Dass man mit Angeln kein Geld verdienen kann, sondern böse draufzahlt, ist im Grundsatz richtig. Aber mein günstigster Verein kostet 40 Euro im Jahr und hat Top Zandergewässer, und 100 Kilo Zanderfilet per annum sind für einen eifrigen Angler gut möglich. Da reden wir dann von etwa 3800 Euros. Abzüglich der Kosten für Tackle und Diesel relativiert sich das, aber vermutlich holt man die 40 Euro Einsatz wieder raus. Ganz anders sieht das aus, wenn man sich 107.800 Dollar erfischt. So viel Geld bekam der erfolgreichste Pikeminnow Angler 2023 in Oregon ausgezahlt, denn er lieferte 10.775 Fische ein. Der Pikeminnow, früher als Squawfish bekannt, Ptychocheilus oregonensis, sieht aus wie eine Mischung aus Zander und Renke und lebt räuberisch. Er hat einen ordentlichen Appetit auf junge Lachse und Steelheads und ist in Oregon ein mächtiges Problem. Also erdachte man das Pikeminnow Sport Reward Program, an dem man von Mai bis September teilnehmen kann. Pikeminnows über 9 Inches kann man einliefern und registrieren lassen, und bekommt für die ersten 25 Stück sechs Dollar pro Stück, bis 200 sogar acht Dollar pro Fisch, und fängt man über 200, erhält man zehn Dollar. Fängt man einen mit „tag“, also markiert, gibt es bis zu 500 Dollar zusätzlich. Die Maßnahme zum Schutz der edlen Brütlingen scheint sich auszuzahlen, denn 2023 wurden 156.505 Pikeminnows eingeliefert. Eine Pikeminnow Mama hat aber bis zu 30.000 Eier an Bord, und sechs Big Mamas der Art gleichen den Verlust wieder aus. Doch so einfach rechnet sich das nicht, denn das Pikeminnow Programm ist wie völlig neuer und gefährlicher Fressfeind im Gewässer. Außerdem ist es für Jungangler sicher ein Hit, wenn sie sich einen Gerätewunsch einfach erfischen können. Sehr wahrscheinlich, dass auf diesem Weg auch neue Fliegenfischer entstehen. Das Ganze ist typisch Amerika, möchte man sagen, und bei uns nicht denkbar. In Stettin gab es mal 2,5 Silbergroschen für einen toten Kormoran. Aber die Münzen haben heute einen Sammlerwert von einigen hundert Euros. War halt im 18. Jahrhundert. In den USA sind Kormorane kein Problem. Wegen der vielen Seeadler.
Ingo Karwath