Auld lang syne

Should old aquaintance be forgot

And never brought to mind?

Should old acquaintance be forgot

And the days of auld lang syne.

For auld lang syne, my dear

For auld lang syne

We’ll drink a cup of kindness yet

For the sake of auld lang syne.

Auf den ersten Blick durchaus gute Bedingungen. Im Prinzip ist jetzt Niedrigwasser. Sieht man aber nicht.

Seit vielen Jahren pflegen wir Silvestertraditionen, die sich vielleicht ein wenig von der Allgemeinheit unterscheiden. Da ihre Kollegen wohl etwas trinkfreudiger und feierwütiger sind als meine Frau, hatte und hat sie alljährlich den Jahresabschlussgottesdienst um 18 Uhr an Silvester und den Neujahrsgottesdienst um 10 Uhr am 1. Januar. Was immer wir dann abends unternommen haben, endete mit einer fröhlichen Rückfahrt im Auto meiner vollkommen nüchternen Frau. Gut für mich. Meine Termine an den beiden Tagen unterscheiden sich, denn ich gehe an Silvester und Neujahr angeln. Das mache ich seit über 20 Jahren, und es war mal mein Ersatz für Böller und Raketen. Während der 31.12. eher ein Tag der Rückbesinnung ist, ist der 1.1. ein Tag der Pläne und Träume. Ich habe zwar immer mal einen Hecht oder Zander gefangen, aber es ist wohl klar, dass der erste Fisch des Jahres an Neujahr nicht getötet wird und mir im Laufe der Jahre so einige Fische aus Versehen aus der Hand schlüpften. Zurücksetzen ist ja verboten. An Silvester bin ich aber durchaus auf Fisch scharf. Es ist auch nicht so, dass ich wegen der Fische oder der Gedanken wegen ans Wasser fahre. Ich sehe die Tradition inzwischen als Lackmustest meiner fischereilichen Vitalität an. Bin ich an beiden Tagen am Wasser, so glaube ich, habe ich gutes Jahr vor mir. Ich fahr‘ auch kurz hin, wenn’s zugefroren ist. Natürlich nicht ohne mein Zuckerwasser, für das ich ein paar Kluntje mit kochendem Wasser aufgieße und in eine Stanley fülle. Am Wasser verdünne ich das mit einem Schuss Besanschot an! von der Flensburg Rum Company. Selbstverständlich unter Beachtung der zuträglichen Menge. Dazu bemüht man den Alkoholrechner im Netz – Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht – und halbiert dann die vorgeschlagene Menge. Danach hat irgendein Algorithmus unsere IP Adresse erfasst und man bekommt später sehr viel Spam mit Hilfsangeboten für Alkoholiker.

Reise-Tackle und Heimatfisch am 31.12. um 13.30 Uhr. Besser geht’s nicht.

Da ich, völlig nüchtern, auf der Fahrt ans Wasser im Auto laut singe, und das keinem zumuten möchte, bin ich allein unterwegs. Ich bin zwar laut, aber nicht chorgeübt. So fährt denn ein graues Auto durch eine nasse Landschaft, in dem „Auld lang syne“ erklingt. Wer will das hören außer mir. Gestern, am 31.12.23, bin ich zur Brücke gefahren, wo sich die Strömung zwischen den Pfeilern verstärkt und ein tiefes Loch ausgespült hat. Zander bis 8 Kilo habe ich hier gefangen. Ich hatte mich für eine Cross ST 8132-6F mit Skagit Kopf und kurzer T 14 Spitze entschieden. Am ebenfalls kurzen Vorfach eine „Kilowatt“. Die schleift so schön über den Grund und ist fast immun gegen Hänger. Wenn ein Zander den Streamer einsaugt, bleibt der in der Regel irgendwo hängen und der Fisch bekommt einen Schreck, und das spürt man dann sehr deutlich. Es ist trotzdem besser keinen unbewegten Swing zu versuchen, weil man dabei Bisse übersehen kann. So ganz, ganz moderates Einziehen verhindert das. Und wie ein Nymphenfischer die Schnur beobachten. Da sieht man den Biss sofort. Durch die akute Hochwasserlage hier im Nordwesten sind die umliegenden Polder teils geflutet und die Strömung kennt nur noch eine Richtung. Die Flut ist ausgesperrt, das Wasser fließt nach Westen. Der Südostwind ist ganz angenehm für meine Würfe vom Südufer, aber für einen Grog ist es viel zu warm. Überall um mich herum knallt es. Die Landjugend böllert. Nach etwa einer Stunde bekomme ich einen Biss und fange einen 74er Zander. Dem zeige ich später meine Küche. An der Brücke raubt mehrfach ein Hecht. Um den kümmere ich mich morgen.

Mal sehen ob der Hecht zu Hause ist.

Heute, am 1.1.24, wollte ich eigentlich zum Polder und ein paar Gebüsche mit dem Streamer abklopfen. Aber das Gewässer heißt nicht umsonst Überlaufpolder und ist nun ein veritables Meer. Der Appendix vom Vereinssee kam mir in den Sinn, so ein Nebenarm, aber da gibt es einen Rundwanderweg und die Neujahrsspaziergänger werden zahlreich sein. Ich war schon mit Janne spazieren, unserem Labi, die schussfest wie sie ist die Nacht gut geschlafen hat. Als ich aus der Straße fahre, stecken überall in den Gärten die Raketenschäfte, so weich sind die Böden. Also wieder zur Brücke, dort raubte an der nordöstlichen Ecke gestern ein ansehnlicher Hecht. Jasper ist auch schon da, und so haben wir zwei Fliegenfischer in einer Landschaft, in der sie sonst so selten sind wie Einhörner. Ich fische meine Sage Pike mit einer 10er Intermediateschnur. Am Vorfach habe ich einen „Schwarzen Aal“. Der Wind kommt aus Südost, etwas kühler als gestern, es nieselt immer mal, und ich klappere das Nordufer ab. Die Brücke zuerst. Im Prinzip hohe, kurze Würfe mit rechts. Hinter mir ist der Deich. Gibt im Moment ein Betretungsverbot von unserer sehr klugen, schönen Landrätin, aber weiß auch nicht wo meine Lesebrille ist. Der Wind verdriftet den Streamer weg von meinen Ohren, und das ist auch gut so. Größe 4/0, wenn auch ohne Widerhaken, im Ohr – muss nicht sein. Trotz Optimismus, da ist kein Hecht für mich. Ich gehe noch mal auf die Zanderseite von gestern und mache ein paar Swings. Ein Rapfen springt, das habe ich im Winter noch nie gesehen. Mehr passiert heute nicht. Ich packe ein. Völlig durchgepustet zünde ich daheim ein Feuer an und brühe eine Tasse Kaffee, packe die letzten fünf Lindt Blätterkrokant von Weihnachten leise in der Küche aus, sonst kommt bei jedem Knistern der Hund, gönne mir einen fingerbreit Rum, Tyson Furys Daumen, toppe den Kaffee mit Sahne und denke darüber nach, wie gesund ich mich 2024 ernähren könnte. Dann lese ich ein Kapitel bei Dana Lamb und träume vor mich hin. Werden die Maifliegen für mich tanzen?

Fangt de Daagen an to lengen, fangt de Winter an to strengen, sagte meine Oma immer. Die Lichtstimmung am 1. Januar ist wunderbar.