Ruin

A Novel of Flyfishing in Bankruptcy

By Leigh Seippel, City Point Press 2022

Frank Campbell, gerade noch in der bequemen Hängematte eines Hedgefond Finanziers, muss wegen der Implosion seiner Kapitalgesellschaft New York mehr oder weniger fluchtartig verlassen und wird ins hintere Hudsontal verschlagen. Dort hat seine Frau, die Künstlerin Francy, von einem Onkel eine mit verwilderten Ziegen bevölkerte Farm geerbt. Da rollen also diese beiden New Yorker mit ihrem Luxusauto an, dessen Pfändung den Banken nicht gelungen ist. Ihr nahezu letzter Besitz. Nach einer ersten Akklimatisation startet Frank eine Craft Beer Brauerei mit den Marken „Good Dog“ und „Good Goat“, und Francy findet zur Kunst zurück. Beide werden Mitglied im „Anamorphosis Flyfishing Club“ und treffen nach und nach auf dessen exzentrischen Mitglieder, und widmen sich der neuen Passion. Nun ist das ganze Werk natürlich kein Angelbuch, sondern es geht eher um die modernen Probleme, die Mitdreißiger nun mal so haben. Ehe, Vertrauen, Scham, Ängste, you name it. Wiedergeburt durch Fliegenfischen ist nicht im Angebot. Aber die ganze Prosa ist so wunderbar mit Poesie und Fliegenfischen verwoben, dass ein deutscher Leser, der geübt genug ist das zu meistern, seine Freude haben wird. Mainstream Literatur ist das nicht, und der Verlag traut sich was. Viele Exemplare gehen hier wohl nicht über den Ladentisch, aber wann gibt es schon mal einen Roman, der sich unserem Thema so schön widmet. Bankrott zu sein muss ja nicht gleich das große Ganze meinen, aber wer von uns kennt nicht die Gedanken wie man eine neue Rute oder Rolle finanziert oder einen kleinen oder großen Urlaub hinbekommt. In jungen Jahren nicht selten mit dem Dispo. Finanzielle Klimmzüge sind eine der anerkanntesten fliegenfischereilichen Übungen.

Ingo Karwath