Arnold Gingrich und Ernest Schwiebert haben ihr Loblied gesungen. Laut und oft!
Als Schwieberts „Nymphs“ 1973 herauskam, meine Auflage ist die zweite von 77, stand ich seinem Kapitel „Some Notes on Nymph-fishing Tackle“ noch völlig wehrlos gegenüber. Noch schlimmer dann „Trout“, 1978, der lange Abschnitt „The Tools of the Trade“. Dazu in den Magazinen Fotos von „Big E“, wie man ihn ja auch nannte, mit seiner Young Parabolic 17, Walker Rolle, Leica um den Hals, und eine Regenbogenforelle von der Größe eines mittleren Hechtes in der Hand. Chile oder Argentinien oder Neuseeland oder was weiß denn ich, bei meinem Halbwaisengeld und Studentenscheck hätte das auch der Mond sein können. Ich kam da sowieso nicht hin. Neidisch war ich eigentlich nicht, aber ich wollte das alles so gerne auch haben. Eine Walker TR 3 war mein Traum. Aber gerade in den Siebzigern hörte Walker auf, und Bogdan lieferte 1976 seine ersten zehn Forellenrollen an Harry Darbee aus. Walker-Rollen wurden noch mehr zum Mysterium, als sie es vorher durch Schwiebert und Gingrich gepuscht ohnehin schon waren. Gingrich hatte das Wort vom „silver-plated bulldozer“ erfunden. Bei einem Besuch bei Preben Torp Jacobsen erwähnte dieser beiläufig, sein Freund Preben Dorph Jörgensen, auch kein Unbekannter in der frühen Bambusszene, wolle eine Walker verkaufen. Preben fuhr mich hin. „Du würdest zu sehr speeden, junger Mann,“ hatte er weise gesagt. Noch an dem Abend drehte ich im Rosenkro glücklich an meiner ersten Walker und wachte am anderen Morgen neben ihr auf. Sie stand auf dem Nachtisch neben dem Wecker. Seither hat mich die TR 5 an manches Wasser begleitet, und ich fische sie als Streamerrolle. Und eine Young 17 habe ich nachgebaut.
Der Blick in die Walker zeigt eine klasssiche Ratchet-Konstruktion.“ The wheel“, das große Zahnrad, den großen Clicker, den kleinen Clicker mit der Clickerfeder, und „the ratchet“, das kleine Zahnrad. In einer Uhr wird so die Kraft der Feder gebändigt. In einer Rolle ist der Fisch die Feder. Er zieht und zerrt und flieht am großen Rad, derweil sich das kleine von seinen Kapriolen ausruht. Eine weitere Bremsscheibe unter dem „wheel“ drängt sich als Erfindung auf, aber auch das gab es schon.
Der schmale Streifen Federbronze links im Bild hat am Ende einen Pin, der außen in den Bremsverstellknopf clickt und die Umdrehung der Excenterscheibe begrenzt, die auf den Federdraht drückt. Ähnliche Konstruktionen findet man in vielen klassischen Rollen. Das geniale Bremssystem hat vermutlich kein Patent, denn es ist mehr oder weniger direkt aus der Uhrmacherei entlehnt. Es gibt ein sehenswertes Interview mit dem alten Jim Hardy auf der DVD „The lost world of Mr. Hardy“, in der er sich wunderbar britisch über den Hochzeitswunsch von Prinz Charles anlässlich seiner Trauung mit Lady Diana amüsiert. Hardy wollte ihm eine neue Rute und Rolle schenken. Der Tronfolger wollte aber lieber zwei alte Perfects, weil er deren „ratchet“ so schätzt. Die Rollen hatte Hardy nun auch nicht gerade im Regal, und musste sie in einer Phase höchster Preise selbst kaufen. Vermutlich bei Jamie. Was für ein Spaß.
Die beiden Pins rechts und links der Achse stellen den Kraftschluss zum kleinen Zahnrad her, und damit zum gesamten Bremssystem. Sie sind eingeschraubt und wurden dann abgeschliffen.
Es ist so schade, dass man die Rollenbauer nicht mehr selbst fragen kann. Hier sieht es ja so aus, als wäre die Spule mit einem Kreis von Treibschlägen um die Achse versehen, um die Achse in das Aluminium gleichsam einzunieten.
Man findet Walkers immer mal wieder im Verkauf. Die Preise haben etwas angehalten und pendeln für ein schönes Exemplar um 2500 Dollar. Für die Forellenrollen TR, für die Lachsrollen je nach Ausführung eher um 4000 Dollar. Zoll und Steuer ergeben einen satten Aufschlag. Aber es ist wie mit einem klassischen Auto. Man kauft es, fährt es, und verkauft es mit Gewinn. Ist bei Walker auch so.