Grey Duster – Trockenfliege des Monats 1

In Dänemark auch bekannt als „Parachuting Badger“. Eine Signaturfliege von Jacobsen.

Die alte Form (Jacobsen in Overfield): Einen Trockenhaken der Größe 16 bis 18 einspannen und mit einem Fundament aus brauner Bindeseide versehen. Die hinteren zwei Drittel der Fliege dubben.

Die „Grey Duster“ ist vermutlich die Fliege, mit der mir der größte Erfolg vor Publikum gelang. Ich hatte die Bindeweise von Preben Torp Jacobsen gelernt, der auf seinen Reisen quer durch Europa gern in Göttingen vorbei kam. Wenn er die Strecke von Hvilsom nach Göttingen erst einmal geschafft hatte, begann er seinen Besuch eigentlich immer mit einem Mittagsschlaf. Er beherrschte die hohe Kunst des Powernap und war nach 15 Minuten im Sessel wieder frisch. Danach gab es Mittagessen, und er freute sich über die kulinarischen Klimmzüge der Studenten, denn er konnte selbst gut kochen. An sein Filet auf Meersalz in der trockenen Pfanne kam ich damals nicht heran. Den weiteren Verlauf des Nachmittages verbrachten wir entweder am Bindetisch oder bei Udo in der Werkstatt, der damals in Dransfeld hobelte. Preben war immer sehr verblüfft, wenn allerneueste Bindetechniken aus England oder den USA bei uns auch schon bekannt waren, denn wir hatten ja ebenfalls „Fly Fisherman“ und „Trout & Salmon“ abonniert. Er begleitete eigentlich jede Stunde mit seinem Tagebuch, in das er Sätze aus Gesprächen, Ideen, Adressen, Tipps und Anleitungen notierte, in einer winzigen, akribischen Schrift, ergänzt von feinen Zeichnungen. Meine eigenen Notizbücher haben nie solche Höhen erreicht.

Eine Badgerhechel unten auf 3 bis 4 cm mit der Schere stutzen und dann nach hinten zeigend einbinden. Aus dem unteren Ende eine Schlaufe über dem Haken binden, dabei drei Wicklungen über den Kiel, zwei um die Schlaufe legen. Zuletzt zeigt das Kielende direkt nach unten und wird nicht abgeschnitten. Es empfiehlt sich, das Unterende der Hechel vorher ein paar Minuten anzufeuchten oder zu fetten. Dann bricht der Stamm nicht so leicht.

Den Körper aus Kaninchendubbing fertig dubben und die Fliege abschließen.

An einem dieser Nachmittage lernte ich die „Grey Duster“ zu binden. Dubbing vom Wildkaninchen hatte ich nicht zur Hand, und so wurde die Vorführfliege mit Bisam gebunden. Der Nylondorn war neu für mich, und auch der Vorschnitt der Hechel. Es ist eine der ganz wenigen Fliegen, die ich wirklich ‚hands on‘ gelernt habe, weil das meiste ja doch aus Büchern und Magazinen zu einem kommt. Trotz ihrer Größe 16 fing sie Fische, die eigentlich auf viel kleinere Mücken aus waren. So kam es am Wehrstau in Hatdorf zu einer Vorführung, die mir einen Ruf wie Donnerhall verschaffte. Eine ganze Kursgruppe hatte sich unter General a.D. Ernst König versammelt und übte Rollwurf, derweil im Stau zahlreiche Ringen zerflossen. Die Forellen im Stauwasser galten als unfangbar, und man konnte bei den zarten Ringen vermuten, dass Mückenpuppen an der Oberfläche gehascht wurden. Genau das ist eine Situation, die für die „Grey Duster“ wie geschaffen ist. Sie hat die eigenartige Super-Kraft trotz deutlich kleinerer Nahrung von den Forellen genommen zu werden. Dabei ist sie weit davon entfernt für eine graue Mückenpuppe von 5 mm Länge eine passende Imitation zu sein und geht nicht einmal als Cluster durch. Aber es klappt bei verschiedenen kleinen Insekten immer wieder. So war es auch an dem bewussten Samstagnachmittag. Eine Forelle nach der anderen, wohlgenährte Staufische von 35 bis 45 cm, Regenbogen und Bachforellen, wollten die „Grey Duster“. Natürlich sprach es sich herum, dass ich eine graue Fliege am Vorfach hätte, aber an einem nassen und verschleimten „Duster“ kann man die Bindeweise nicht erkennen. Nach ein paar Fischen rollte ich ein, und andere Fischer begannen auf die Stauforellen zu werfen. Amüsanterweise ohne Erfolg.

