Der Blick in die Tiefe

Unser seitlich geschulter Blick ist natürlich schwer enttäuscht.

Weil wir frontal vor unserem Bindestock sitzen und auf die rechte Seite unserer Fliegen schauen, Linkshänder auf die Linke, neigen wir dazu diese Seite erstens zu optimieren und zweitens überzubewerten. Seit der Erfindung der Unterwasserkameras, die man mit einer Angel auswerfen kann, wissen wir aber, dass die meisten Räuberangriffe von hinten unten kommen. Es ist entnervend zu sehen, wie viele Fische einfach nur gucken und wieder abdrehen. Der logische Ort für ein Auge an einem Streamer ist darum unter dem Haken!, und wie man sich denken kann, lassen die Bindefirmen diese Idee von ihren Vertragsbindern nicht gerade pushen. Denn damit verringert sich der Augenverbrauch und -abverkauf um 50 %. Man braucht nur noch eines. Aber stellen Sie sich mal vor, Sie sind ein Hecht und stehen im Kraut. Plötzlich kommt von der Seite ein Fischchen geschwommen, dem es nicht gut geht. Viel zu großes Auge, anscheinend seitlich schwimmend, eigenartige Bewegungen, sieht echt krank aus. Da ist man doch mit einem Flossenschlag dran und schnappt es sich. Und genau darum sind 50% Augen besser als 100 %. Lieber eines nach unten als zwei zur Seite. Mitglieder von Gewerkschaften hoffe ich nicht zu überzeugen. Wenn 12% rauf schon so schwer ist, sind 50% runter unzumutbar.

Der Hecht aber sieht das. In der Darstellung 60 Gramm leckere Verzweiflung in Fischform.

Ingo Karwath