„Nice holes“ for Hitch Tubes

Eigene Tubes herzustellen ist ein simpler Vorgang. Man benötigt nur eine scharfe Klinge und ein Feuerzeug. Das Anschmelzen der Kopfseite benötigt ein wenig Übung, und einen schiefen oder zu dicken Rand schneidet man einfach weg und startet neu. Die Länge messe ich mit einer Schiebelehre, die in diesem Fall auf 15 mm eingestellt ist. Ich habe einen Schwung kleine Tubes hergestellt, die mit 1,5 cm fast schon auf der Grenze zur Mini Tube sind, die ich ab 12 mm dann endgültig als Mini qualifiziere. Zu den kleinen Tubes habe ich eine besondere Beziehung, seit mir am 17.8.2000 an der Gaula mit einer körperlosen 1 cm Tube mit zehn Dachshaaren und kleinen JC‘s der Fang eines 5,8 Kilo Lachses gelang, den Jakob Viereck für mich tailte. Er schaute sich völlig fassungslos die eigentlich unsichtbare Fliege an, die diesen Lachs aus dem Ripple oberhalb von Langoy verführte. Seither gehören Mini Tubes und auch Hitch Tubes zu meinem Repertoire, aber typisch für einen Bindepingel wie ich einer bin, haben mir die gebrannten Löcher in den Hitch Tubes nie gefallen. Entweder ist die Nadel zu kalt, dann heizt man nach und das Loch wird zu groß, oder die Nadel ist zu heiß, dann ist das Loch gleich zu groß, oder man erzeugt außen einen Wulst, den man abschnitzen muss, oder die Nadel macht auf der einen Seite ein zu großes, auf den anderen aber ein zu kleines Loch. Die Lösung dieser Probleme ist eine Japanische Schraubstanze von Leder Rickert, meinem Lieferanten von Lederwerkzeug für Rollenetuis, mit einem 1 mm Einsatz. Man schiebt einen Zahnstocher als Widerlager in die Tube und schraubt sich ein oder zwei perfekte Löcher hinein. Zwei Löcher vorher anzeichnen, damit sie korrekt gegenüber liegen. Der Zahnstocher verhindert die Sichtpeilung. Im Grundsatz macht man das Loch bei Mini Tubes fast mittig, bei mittelgroßen Tubes auf der Grenze 1/3 zu 2/3, bei langen Tubes einen Zentimeter hinter dem Kopf.

Die Werkzeuge für Tubes sind überschaubar.

Anekdote als Nachtrag. 1976, ich hatte als Seemann auf den Bermudas ein sehr nettes Mädchen kennengelernt, ich „Gorch Fock“, sie „Sir Winston“, und besuchte sie im Herbst in London. Katies Mutter war gerade frisch geschieden in ein kleines Haus in SW 17 eingezogen, und kaum angekommen bekam ich die Aufgabe ein kompliziertes Regal mit dutzenden nummerierten Brettern aufzubauen, weil doch die Deutschen so ordentlich sind. Während Katie und ich also verliebt Regal bauten, sägte ihr kleiner Bruder ein Loch in die Tür zum Garten, die vorher eine erstklassige Tischlerarbeit war, das sämtliche Ansprüche an schief und krumm übererfüllte. „Oh, Alec, what a nice hole!“, lobte die Mutter die Katzentür, und mir war in dem Moment klar, wie enorm deutsch ich bin. Das fiel mir im Zusammenhang mit diesen „nice holes“ mal wieder ein.

Ingo Karwath