Die Hechel um die Schlaufe winden, ihre Spitze durchstecken und die Schlaufe vorsichtig von unten zuziehen. Die Hechelspitze abschneiden, das untere Ende ebenfalls, und einen Tropfen Lack in die Mitte der Hechel geben.

Also machte ich noch einen Wurf und hakte sofort einen Fisch. Das machte schwer Eindruck, aber die Chance nun völlig als Könner rüberzukommen ruinierte ich mit einem hohen Rückwurf in die Bäume. Die „Grey Duster“ wurde zusammen mit Preben von T. Donald Overfield 1972 in seinem Buch „Famous Flies and their Originators“ gewürdigt. Preben war in England bestens vernetzt und wird auch in anderen Büchern erwährt. Etwa bei Neil Patterson. Keine kleine Ehre, so zwischen Halford, Gordon, Skues, Leisenring, Flick und Sawyer in einem Buch zu stehen. Kite und Jacobsen stehen zusammen am Schluss des Buches von Overfield, und Mayor Oliver Kite war ein gern gesehener Gast bei Preben in Dänemark. In „Torfluefiskeri“, Prebens eigenem Buch von 1978, findet man die Fliege auf Seite 227. Dort schreibt er, die Badgerhechel verschaffe der Fliege einen Schleier heller Fibernspitzen und mache die Farbe und auch die Größe weniger wichtig. Darum wirkt sie auch dann, wenn die richtige Größe 24 wäre. Irgendwann in naher Zukunft möchte ich mal zurück an die Biegung der Simested A, an der ich damals zwei Ruten benötigte um einen Fisch zu fangen. Der erste Wurf stromauf landete im Schilf direkt über der Forelle. Ruckeln und losreißen hätte sie verscheucht. Weil es so ein schöner Fisch war, ging ich zum Auto und holte eine zweite Rute. Ich stellte die erste am Weidezaun vorsichtig hoch und hab es doch tatsächlich geschafft, mit einem Wurf in die Drift zu kommen. Erst nach dem Drill riss ich die Fliege ab. Natürlich eine „Grey Duster“, das versteht sich ja von selbst am Hausfluss des Tierarztes. Für diese Fliege gibt es zwei Bindeweisen, ich stelle beide vor. Viel Erfolg damit. In Prebens Buch steht dies:

Die Originalanleitung von Preben Torp Jacobsen. Krog – 16 – 18. Bindetrad – brun. Hackle – Badger hanehackle – tydelig lys fjer med en smal, helt sort tegning inderst langs fjernskaftet. Bindes som faldskaermshackle! Krop – lys uld fra vildkanin.

Die neue Form (Jacobsen in Göttingen): Einen Trockenhaken der Größe 12 bis 18 einspannen und mit einem Fundament aus brauner Bindeseide versehen. Ein Stück Nylon einbinden, je nach Hakengröße 0,35 mm bis 0,25 mm, und als Parachute-Träger aufstellen.

Den Körper aus Bisamdubbing fertig dubben und die Fliege vorn nicht abschließen.

Eine Badgerhechel oben und unten so stutzen, dass kleine Stoppeln stehen bleiben.

Den Kiel vorn einbinden, die Hechel winden bis zum rasierten Bereich, dann den Rest nach vorn legen, überfangen und abschließen. Das Nylon stutzen. Die Hechelmitte und den Kopfknoten lackieren.

Ingo Karwath