Junge Kollegen 9 – Die „Kombardo“

Ein hüpfender Punkt in Barbiefarben lockt nicht nur Ken, sondern auch jede Winterforelle. 

Schwarze Kugelkette oder sehr kleine Dumbbells unter dem Haken einbinden und gut fixieren. Einen kompakten Haken wählen oder kurz binden. 

Einen Schwanz aus farbigem Mylar einbinden. Salmon Pink geht gut, aber auch andere Töne wie Orange, Magenta, Rot und Gelb sind möglich. Das Mylar mit Marabou in Salmon Peach toppen.

Ein Winterfloh, möchte man sagen, denn diese kompakte Fliege in den Lockfarben des Winters bietet mit ihrem schweren Kopf natürlich ein hüpfendes Auf-und-Ab. So ganz superneu ist sie nicht, aber doch erst seit wenigen Jahren im Umlauf. Dabei ist mir aufgefallen, dass sie oft ausverkauft und out of stock ist. Das ist ein untrügliches Zeichen für eine Fliege, die man sich genauer anschauen muss. Viele Internetseiten bieten ja den Filter Bestseller an, und damit ist es recht einfach, die nach Kundenmeinung besten Fliegen zu finde. Bei Amazon sucht man ja auch gern mit dem Filter Kundenbewertung, aber in einem Tackleshop steht man mit der Idee ein wenig verloren da. Oft findet man leere Fächer und ahnt, da könnte eine gute Fliege drin gewesen sein, aber so ein Fach aus Sperrholz oder Plexiglas bietet ja leider kein Foto. Nun muss man darauf hoffen, dass der Verkäufer seine Weste in der Nähe hat, und lässt sich die Fliege zumindest zeigen. Dann macht man ein wenig Umsatz und kauft das Bindematerial. Gerade dänische Fachgeschäfte haben oft eigene Muster, in Kiel bei Achim nicht minder, und eine Stadt weiter wird man sie nicht kaufen können. Auf Insta und Facebook gehen Bilder auf die Reise, und erst so nach und nach wird durch diesen Ausleseprozess ein Muster bekannt. Dieser Vorgang vollzieht sich manchmal so schnell, dass es zu einem Quartalsfame kommen kann. Eine Fliege wird für drei Monate berühmt. Und wieder vergessen. Ein Onehitwonder sozusagen, wie Lee Marwin mit „Wandr‘in Star“. Die Qualität an sich bleibt aber, und das möchte ich für die „Kombardo“ auch behaupten. Der Name allein ist schon ein Hit, denn Kombardo ist wie bei uns Flixbus ein durch Dänemark fahrendes Unternehmen. Vermutlich halten die häufiger an, was zu dem Auf-und-Ab passen würde. Die Busse sind schlicht blauweiß, mit der Farbe hat es jedenfalls nichts zu tun. Die Fliege als Imitation zu begreifen fällt schwer, auch wenn sie eine hüpfende Groppe und eine gekochte Garnele so ein bisschen nachmacht. Es sind wohl eher Flash und Farbe, die in einem klaren kalten Meer, in dem es nun wahrlich keinen Grund gibt durchs Freiwasser zu hüpfen, von weitem erkannt werden. So ein Augenwinkelmoment, an dem unsere Werbeagenturen ja auch arbeiten, und dann schaut man mal. Im Gegensatz zu den sehr langen Garnelen gleicher Tönung kann man an der „Kombardo“ hinten nicht zupfen. Da hängt man sofort. Und das ist ein Wunsch, nämlich das er fangen möge, den ich jedem kaltarschigen Kollegen an der Küste von Herzen wünsche. Das ist wie Huchenfischen, nur ohne Berge. Nur der Deadbaiter auf Hecht wird noch kälter, der arme Kerl, muss er doch sitzen und warten. Das macht ihn im Prinzip dafür geeignet, ein Winterfischer an der Küste zu werden, wäre er nicht vorher falsch abgebogen.

Ein Stück Allesnäher einbinden und einen Körper aus Salmon Pink dubben. Eine salmonfarbene Hechel nach hinten winden und mit dem Allesnäher sicher rippen.

Das Auge mit dem Dubbing umkleiden und die Fliege ausbürsten.

Ingo Karwath