Nymphe des Monats 11/20

Die „Sawyer Pheasant Tail“ ist schwieriger zu binden als es den Anschein hat.

Es sei denn man teilt das Problem. 

Eine Fasanenjagd in England kostet bis zu 2000 Pfund pro Tag, je nachdem wie zahlreich die Vögel und luxuriös die Umstände sind. Im Grundsatz kosten Fasan, Ente und Rebhuhn den Schützen zwischen 30 und 40 Pfund pro Vogel. Für diese Jagdtage wird ein ganzes Jahr vorgearbeitet, denn die Fasanen wollen aufgezogen, ausgesetzt und beschützt werden. Das Raubwild wird intensiv bejagt und die Landschaft wird für Fasanen und Jäger optimiert. Vor der Jagd werden kleine Zäune gezogen, damit die Vögel auffliegen müssen und nicht als Infanterie entkommen. Tja, werden Sie sagen, was geht das einen Fliegenbinder an? Wohnt man, wie etwa Frank Sawyer, in der Mitte vieler solcher Jagden, hat man eine hervorragende Position, um an die allerbesten Fasanenschwanzfedern zu kommen. Ich meine damit solche Federn, an denen die Fibern bis zu zwei, ja drei Zentimeter länger sind als an einer durchschnittlichen Feder. Wie jeder Binder einer „Pheasant Tail“ wohl weiß, kann man der überlieferten Bindeanleitung von Frank Sawyer in Größe 18 verlässlich folgen, in Größe 16 wird’s knifflig und Größe 14 geht gar nicht. Die Fibern sind zu kurz. Also muss man zweimal ansetzen und mit zwei Fibernportionen arbeiten, was mit Kupferdraht schwierig ist und viele von uns lieber zur Seide greifen lässt. Die Nymphe ist dann erkennbar nicht mehr mit Kupfer gebunden und also kein Original. Ich habe im Laufe der Jahre eine persönliche Methode für die „Pheasant Tail“ entwickelt, die äußerlich fast ein Original ist, aber nach innen den Mangel versteckt, nicht die optimal lange Feder zu besitzen. Sie ist nur darum fast ein Original, weil ich den Kopfknoten aus Kupfer weglasse und den Abschluss hinter den Thorax verlege. In der Anmutung ist das kaum ein Unterschied, hat sich aber als deutlich haltbarer erwiesen als der Kupfer-Whip-Finish vorn, der die Fibern des Flügelköchers leichter mal flitzen lässt. Ich binde die Nymphe seit ewigen Zeiten so, aber die echte Sawyer „Pheasant Tail“ ist eine Ikone, an der man eigentlich nicht rumfummeln sollte. Wer sich mit dem Abschluss hinter dem Thorax nicht anfreunden kann, macht den Kupferknoten doch vorn. Dann kann keiner mehr sehen ob man die Superfeder hatte oder zwei Federn benutzte, denn jetzt sieht sie aus wie bei Mrs. Sawyer gekauft.

Einen Nymphenhaken mit einem Kupferfundament bewickeln. Den Kupferdraht dabei nach hinten führen und nicht abkneifen.

Drei bis fünf Fasanenfibern einbinden und gegen den Uhrzeigersinn nach vorn bringen. Mit dem Kupfer im Uhrzeigersinn überrippen.

Mit dem Kupfer drei bis fünf neuen Fasanenfibern anbringen, gegen den Uhrzeigersinn einen Thorax winden und mit Kupfer weit überrippen.

Den Draht mit einer weiten Windung nach hinten führen, die Fibern nun einmal nach hinten klappen, und hinter dem Thorax mit einer Windung Kupfer sichern.

Den Draht in einer weiten Windung nach vorn führen, die Fibern nach vorn klappen und mit zwei bis drei Windung Kupfer halten. Das ist der Kopf. Den Draht wieder nach hinten legen.

Die Fibern ein letztes Mal über den Thorax klappen und dahinter mit einer Wicklung und zwei Windungen Whip Finish sichern. Einen Tropfen Lack auf den Draht geben.

Ingo Karwath

Nachtrag: Ich fische die „Sawyer Nymph“ in dieser Form seit über vierzig Jahren. Die Bindeweise hat sich entwickelt, weil ich nach der Anleitung aus Sawyers Buch einfach keine ansehnlichen Nymphen binden konnte. An einem Klassiker spielt man aber im Prinzip nicht herum. Ich habe die Nymphe so einigen Keepern gezeigt, selbst am heiligen Test. Nicht einer hat entdeckt was ich verändert hatte.