Oldies but goodies – Die „Crackleback“

In der „Crackleback“ steckt mehr Vorbereitung als Bindearbeit. Wenn man die einseitig abgestreifte Hechel eingelegt, das Fundament gewunden, das Pfauengras und den Golddraht eingebunden hat, ist man gefühlt schon fertig.

„Das ist ja interessant!“, sagte ein Kollege beim Blick in meine Trockendose, „du hast ja Superpupas mit Rücken gebunden.“ Ja, schön wär’s, wenn ich so tolle Ideen hätte. Aber die „FC Crackleback Dry Woolly“ ist ehrlich gesagt etwa so alt wie ich. Ed Story hat sie Anfang, Mitte der 50er Jahre erfunden, und damit ist sie 70. Mr. Story hatte 1955 Feathercraft gegründet, einen Fly Shop in St. Louis, und von damals bis heute ist die „Crackleback“, wie man sie kurz nennt, die Signaturfliege des Shops. Wie der „Woolly Worm“ ist sie eine Fliege von verblüffender Einfachheit, die mit einer erweiterten Drift gefischt wird. Hat man die „Crackleback“ als Trockenfliege ausgefischt, zieht man sie mit einem Ruck unter die Oberfläche und lässt sie als Nassfliege über den Fluss schwingen. Eben die Methode, die man auch von der „Hornberg“ kennt. Der Vorteil der „Crackleback“ ist, dass man ihr alle möglichen entomologisch wirksamen Farben mit auf den Weg geben kann. Eine Lobby hatte die Fliege wohl nicht, denn wir finden sie nicht in den einschlägigen Musterbüchern. Bei Hellekson nicht, bei Leiser und Gerlach auch nicht. Das mag daran liegen, dass sowohl der nasse als auch der trockene „Woolly Worm“ als Bluegill Fliegen gelten, Lepomis macrochirus, der Blaue Sonnenbarsch, ein Kinderfisch, dem sich kaum ein erwachsener Angler je widmet. In eben diesem Windschatten bleib die „Crackleback“ unbeachtet, bis dann erste Binder darauf aufmerksam wurden, dass sie der „Superpupa“ gleicht und doch etwas mehr ins Licht gehört. Lennart Bergquists „Superpupa“ stammt aus den 70er Jahren und zeichnet sich durch die beiden Schnitte aus, die dann nur die seitlichen Hechelfibern stehen lassen. Aber ebenso wie die „Klinkhamer“ eine „Olson Midge“ mit Flügelschnitt ist, ist die „Superpupa“ eben eine „Crackleback“ mit Schnitt. Auch unter Fliegenbindern gibt es Promifrisöre. Ein Schnitt aber, man denke an die Pilzköpfe der Beatles, kann die Welt bewegen. Und Fliegen eben auch. Die schnittlose „Crackleback“ sieht eigentlich wie ein kleiner Käfer aus, und vermutlich sortiert man sie bei den Landinsekten ein. Aber sie geht auch als Köcherfliege, Mücke oder Emerger durch, und wenn ich vermuten sollte, was ihren Erfolg begründet, würde ich sagen der Rücken. Viele Trockenfliegen mit Rücken kenne ich nicht.

Dubbing der gewünschten Farbe anspinnen und das Pfauengras nach vorn legen. Möchte man sehr dünn dubben, muss der Unterfaden dem Dubbing entsprechen.

Die Hechel nach hinten winden, den Draht nach vorn, und 70 Jahre Fliegengeschichte entfleuchen mit einem Lacktropfen den Bindebacken.

Ingo Karwath