Kescherumbau

Ghostnet- weg damit!

Sieht aus wie die Mütze von DJ Ötzi, oder? Und kaum sinnvoller.

Also, kann gut sein dass ich ein paar mehr Kescher habe als der Durchschnitt, und ich gebe mal zu was sich so angesammelt hat: Ein alter DAM Federkescher, ein ABU Klappkescher aus den 70igern, ein Hardy Trout Net und ein Hardy Atlas Net, ein Cascade Lake Teardrop Net, ein Greys Net mit Kohlefaserstiel, ein Holzkescher mit Schonnetz, ein Mini-Solvkrokken, je ein Meerforellenkescher aus Holz, aus Rohr und aus Alu, ein runder DIY, und ein Brodin Kescher mit Ghostnet. An meiner Weste sind außerdem zwei Ketchum-Release Tools, die ich bei Fischen bis 40 cm einsetze ohne den Fisch zu berühren. Die Dicken mag ich aber gern einen kleinen Moment anschauen, und dann wird gekeschert.

Das neue Netz weckt Hoffnungen auf dicke Forellen.

Das Ghostnet erwies sich als Phänomen. Ich habe noch nie einen Kescher erlebt, in dem sich die Fische so hin und her werfen wie in dem Silikonnetz. Dabei dachte ich es sei das schonendste Netz auf dem Markt. Aber weit gefehlt, Äschen und Forellen schmeißen sich darin hin und her wie vom Hospitalismus gepackt, und ab 40 cm aufwärts gelingt ihnen sogar der Sprung über den Rahmen. Während alle meine anderen Kescher genau tun was ein Kescher tun soll, war das Brodin Netz ein teurer Fehlkauf. Handwerklich ist es jedoch absolut Spitze und der Rahmen ist eine wunderbare Holzarbeit.

Die Maschen-Loch-Rechnung stimmte.

Um es nun in der Hoffnung auf 60er Forellen in der Finnmark umzubauen, habe ich zunächst das Ghostnet entfernt. Welches Netz wohl passen könnte war eine Schätzung, und ich habe mir das McLean 601 und 602 Ersatznetz bestellt. Das 601 hatte die richtige Größe. Ich habe zwei sehr gute Meter Netzgarn am Netzrand verknotet und das neue Netz geduldig angenäht. Um es auf den Millimeter genau an das letzte Loch zu führen, habe ich hier und da eine Masche dreifach genommen. Der Rahmen hat 24 Löcher, das Netz 51 Randmaschen. Also 21 mal 2 und 3 mal 3 und das passt. Der letzte Knoten ist dann ein doppelter Schlag, der von außen gesetzt nicht wieder in das Loch zurückrutschen kann. Ich habe ihn außerdem verschmolzen.

Das ist doch mal eine Anprobe. Silhouette einer 69er Meerforelle passt schon mal.

Jetzt habe ich einen Brodin Kescher, fast 70 cm tief, der auch einen Fisch von 4 Kilo und mehr aufnehmen kann und schonend umgarnt. Da ich Fische selten messe, sondern meist nur schätze, und auch kaum mal Fotos stelle und gestalte, ist eine Forelle bei mir flott wieder unterwegs. Und das nervige Gezappel im Ghostnet ist Vergangenheit. Mir ist schon klar dass das meine Meinung ist, und das es begründete andere Auffassungen dazu gibt. Ich habe es so wie beschrieben wahrgenommen und mein Problem gelöst. In den Händen von Guides, die ja zwei Hände frei haben, mag so eine flache Silikonnetzpfanne nützlich sein. Ich kann mich außerdem des Eindrucks nicht erwehren, dass oft releaste Zuchtfische aus Erfahrung stillhalten. Aber das ist eine gewagte Theorie.

Ingo Karwath