Nymphe des Monats 6

Juni 2019 – „Wonder Nymph. Deadly. Anytime! Anywhere!“

Die „CK-Nymphe“ geht auf das Jahr 1961 zurück und ist eine Erfindung von Chuck Kraft. Er hatte als 18jähriger nach einer Nymphe gesucht, die in amerikanischen Gewässern besser fängt als die Muster, die man dazumal aus England kannte. Im Verlaufe der Zeit erprobte er wohl 50 Farben und verschiedene Bindeweisen, und kam schließlich zu einem Ergebnis. Aber dann dauerte es noch einmal ein Jahrzehnt, bis die Zeitschrift „Field & Stream“ im Juni 1971 einen Artikel über die Nymphe brachte. Und was für einen. Allein schon die Überschrift macht mich neidisch. Warum fällt mir so etwas nicht ein. „Wonder Nymph. Deadly. Anytime. Anywhere!“

Die Originalnymphe wurde auf dem 9716 von Mustad gebunden. Das muss man nicht machen, aber in jedem Fall beginnt man mit einer Lage Blei. Das Schwänzchen ist Summer Duck, also Brautente, Aix sponsa.

Der Verfasser, S.R. Slaymaker II, war weder unbekannt noch ein grüner Junge, sondern hatte als Fliegenfischer und Autor auch schon 25 Jahre auf dem Buckel und war jeglichen Wunderfliegen gegenüber kritisch eingestellt. Er schreibt, je länger man fischt, um so mehr Wunderfliegen begegnen einem, und letztlich hält keine was sie verspricht. In seinem Buch „Tie a Fly, Catch a Trout“ hat Slaymaker 1976 der Nymphe noch einmal ein Denkmal gesetzt. Der Artikel von 1971 findet sich dort ab Seite 38 mehr oder weniger Wort für Wort wieder. Das soll keine Kritik sein. Das Buch gehört zu meinen Lieblingsbüchern, denn es verbindet Bodenhaftung mit Ehrlichkeit, ist ein Buch wie ein handgekochtes Alltagsessen, und die Bindeanweisungen darin kommen von George Harvey.

Es entspricht nicht dem Original, aber der modernen Bindetechnik, hinten ein Stück Allesnäher einzubinden und dann den schwarzen Wollkörper zu wickeln.

Entscheidend ist doch, dass Slaymaker fünf Jahre später seine Meinung über die „CK-Nymphe“ nicht revidiert hat. Ich habe das Buch 1977 gekauft und seitdem gehört die „CK“ zu meinem Repertoire. Sie ist so einfach zu binden, dass man eigentlich keinen Stil entwickeln kann. Trotzdem gibt es zwei Dinge, die auch diese Nymphe speziell machen. Man kann den Körper erstens binde wie eine stracke Wurst, also von hinten bis vorn gleich rund, oder zweitens wie eine Eichsfelder Ritterwurst, in der Mitte etwas dicker. Ich bitte um Pardon für die Vergleiche, das muss an meinem Vatertagspaket vom „Urgeschmack“ aus Großalmerode Weissenbach liegen. Ein weiterer Unterschied entsteht durch die Hechel.

Zum Abschluss wickelt man die Grizzylhechel von vorne nach hinten und überrippt sie mit dem Allesnäher. Danach, aber auch davor, kann man sie stutzen.

Wenn Sie so eine lange schlanke Heidi-Klum-Modellhechel nehmen entsteht natürlich ein anderes Bild als wenn man eine Salzwassergrizzlyhechel verbindet. Ich binde beide Körper, achte aber sehr auf eine Hechel im alten Stil, also weich und flaumig. Die Zahl der Windungen verändert ebenfalls das Bild, und so muss man sagen, dass eine „CK-Nymphe“ bei aller Einfachheit so einige Erscheinungsbilder haben kann. Und alle fangen. Anytime! Anywhere!

Eine Variante der Nymphe benutzt dunkelgraue Wolle für den Körper. Auch diese Nymphe gilt als Original CK. Beide Farben sind seit 1961 überliefert.