Der Untergang des fliegenfischenden Abendlandes.
Die apokalyptischen Reiter der Talsperrenfischerei.
Currywurst mit Pommes Schranke ist kein Menü, dass man mit anderen Angeboten der Gastronomie, wie gehoben auch immer, vergleichen sollte. Es ist auch nicht unser weltweit berühmtes Nationalgericht, denn das sind angeblich Bratwurst und Sauerkraut, aber es ist immerhin eine Variante der Bratwurst und so zwei-, dreimal im Jahr muss ich das haben. Danach können Monate vergehen, bis sich die Sucht wieder meldet. Das ist so ähnlich wie Lachsangeln. Jemand trägt monatelang ‘ne Currywurst an meinem Haus vorbei, und plötzlich springe ich raus und schnappe zu. Lachsfliegen sind aber viel zu hübsch, um sie in diese Analogie vernünftig einbauen zu können. Es gibt aber Fliegen, die sind wahrlich Pommes Schranke und Currywurst. Beliebt, lecker, unwiderstehlich, und nicht eben hoch angesehen: Blob, FAB und Bung. Kennen Sie die? Schon schuldig. Sie kennen Sie nicht? Noch ist Zeit den Bildschirm zu schließen, denn Ihr Leben wird nie wieder wie vorher sein. Schaut man sich auf youtube britische Angelfilme an, dann sind die Lachsfilme, die Bonefishfilme und die Chalkstreamfilme von upper class Englisch geprägt. Die Reservoirfilme eher nicht. Völlig unvoreingenommen von irgendwelchen Elitegedanken zwischen Halford und Skues haben sich die bodenständigen Wettkampfangler in der Szene eine breite Brust gemacht, und denken sich immer wieder neue „Fliegen“ aus, die den Rest der Welt verblüffen.
Die „Blob“ ist eine Fliege aus buntestem Fritz, einem nun wirklich farbechten Kunstfaserchenille. Die ersten „Blobs“ hatten noch einen Flügel oder ein Schwänzchen, aber beides macht keinen Sinn. Sie fangen pur so gut, dass irgendwelche Anklänge an die Grundidee einer Fliege überflüssig sind. Man fischt „Blobs“ als Strecker und/oder oberer Springer, als Springer natürlich ohne Perle, mit Nymphen oder „Buzzern“ dazwischen. Entweder fängt der „Blob“, oder aber er lockt zur Nymphe.
„FAB“, für Foam Arsed Blob, nimmt die gleiche Idee mit an die Oberfläche. Ein „FAB“ unten, ein „FAB“ oben, zwei Nymphen dazwischen, und man hat die berühmte Wäscheleine. Entweder fangen die „FABs“, oder aber sie locken zu den Nymphen. Ein kräftiger Zug mit einer langen Pause hat sich bewährt. Die Forellen kommen und gucken. Die Doofen nehmen die „FAB“, die Schlauen die Nymphen. Die ganz Schlauen drehen ab.
Der „Bung“ ist eigentlich gar keine Fliege, sondern nur ein regelkonform veränderter Bissanzeiger. Man lascht einen Block Ethafoam fest und bindet ein paar bunte Fasern in die Taillen. Der Haken darf eine gewisse Länge nicht überschreiten, z.B. 15/16 Zoll. Es muss erkennbar Bindematerial verarbeitet sein und der „Bung“ muss theoretisch eine Forelle fangen können. Was er sogar macht. Aber die Idee ist eigentlich zwei, drei „Buzzer“ unter den „Bung“ zu hängen und treiben zu lassen. Zuckt der „Bung“, haut man an.
So, liebe Freunde der grauen Hechel, auch das ist Fliegenfischen. Und es bewegt Massen von Geld. Diese Szene trägt die Firmen und Shops. Von einer 40 Jahre alten „Brunner Pielach“ und ein paar „Iron Blues“ werden keine Mäuler satt. Der elitäre Trockenfischer ist ein interessanter Kunde für BMW und Mercedes. Aber außer Vorfachmaterial kauft er sonst ja nix.
Ingo Karwath