Der Ringerlwurm

Eine bahnbrechende Erfindung?

Eine Peinlichkeit sondergleichen?

Ruhm oder Schande?

Ist das noch eine Fliege?

Durch einen (un)glücklichen Zufall, auf meinem Bindetisch lagen gerade Trockenfliegen mit Ringerl im Bogen, und hinzu kam eine Lieferung mit „Squirmy Worms“ in verschiedenen Farben, gelang mir eine kaum anders als genial zu bezeichnende Erfindung, die ich bitte nicht mit meinem Namen erinnert wissen möchte. „Ingos Wurm“ ist ehrenrührig, aber natürlich komisch.

Ein Ringerl vorn.

Weil die „Squirmys“ inzwischen in aller Mund sind, sie waren eine Geheimfliege der US Jugendmannschaft von 2014, wohlgemerkt im Fliegenfischen, wollte ich das Material gern einmal verarbeiten und erproben. Zum Glück geht das per Mailorder, denn im Laden müsste man fürchten, dass jemand laut ruft: „Rita, was kosten die Squirmys?“, und man im Boden versinken möchte, weil alle Kollegen rundum edle TrockenbäIge kaufen. Im Sinn hatte ich einen Artikel über Wurmfliegen, der sehr bald hier erscheinen wird. Gefischt habe ich noch nicht damit, weil es jenseits meiner Fliegengrenze war.

Ein Ringerl hinten.

Nun ja, lange Rede, kurzer Sinn, nun ist womöglich gerade mir eine Erfindung gelungen, die den optimalen Wurm erzeugt. Das Material ist so soft, dass es im Bindevorgang und bei der Fischerei zerstört wird. Man muss einen breiten Faden nehmen, nicht zu sehr ziehen, und später vorsichtig werfen. Ein knalliger Doppelzug mit leicht falschem Timing, und die Wurmenden sind kupiert. Darum muss man sich mit der Idee anfreunden, den falschen Wurm wie einen echten Wurm anzuködern, also immer mal wieder aufzufrischen. Das geht ganz einfach mit zwei Ringerl am Haken, einer vorn und einer hinten. Man spitzt das Material etwas an, zieht es durch den hinteren Ring, wickelt einige Male um den Haken und dann vorne wieder durch den zweiten Ring. Der ganze Vorgang erinnert natürlich unangenehm an das echte Anködern eines Wurmes und bringt uns innerlich vor Petrus Gericht, der uns fragt: „Möchtest du als Fliegenfischer wirklich damit fischen?“ Na ja, und das muss dann bitte jeder selbst entscheiden.

Die Wicklung zapagapen.

Ich weiß nun nicht, ob ich der erste, also wahre Erfinder dieser Fliege bin, aber ich gebe hiermit zu Protokoll, dass Dr. Ingo Karwath am 21.12.2019 den „Ringerlwurm“ erfunden hat und am 28.12.2019 um 14 Uhr im „FliegenBinder“ vorstellte. Sie kennen ja sicher das Phänomen, dass Fliegen auf der einen Seite von Österreich oder Holland über die Grenze kommen und das Land auf der anderen Seite mit einem neuen Namen wieder verlassen. Darum stehe ich zu dieser beschämenden Fliege, und finde sie insgesamt auch lustig genug, um sie mal zu erproben. Das Material fängt ja von allein, aber auf eine clevere Befestigung kann man auch stolz sein. Die einleitende Vibrationsbelichtung erzählt die ganze Geschichte.

Den Wurm anbringen.

Ingo Karwath