Junge Kollegen 12 – Der PDB

Der „Predator Dubbing Baitfish“ soll zwar ein Fischchen imitieren, geht als Crossover aber auch als Garnele durch.

Einen Streamerhaken mit einem Fundament bewinden und ein mäßiges Bündel Bucktail als Schwanz einbinden. Wenn beschweren, dann jetzt.

Einen Körper aus Baitfishdubbing als Dubbingnudel einbinden und aufrauen. Auf der Tüte steht PD 33.

Der „Predator Dubbing Baitfish“ von Robert Hanson ist ein Meerforellenstreamer, der einem größeren Publikum seit 2021 bekannt ist. Wie der Name schon sagt, macht er Gebrauch von Niklas Bauers „Predator Dubbing“ und ist somit eine Fliege, die im Prinzip an ein Material gebunden ist. Das Dubbing ist langfaserig und mit einem feinen Flash durchsetzt, und lässt sich natürlich durch andere Dubbings ersetzen, die ähnliche Eigenschaften haben. Im Prinzip sind alle Dubbings gleich doof, denn wir als Kunden befinden uns natürlich am Ende einer Kette, die uns Fusel im Wert von wenigen Cent für durchschnittlich 5 Euro verkauft. Aber das hat sich nun einmal so etabliert, und es ist völlig irrational, dass ich da bei Federn und Haaren viel weniger empfindlich bin. Und ein Latte Venti bei Starbucks kostet ja auch 4,99. Und ist auch nur ‘ne Tasse Kaffee. Unsere Gedanken als Fliegenbinder richten sich beim Ankauf von Material auf einen Mehrwert, der in Euros nicht zu beziffern ist. Denn hat man eine 4 Kilo Meerforelle am Band, rechnet sich das ja so ungefähr wie der Aktiensprung damals 2008 bei VW, als Porsche einen Ankauf überlegte. Auch wir sind Spekulanten und darum tolerant, wenn wir mit Fuseln preislich übertölpelt werden. Doch zurück zum Baitfish. Der hat im Prinzip eine hirscherne Seele, wenn man so will, denn zur Stabilisierung der Kunstfasern wird zunächst ein Bucktailschwanz eingebunden. Das muss man in jedem Fall so machen, und es ist auch ein wichtiges Prinzip für alle ähnlichen Streamer, denn das Bucktail ordnet die viel weicheren Kunstfasern um sich herum und bildet ein Rückgrat. Der weitere Bindegang ist unspektakulär, denn man dubbt einen Körper und umhüllt dann den Haken mit Dubbingfasern. Aber vorn am Köpfchen gibt es noch einen Trick, den ich so nur vom Baitfish kenne. Die Folien-Augen werden nämlich mit Allesnäher angeschmiegt, und das hat wirklich einen tollen Effekt. Die Augen lenken allerdings davon ab, den Baitfish als Crossover Muster zu sehen, denn so ganz unähnlich mit einer Garnele ist er ja nicht. Das Dubbing ermöglicht alle nur denkbaren Farbkombinationen, und auch bei der Hakengröße hat man zwischen 8 und 2 die freie Wahl. Noch größer zu binden ist für Meerforellen möglich, aber da kommt man so langsam in den Bereich der Hechtstreamer. Zur natürlichen Nahrung passt das schon, denn eine Sprotte etwa ist größer als unsere meisten Streamer. Wenn Sie am Spülsaum einen toten kleinen Hering finden, streichen Sie ihm mal über den Bauch. Spürt man scharfe Kanten, ist es eine Sprotte, ein scharfer Hering, ein „skarpsild“. Auch in Hinblick auf die fischende Konkurrenz kann es an belebten Stränden eine gute Strategie zu sein, das mittlere Maß nach oben oder unten zu verlassen. Und imitativ lässt der Baitfish nichts zu wünschen übrig.

Mit den gewünschten Farben einen Rücken und einen Bauch gestalten, in Form kämen und stutzen. Hier wurden ein Hauch rot, PD 08, und orange, Golden Honey, verarbeitet.

Zum Abschluss noch einmal Baitfishdubbing längs zu den Fasern ausrichten, Farbe PD 39, Fozzie, mittig um den Haken verteilen, einbinden und die nach vorn zeigenden Fasern nach hinten legen. Whip Finish.

Folienaugen aufkleben und mit Allesnäher überwinden. Eine dünne Schicht UV aufbringen.

Mit schwarzem Bindelack Augen auftupfen und noch einmal mit UV abdecken.

Zwischen dem letzten Beitrag „Junge Kollegen 6“ und diesem hier klafft eine Lücke von 5 Beiträgen, die meinem Umzug in ein neues altes Haus geschuldet sind. Mein Bindezimmer wird hoffentlich noch vor Weihnachten fertig, und ich werde diese Lücke dann schließen. Ohne festen Bindeplatz bin ich ein sehr missmutiger Fliegenbinder, und allen Kollegen, die ihr Zeug auf und abbauen müssen, sende ich einen herzlichen Gruß. Ich weiß jetzt was das bedeutet.

Ingo Karwath