Eine weißfertige Fliege.
Die Idee diese Bilder noch einmal aus meinem Archiv nach vorn zu holen, kam eigentlich im Zusammenhang mit dem Rollenbau. Eine weißfertige Rolle ist eine Rolle, die noch nicht ganz fertig ist. Das Aluminium ist entweder gebürstet oder poliert, aber es ist noch nicht anodisiert und gefärbt und versiegelt. Man kann dieses Eloxieren entweder einer Firma anvertrauen, oder man kann es selbst machen. Ich bin da eher der Selbstmacher, da hat man den Vorgang unter Kontrolle und spart auch Geld. Gehäuse, Spule, Kurbel, Rollenfuß und Bremsknopf, da ist man schnell bei 100 Euro, denn Kleinteil ist Kleinteil und kostet. Eine weißfertige Fliege kennen wir eigentlich nicht, aber die „Gütermann“ ist so ein Muster. Im Prinzip ist das kein Name, sondern nur meine private Bezeichnung für Fliegen, die ich mit Nähgarn binde. Der Ursprung dieser Bindeidee ist Dr. Kerstmaker, einst Mitglied in einem legendären Fischercirkel, der sich in den 60er Jahren in Bundrowes gebildet hatte. Er fischte auch jeden Sommer im Harz. Seine Fadenfliegen galt es zu schlagen, aber er war ein enorm ausgefuchster Fischer. Die Idee einer weißfertigen Fliege ist die, dass man sie mit ans Wasser nehmen kann, ohne sie fertig zu binden. Wickelt man sich dann 20 oder 30 Fäden um einen Pappstreifen, kann man situativ reagieren und genau den Körper anbringen, der gerade gefordert ist. Mit zehn weißfertigen Fliegen hätte man dann dreißig Muster dabei, mehr noch, denn man kann rippen und kombinieren. Für den Fischer, der auf der Suche nach einer minimalen Ausrüstung ist, sicher eine gute Idee. Major Kite hatte ja stets Haken, Kupfer und eine Fasanenfeder bei sich. Preben Torp Jacobsen schwärmte immer davon, wenn Oli sich an die Simested Au setzte und diesen Stunt vorführte. Nymphe binden, werfen, fangen. Alles vereint in Minuten. Das kann wohl nicht unser Alltag sein, aber zwischendrin macht es schon Spaß. Es gibt ja groteske Bindestöcke. Man lernt mal wieder nur mit den Fingern zu binden. Lee Wulff machte es sein Leben lang.