Das weltbeste Stripping Basket ist das gut aufgeräumte Vordeck eines 18 Fuß Hewes Redfisher. Leider benötigt man zusätzlich einen dicken Motor und einen Bootsführerschein, was dann entweder in der Anschaffung 80.000 Dollar kostet oder die bekannte Tagesgage von 600 bis 800 Dollar für den guidenden Bootsbesitzer. Die zweibeste Möglichkeit ist ein Laubsammler aus Gewebe mit einer Stahlfeder, die bekannte Pop-Up Tonne für Gärtner. Die kann man mit einem Bodengewicht, ideal sind die soften Tauchergewichte, auch in einem für Fliegenfischer ungeeigneten Boot aufstellen und hat damit ein Stripping Basket par excellence. Für Watfischer gehen beide Optionen nicht. Alles was danach kommt funktioniert auch, hat aber hier und da gelegentlich eine Schwäche. Ich gehe mal rückwärts in meine Korbgeschichte zurück. Nachdem ich mich jahrelang zurückhalten konnte mir einen „Flexystripper“ zu kaufen, habe ich dann letztes Jahr doch einen erworben. Das Konzept Besenborsten auf einer Sperrholzplatte zu befestigen ist nicht neu und vermutlich der Ursprung zur Idee diesen Bastlereinfall zu vermarkten. Bjarne Fries hat genau das getan und seine Idee inzwischen an Ahrex verkauft. Obwohl ich sowohl Bjarne als auch Ahrex sehr schätze, kann ich das vom Stripper nicht behaupten. Bei mir bekam er nach ein paar Tagen den Spitznamen „Strickliesel“. Sie wissen schon, dieses Grundschulgerät, mit dem man Schlaufen über Schlaufen zieht und eine Strickwurst herstellt. Der Stripper funktioniert ganz ähnlich. Für meinen Geschmack stellt er deutlich zu viel Tüdder her. Norddeutsch für verschlaufter Mistknoten. Blöder. Man muss mit der Handbewegung im Strip grundsätzlich die Ablage steuern, also eher innen über die Borsten ziehen, dann außen, dann wieder innen. Wählt man nämlich immer die gleiche Bahn irgendwo in der Mitte, entsteht eine hinten abtreibende Großschlaufe. Na ja, nicht ideal, aber keine komplexe Bewegung und gut machbar. Dann darf man in keinem Fall Keule über Schußleine auf den Stripper holen. Das tüddert enorm. Und je mehr Wind ist und je tiefer man reingeht, umso mehr verstricken sich die Schlaufen und machen aus einem möglichen 30m Wurf einen Zehner. Nach meiner Beurteilung ein Fehlkauf, aber der Neoprengürtel ist klasse und kann gut an einem echten Stripping Basket benutzt werden. Oh, eins noch, legt man eine Jacke auf den Stripper oder legt ihn anderweitig unbedacht ins Auto, kann man ihn so lange nicht nutzen, bis sich die Silikonfühler wieder erholen. Was einige oft nicht schaffen.
Damit kommen wir zu dem denkwürdigen Tag auf Fünen, an dem Bernd Kuleisa mir einen Korb gab. Das hat er bei schlecht geschriebenen Artikeln wohl auch mal getan, aber hier geht es um Plastik, nicht um Text. Ich hatte meinen vergessen, und Bernd, den wir ja wohl alle als supernetten Kollegen kennen, schenkte mir spontan seinen Orvis Korb, weil er ein paar Tage eher als ich zur Redaktion zurückmusste. Dieser Korb der zweiten Generation ist aus dickerem Kunststoff als der Vorgänger und hat zusätzlich am Rand zwei Rutenablagekerben. Er ist 36 mal 31 cm groß und hat innen neun Konen, wiegt aber auch 980 Gramm. Da kann man ohne zu zielen alles reinstrippen und auch Keule über Schußleine ablegen. Die Schnur ist vor Wind und Wellen geschützt und es gibt kaum einmal einen Knoten. Das Vorgängermodell ist dünner und leichter und hat keine Kerben. Es ist etwas angenehmer zu tragen und bis heute mein Favorit. Einzig die Schlitze hinten haben den Effekt, dass beim sehr tiefen Waten Wasser eindringt und die Funktion der Konen aufhebt. Das ließe sich wegbasteln, aber ich konnte mich dazu noch nicht aufraffen. So schlimm ist es also nicht. Der letzte Schusskorb in meiner Basket Biografie ist der alte Leinenkorb von Orvis. Der ist nicht nur für Leinen, sondern auch aus Leinen, und seit über vierzig Jahren im Einsatz. Er ist etwas klein und nicht für 20 Meter Schussleine gemacht, aber am Wiesenbach und beim nächtlichen Flussfischen kommt er mit den üblichen Längen gut klar und hat den Vorteil extrem leicht zu sein. Außerdem ist das Basket ein Klassiker, das bei jungen Fischern immer wieder die Frage erzeugt, wo es denn so etwas zu kaufen gibt. So, das wären die vier Körbe einer nun bald fünfzigjährigen Shootinglinetüddel-Karriere. Nach meiner Ansicht kommt man nicht umhin eine echte Wanne zu benutzen und ich würde von allen Borsten-Brettern oder halboffenen Körben abraten. Während eine ganz ähnliche Spülwanne ja nur 3 Euro kostet, werden wir bei den Körben mit um die 70 Euro leider schwer gemolken. Es wird wohl die beste Lösung sein, dass Freunde ihre Modelle untereinander austauschen und erproben. Schusskörbe sind eine gute Ergänzung zum BMI, den zu berechnen man unterlassen kann. Passt der Gürtel, den man sich im Herbst eingestellt hatte, auch im März, ist nichts passiert. Muss man 10 cm mehr Gurtband auslassen, hat man mindesten einen neuen Pullover an, aus Biopren. Bis man ein paar Schnurkörbe getestet hat, sollte gelten: Man kommt um einen Vollkorb nicht herum! Ein gut in den Wind gelegter Wurf an der Küste segelt problemlos 30 Meter. Boah ey, sage ich dann manchmal, als ob ich werfen könnte! Dieses von optimalem Wind abhängige gute Gefühl sollte man nicht mutwillig riskieren.
Ingo Karwath