Hechtkonstruktionen

Eine kurze Anleitung für den Hechtfliegenbinder.

In den USA und Kanada gibt es Lodges, die blicken auf eine über 100jährige Geschichte zurück. Es gibt welche, die bieten Jagd und Fischerei an, und solche, die nur Fischerei anbieten. Dabei geht es nicht allein um Forellen und Lachse, sondern auch um Hecht, Muskie und Zander. Für Hechte mit einem Wasserflugzeug in die Wildnis zu fliegen war da noch lange kein Gedanke, der in Europa angekommen war. In den USA haben Fliegenfischer schon in den 50er und 60er Jahren mit der Fliegenrute auf Hecht gefischt. Sie nahmen einfach ihre Salzwasserfliegenrute, eine Rolle und ein paar große „Blondes“ mit. Auch große „Deceiver“ sind ideal für Hecht. Und dann kam Trosa. Amerikanische Fliegenfischer flogen nach Stockholm, um im Schärengarten von Trosa auf Hechte zu fischen. Das war ein Luxusurlaub, und die Preise waren entsprechend hoch. Hakan Norling, der Vater der Templedogs, ist ja eigentlich Koch und war damals auf Trosa Küchenchef. Das Hechtfischen wurde in Schweden stetig populärer, und heutzutage ist es einer der umsatzstärksten Bereiche des Fliegenfischens.

Frage 1: Passt mein Haken durch die Tube?

In Deutschland kam das nicht so an. „Der Fliegenfischer“ in Nürnberg war eher fettflossenorientiert, und die Kunde verbreitete sich nur langsam. Im August 1984 nahm sich dann Frank de la Porte von „FliegenFischen“ des Themas an und reiste mit Walter und mir nach Schweden. Dort fing ich meinen ersten Hecht, wie „Flugfiske i Norden“ damals kolportierte, mit einer Fenwick FF 9010 und einer Fin Nor DD. 4 und 300 Meter Backing – das Untier war 45 cm lang und 700 Gramm schwer. Hoch geschätzt.

Frage 2: Passen Kopf oder Cone auf mein Röhrchen?

Die Studenten Udo Hildebrandt und Ingo Karwath starteten daraufhin auch in Göttingen erste Versuche mit Hechtstreamern, und ein starres Gebilde aus zwei Aalhaken und Weihnachtsbaumgirlande fing nach langen Versuchen an den Ederteichen von Udo’s Schwiegervater in spe den ersten Hecht. Am 15.12.1984. Udo und Frank fingen je auch einen. In meinem Tagebuch ist eine Zeichnung von damals, und das Ding sieht einfach schrecklich aus.

Frage 3: Ist mein Rig schlank und solide?

Jetzt, deutliche dreißig Jahre später, haben wir die schönsten nur denkbaren Hechtstreamer, im Handel bis zu 30 Euro teuer, mit eingebauter Rattle und Dragon Tail und 3D Augen. Die sind teurer als eine Fuente Opus X, meine Lieblingszigarre für hohe Feste. Andererseits, wenn 30 Euro in Hecht aufgehen ist das schon besser als in Rauch. Für mich als Fliegenbinder sind Endpreise kein Thema. Ich muss zwar teure Materialien einkaufen, aber es ist keine Illusion, dass ich dann einen Mehrwert schaffe. Hechtfliegen binden lohnt sich. Aber eigentlich bindet man gar nicht. Man konstruiert. Das beginnt mit dem Rig.

So: Alles passt, man kann endlich binden!

Ich zeige mal am Beispiel einer Hechttube, wie das gehen kann. Zunächst muss man die Tube dem Haken anpassen, damit beides später zueinander passt. Man steckt den Haken durch und hängt das Vorfach ein. Es gibt da draußen aber jede Menge Tubes, durch die ein Hechthakenöhr gar nicht hindurch passt. Bindet man dem Haupthaken nun einen Stinger hinzu, unbedingt beachten dass man die Montage schlank macht. Ich lasse vorn gerne einen Zentimeter ohne Überwicklung, denn die Tube wird sich durch die Bebindung noch verengen und sicher ist sicher. Hinten etwas Kupfer ist ein Trick, den man sich von guten Meerforellen-Lures abschauen kann. Nun muss man die Tube dem gewünschten Kopf anpassen und wird feststellen, dass XXL Köpfe nicht unbedingt auf XXL Tubes passen. Ich habe eine Drehbank und kann die Köpfe präzise erweitern, aber es geht auch mit einem Dremelschleifstein. Bei Plastikköpfen, und so einen möchte ich hier verarbeiten, geht es ohnehin nur mit dem konischen Dremelstein. Das passt also schon mal. Jetzt kann man binden. Ich entscheide mich für eine recht übliche Form mit Bucktail hinten, Hecheln, Haare und Flashabou rundum, und crosscut Fuchshaar vorn. Farbgebung in Richtung kleine Regenbogenforelle. Den Kopf aufkleben und die Augen in den Kopf kleben. Die Anprobe mit dem Rig ergibt das gewünschte Ergebnis. Ich kann den Haken durchschieben, die Tube sitzt exakt bis zum Bogen, das Öhr ist frei und kann ans Vorfach gehängt werden. Die Konstruktion ist gelungen. Damit will ich zum Forellensee. Dort soll es Hechte geben die Forellen lieben. Mal sehen ob meine handlange Regenbogenforelle überzeugend genug ist.

Ingo Karwath