Die Hechtbürste ist aus einem schwarzen Streamer entstanden, den mir auf Rügen ein Kollege schenkte. Der war im Prinzip gebunden wie ein ungestutzter Riesenbomber, und gleich der erste Versuch ihn am Bindestock nachzumachen war erfolgreich. Aber nicht zufriedenstellend. Ich hatte in meiner einen Sushirolle, ich habe derer zwei, noch fünf Steckplätze frei, aber so wollte ich das Muster nicht haben. Insbesondere die Unterseite gefiel mir nicht, denn obwohl Hechte einen Streamer oft einziehen wie eine Spülung, ist es doch besser die Hakenspitze nicht mit borstigem Material abzuschirmen. Also setzte ich die Rasierklinge an und schnitt die Unterseite frei. Wenn man etwas freischneiden muss, stellt sich zwangsläufig die Frage, warum man es überhaupt an diese störende Stelle gebunden hat. Also band ich das zweite Versuchsmuster so, dass die Borstigkeit sich eher über dem Haken und nicht darunter ausbreiten konnte. Das war schon besser. Da ich aber als Schwanz das längste schwarze Bucktail eingebunden hatte, das ich finden konnte, und das auch noch an seinem äußersten Ende, spreizte sich der Schwanz auf wie ein Pfau. Das gefiel mir auch nicht. Also habe ich dem Schwanz einen roten Kragen verpasst, der ihn etwas besser zusammenhielt. Das bildete einen Hitpoint und sah gut aus. Im weiteren Verlauf der Arbeiten wurde der rote Bund jedoch so gründlich verdeckt, dass er überhaupt keinen Sinn machte. Also setzte ich die Rasierklinge und fing noch einmal an. Dieses Mal habe ich das Bucktail unten mit einem Zentimeter schwarzen Schrumpfschlauch überzogen, das ging schneller und hatte ebenfalls den gewünschten Effekt. Handwerklich hat es mir aber auch nicht gefallen. Also habe ich versucht, das sehr dicke Bündel Bucktail in drei Portionen einzubinden, um die Haare oben auf dem Haken und schön beieinander zu haben, und das gelang wirklich gut. Durch die Übung schon schlauer geworden gelang es mir außerdem besser, die dann folgenden Haarbündel nur auf den Rücken zu binden. Stellt man sich den Hakendraht als einen Kreis vor, hat dieser ja vier Quadranten, bei aufrechtem Haken zwei auf der Binderseite, zwei auf der abgewandten Seite. Man legt das Bündel im oberen vorderen Quadranten an, überfängt zweimal und zieht dann an, aber ohne das Haar loszulassen. Dann rollt es sich auf die Oberseite des Schenkels. Vorne schloss ich mit einem Gummikopf ab und klebte Augen. So war der Streamer ganz okay, aber ich habe schon sehr ähnliche Muster und damit war er trotz aller Mühen durchs Raster gefallen. Als letzten Versuch band ich eine sechste Version, gab jedem Rückenbündel ein paar Fibern schwarzes Flashabou dazu und beendete die Fliege mit einem normalen Kopfknoten. So ist sie extrem leicht, enorm füllig, fast wie eine Maus, und unterscheidet sich funktionell von vorhandenen Streamern. Das war der Pfad. Ich band nicht nur vier weitere für meine Sushirolle, sondern auch noch ein paar kleinere Muster für Meerforelle. Da müsste man nun einen anderen Namen bemühen, wie „Nachtbürste“, denn mit genau diesem und keinem anderen Muster werde ich diesen Sommer fischen. Aber alles schön der Reihe nach. Für die Hechtsaison Anfang Mai sollte man sich jetzt im April so langsam vorbereiten.
Ein möglichst langes und dickes Bündel Bucktail in drei Portionen aufteilen und nacheinander und vorrückend, also staggered, einbinden. So bleiben die Haare besser beieinander und sind gut befestigt.
Ein Bündel Bucktail seiner Spitzen berauben, damit auf etwa 5 cm kürzen und auf dem Hakenschenkel mittig einbinden. Die dicken Enden nach hinten. Das ganze Bündel dann kräftig nach hinten pressen. Jetzt ein Paar Fibern schwarzes Flashabou anlegen und ein weiteres Bündel einbinden.
Diesen Vorgang wiederholen, bis man vorn angekommen ist und noch 5 mm Platz hat. Die Unterseite der Fliege ist haarlos und das Muster erinnert an eine Maus.
Das letzte Bündel etwas kleiner wählen, die Haare sorgfältig ausbürsten, und die Unterenden nach vorn zeigen lassen. Das schafft einen kompakten Abschluss mit einem kleinen Kopfknoten. Das fängt keinen einzigen Hecht mehr, ich weiß, schafft aber handwerkliche Zufriedenheit. Die Unterseite entweder kräftig lackieren, Zap-a-Gap aufbringen, Ponal wasserfest oder UV-Glue, je nachdem was man gut findet.
Ingo Karwath