Handwerklich Mist, optisch Müll, im Wurf Schrott, und wie Hoimar von Ditfurths Apfelbäumchen, dennoch…
Einen möglichst leichten Streamerhaken mit einem Fundament bewickeln, einen Schwanz aus Kalbshaar mit etwas Flash einbinden und ein Stück Draht oder Allesnäher einlegen.
Einen Dubbingkörper binden und mit einer Hechel von vorn nach hinten überwinden. Die Hechel mit dem Draht überrippen. Vorn und hinten etwas Platz lassen.
Mit einer fetten Ameise wurde schon Ende der 80er am Green River in Utah gefischt, um eine schwarze Grille zu imitieren, die dort die Forellen verrückt machte. 1990 kam es daselbst zu einem Quantensprung, weil man der schwarzen Grille Schaum und Gummibeine hinzufügte. Eigentlich kein großes Ding. Aber dann verfiel jemand auf den Namen „Chernobyl Ant“, und genau der Brummer machte sich einen Namen beim „One Fly Contest“ in Jackson Hole. Zehn Jahre später war die „Chernobyl“ schon weit verbreitet, und heute ist sie in den Flyshops eines der prominentesten Muster und oft häufiger gefragt als die „Adams“. Eine absolut hässliche Fliege, welche die zarten Proportionen einer „Quill Gordon“ geradezu verspottet, aber auf dem Wasser ist sie wie ein Elefant im Raum. Dreht man sie um und schaut von unten, sieht sie deutlich viel besser aus als von der Seite oder von oben. Jede Menge Forellenfischer in vielen Ländern haben Variationen gebunden und teils mit neuem oder gar eigenem Namen auf den Markt gebracht. Das ist in etwa so, als würde ich Dosensahne auf eine echte Sachertorte sprühen und dann behaupten, ich hätte sie erfunden. Anscheinend ist es gerade für Lachsangler nicht zumutbar, einen Lachs mit einer „Chernobyl Ant“ zu fangen. Es gibt kaum einen prominenten Binder, der nicht irgendeine Variante gebunden hat. Und nach sich selbst benannte. Aus dieser inzwischen unübersichtlichen Situation hat es sich ergeben, dass man die Dinger einfach nur noch „Foam Fly“ oder „Foam Skater“ nennt. Der auf Meerforellen schon immer erfolgreiche „Muddler Minnow“ ist durch die Schaumbuckelfliegen aus dem Fokus geraten. Schaum schwimmt einfach besser und bedarf keiner weiteren Pflege. Eine solche Fliege in Signaturqualität binden zu wollen halte ich für vergeblich, aber wer im Netz recherchiert, kann das Muster entweder als Frödin Skater, Eriksen Skater, Jensen Skater, Pelles Skater oder Mortensen Skater binden, und und und, aber auch zu den Ursprüngen gehen und nach Heath, Butch, Grey oder Woolley binden. Im Kern ist es immer eine Dubbingwurst, manchmal mit Hechel, der man einen Schaumrücken aufbindet und ein paar Gummibeine untersteckt. Vielleicht lässt man die Kirche doch besser im Dorf und bindet für Meerforellen einfach genau das, was ich beschrieben habe. Eine Dubbingwurst mit Schaumrücken und Gummibeinen. Ohne Kniechen, Näschen, Öhrchen. Das Ergebnis ist dann ein „Foam Skater“, dem man immer noch Rüschen mit auf den Weg geben kann. Ob das an dem berühmten V, dem man die Lockwirkung aller Oberflächenköder zuschreibt, etwas zu ändern vermag, weiß ich nicht. Wenn aber eine bestimmte Form von Skater unsere Zuversicht entscheidend befördert, dann wäre ich der Letzte davon abzuraten. Es gibt zwar keine Fliege, die mit Recht grundsätzlich Confidence heißt, aber Zuversicht ist die eine Sache, die wirklich alles toppt. Sie ist das „one more cast“ Geheimnis von denen, die immer als erste kommen und als letzte gehen. Ein bekanntes Revier für Skater ist die Mariagerförde. Das stets nahe Umland sorgt für einen ständigen Nachschub an Fluginsekten und den Forellen sind diese Fallkalorien vertraut. Außerdem sind sie so nah an Flussmündungen und so weit innen im Land, das sie ein wenig verbacheln. Ein Hauch von Braun bleibt ihnen erhalten, und sie steigen gern. An der offenen Küste ist der Skater gut für windstille Tage, für den Abend und die Nacht. Wenn man ihn anknotet, sollte man ihn mit der linken Hand ganz umschließen und dann erst anziehen, denn platschen die Forellen in völliger Dunkelheit an unserem Platz, hat man vor Aufregung nur zu leicht mal wieder Gummibeine mit im Knoten drin.
Einen Streifen Schaumstoff auflegen, ca. 8mm breit, hier 3 mm dick, und hinten so fest wie möglich überwickeln. Die hintere Einbindestelle dann lose überdubben und einen Whip Finish mit etwas Sekundenkleber einziehen.
Das Foam vorne fixieren, vier Gummibeine festlegen, und dann den Schaumstoff nach hinten biegen und abbinden. Etwas Sekundenkleber auftupfen und abschließen.
Dieser Artikel füllt die Lücke in der Reihe der 12, die ich für 2023 versprochen hatte. Da bin ich nun schuldenfrei. Die „Foam Fly“ gehört nicht zu meinen Lieblingen, weil sie wie alle Weichteilfliegen handwerklich nicht so der Hit ist. Sie ist letztlich in sich lose, und das muss man akzeptieren. Möchte man stattdessen einen „Muddler“ fischen, müsste man den mehrmals am Abend austauschen, um zuverlässig eine Welle zu bekommen, und so schön wie ein „Skater“ kann er es von Anfang an nicht. Ich kann die Fliege nicht leiden, hab‘ sie aber. So, nun aber genug. Die fehlenden alten Kameraden hole ich in 2024 nach.
Ingo Karwath