinnern. Skues hatte nicht die geringsten Probleme mit der Trockenfliege an sich, sondern nur mit ihren Priestern und ihrem Papst, Halford und Sir Ball und Konsorten. Im July 1904 hatte Skues am „Tenth International Fly and Bait Casting Tournament” im Crysal Palace teilgenommen und in Competition P, Dry Fly casting for accuaracy, nur durch einen unglücklichen Windstoß die fast sichere Goldmedaille im letzten Moment verloren. Er konnte also untertassengenau werfen, und hat sein Leben lang auch trocken gefischt. Aber eben nicht nur, und seine Fähigkeit mit der Nymphe zu fangen war legendär. Er hatte den Wurf, er hatte die Fliegen, und er hatte den Blick. Die „Little Red Sedge“ ist eine Imitation der Sericostoma personatum. Einer häufigen, in Europa sehr weit verbreiteten Art. Obwohl sie rein gar nichts damit zu tun hatte, wurde sie oft fälschlich als „Alder“ bezeichnet. Eine gefährliche Nähe, denn „Alder“ war ein absolutes Reizwort für puristische Trockenfischer, weil genau das die Fliege war, mit der die eher unsicheren Kantonisten im Syndikat gern und höchst erfolgreich ‚versunken‘ fischten. Skues bemüht sich darum gründlich, seine „Little Red Sedge“ aus der unangenehmen Nähe zu entfernen. Das ist im Prinzip einfach, denn die Personatum kennt man ja auch als „Welshman’s Button“, und diesen etwas unglücklichen Käfernamen hatte ihr Halford verpasst. Skues verlässt jedoch mal wieder den Pfad der eifrigen Coloristen und bindet das Muster in dunkelrot. Irgendwie hatte er es einfach drauf seine jeweilige Gegenseite auf die Palme zu bringen, und selbst Goddard war 1966 in „Trout Fly Recognition“ noch nicht bereit, das ungewöhnliche Muster zu würdigen. Die „Little Red Sedge“ hat sowohl bei Licht, als auch bei dessen Schwinden, eine magische Wirkung. Es wird wohl an der Farbe liegen, dass Forellen in Position, die auf einen Schlupf warten, für die Sedge steigen. Und dass Fische, die nach einem Schlupf zur Ruhe kommen, ebenfalls steigen. Und Forellen, die auf die Spinner warten, auch. Und ‚bank feeder‘, die am Rand lauern, mögen das Muster nicht minder. Und weil wir ja im Sommer gern mal im Garten sitzen und einen kalten Weißen trinken, dachte ich so bei mir, können wir doch mal eine Rote binden. Lassen Sie sich drauf ein. Es lohnt sich.
Eine dunkelweinrote Hechel nach hinten palmern und mit dem Golddraht gegenrippen.
Für den Flügel möchte Skues „rolled rail“ benutzt wissen, aber das geht nicht, denn Rallenvögel sind streng geschützt. Mit einer rotbraunen Ersatzfeder macht man nichts falsch. Ideal ist Goldfasan.
Eine etwas längere dunkelweinrote Hechel einbinden und fünf- bis sechsmal winden. Die Fliege abschließen und den Kopfknoten mager lackieren.
Ingo Karwath