Im Juni stehen die Hechte gern noch im Flachwasser. Man braucht ein Fliege, die unauffällig landet und auffällig fischt.
Den Schwanz bilden 4 bis 8 Hechelfedern, die „splayed“, also jeweils mit den Spitzen nach außen eingebunden werden. Die natürliche Biegung federt im Wasser auf Zug und öffnet sich dann wieder.
Der „Seducer“ ist eine Tarponfliege im besten Rentenalter und wurde von Homer Rhodes erfunden, um damals wie heute das zu tun, was sie am besten kann. Schweben. Denken Sie an die Szene in „Traumschiff Surprise“, dann geht das nie wieder aus dem Sinn. Bisher ist kein Streamer erfunden worden, der ohne Beigabe von Schaumstoff oder Kork die Fischerei über Krautfeldern mehr begünstigt. Weil nun die Fliege allermeist in Gelb und Rot gebunden wird und gern auch in Weiß und Rot, kommt sie uns in anderen Farben kaum in den Sinn. Das ist eine Grenze, die man überwinden muss, und eine weitere Hürde, über die sie schon längst hinweg ist, ist die Hechtfischerei. Die „Seducer“ gehört in den USA und Kanada beim Fliegenranking zu den zehn besten Hechtfliegen. Aber kaum mehr zu den zehn besten Tarponfliegen, glaube ich. Sie besteht neben dem Faden nur aus einem Material, und das sind Hecheln, Hecheln, Hecheln. Man benötigt ungefähr für 3 mm Schenkellänge je eine Hechel, und mit weniger als zehn Stück kann man bei einer Hechtfliege nicht rechnen. Ein langer Schenkel ist für diesen Fliegentyp eher günstig, und ein 6x langer Streamerhaken in Größe 2 ist eine Bindeaufgabe, für die man etwas Geduld braucht. Es hat sich bewährt, die Hecheln von hinten nach vorn so zu sortieren, dass die Kränze langsam größer werden. Auch eine Rippung mit Nylon ist eine gute Idee, damit die Geduldsarbeit dann ein paar Hechten standhält. Traditionell bindet man „Seducer“ in zwei Farben und gibt ihnen am Kopf einen anderen Akzent mit auf den Weg. Bei meinen privaten Mustern hat es sich im Laufe der Jahre ergeben, dass ich sie „spent“ binden. Ich binde vorn zwei Hecheln ein und schneide die Spitzen nicht ab, sondern arrangiere sie wie Spentflügel und gebe sehr viel Lack auf den Kopfknoten, derweil ich die Fliege in einer Klammer aufrecht stelle. Der Lack sickert ein und fixiert die Stellung der Flügel, die ich als Flossen begreife und die zusätzlich dazu beitragen, den „Seducer“ über Kraut schweben zu lassen. Ich binde ihn ungern, fische ihn gern, und habe zusätzlich meine Freude daran, dass eine so preiswerte, kunststofflose, nachhaltige Fliege immer noch konkurrieren kann.
Der Körper besteht aus einer Hechel neben der anderen. Man kann sie einzeln, in Zweier- oder Dreierpäckchen fixieren. Ich habe da keine Vorliebe und wechsle das ständig, je nachdem wie dick die Kiele sind.
Die Kopfhechel sollte eine andere Farbe haben und sich vom Rest der Fliege vorteilhaft absetzen.
In dieser Einstellung sieht man noch einmal die Spentflügel, die ganz bestimmt nicht schaden, aber der Fliege doch das gewisse Etwas geben, mit der sie gegen die Glamourfliegen punkten kann.
Ingo Karwath