Der Pingelhaken

Den Draht in Form biegen, die Plastikstückchen aufkleben und das Werkzeug in einen Griff einkleben. Kostet fast nichts, auch keine Mühe, und entfaltet eine ordentliche Wirkung.

Ich hatte dieser Tage einen Zahnarzttermin, der mir neben dem üblen Geschmack der Spülung, früher war die leckerer, und dem nervenden Singen der Turbine, nicht nur das gute Gefühl gab, zahnmäßig weiterhin altersangemessen in der Spur zu sein, sondern auch noch einen Einfall für Fliegenbinder bescherte. Nachdem mein alter Zahnarzt in den verdienten Ruhestand ging, praktiziert dort nun ein junger Nachfolger, und der hatte auf dem Tablett von meiner Nase eine sogenannte Probe liegen, die einen bunt geringelten Haken aufwies. Die schon einmal gesehen zu haben führte zu einem Buch von Mike Valla, und ja, da war sie – und dann direkt an den Bindetisch. Ich bog mir einen Draht krumm, trennte mit der Rasierklinge 5 mm Abschnitte von buntem Tubing herunter, ich denke das Material nennt man Scoubidouband, und klebte die Tubings mit Epoxy auf. Vier bunte Bänder ergeben leuchtturmauffällige 20 mm. Diesen Draht klebte ich in ein Stück Restbambus, mein Lieblingsmaterial für DIY Tools. Ersatzweise nimmt man Rundholz. Mit dieser Probe sollte man nun keine Lücken, Löcher und Taschen erkunden, sondern sie zur Vermessung an Fliegen oder einzubindende Materialen halten. Auf den Millimeter genau kann man so die Flügelhöhe oder Körperlänge oder andere Maße bestimmen, und eine Serie von Fliegen wird mit diesem Hilfsmittel deutlich präziser proportioniert sein als ohne Tool. Daran habe ich Freude. Wie sagte Karl Koch mal zu mir: Herr Karwath, Sie sind ein Pingel! Äh, ja, stimmt.

Den letzten einzelnen Millimeter kann man schätzen.

Ingo Karwath