Die hölzernen Wasservögel begeistern mich schon mehr als dreißig Jahre, und alles begann mit einem Zufall. Neben der inneren Ruhe, die ich am Strand der Ostsee immer wieder finde, habe ich im Verlaufe der Jahrzehnte drei Dinge von Wert gefunden. Wertvoll wäre das falsche Wort, aber ein Bootshaken aus schwerem Messing an einer Teakholzstange ist schon ein ansehnliches Ding. Er lag am Strand südlich des Leuchtturmes oben bei Lohals, und nach vielen Stunden mit Glasscherbe, Sandpapier und Polierpaste, gefolgt von Bootslack, wurde aus dem Fund ein Starstück. Ich habe ihn meinem Freund Hartwig zum Geburtstag geschenkt, denn der hat eine Sjekte am Steg vor seinem Haus in Norwegen und konnte damit etwas anfangen. Der zweite Fund wächst jedes Jahr weiter an, denn ich habe ein untrügliches Auge für Bernstein und habe sicher schon mehr als ein Kilo gefunden, und zwar ohne danach zu suchen. Ich hab‘ auch mal ein Armband daraus hergestellt, aber nur um zu sehen ob ich es kann.
Der dritte Fund, an der Ostseite von Langeland, sollte der wichtigste werden. Am Spülsaum bei Snode Öre fand ich eine Lockente, frei auf dem Sand liegend, und so war es pures Glück an dieser überlaufenen Stelle der Finder zu sein. Diese Lockente, ich nenne sie Nummer Eins, lockte mich in eine Phase des Sammelns hinein, in der ich mich bald zwanzig Jahre tummelte. Kein Flohmarkt, kein Antikgeschäft war vor mir sicher. Zwei Lockenten vom Uhrmacher aus Rudköbing sind vermutlich meine schönste Beute, aber auch die Nebenstücke sind einen Blick wert. So entstand ein kleine Lockentensammlung, die aber in den letzten Jahren keinen Zuwachs erlebte, und als Leihgabe in einem dänischen Museum ist.
In den USA werden Lockenten und Strandvögel zu horrenden Preisen gesammelt. Eine Goldeneye der Ward Brüder für 109.250 Dollar, eine Black Bellied Plover von A.E. Cromwell für 830.000 Dollar, eine Pintail und eine Canada Goose von Crowell für 1.130.000 Dollar waren Spitzenpreise vergangener Auktionen und Privatkäufe. Leider schwappte eine kleine Welle dieser Preisgestaltung auch nach Dänemark, und die Enten von Martin Christensen, dem Uhrmacher aus Rudköbing, drehten ab in den Bereich bis 10.000 Euro. Dies wiederum erzeugte von Auktionen ausgehend bei den Antikhändler den Irrtum alle Vögel seien wertvoll, und die einst reizvoll niedrigen Preise gingen durch die Decke. Der Sammlerspaß von früher wäre nun eine Investitionsjagd, und das ist ja das Gegenteil von Spaß. Ich habe damit aufgehört. Natürlich bleibt das halbe Auge offen. Bernsteine findet man ja auch so nebenbei. Warum nicht mal wieder eine Ente.
Ingo Karwath