Hier startet eine neue Serie für 2024. Und, liebe Altersgenossen, möge die Überschrift auch für uns gelten.
Einem Trockenhaken ein Fundament aufbinden, Golddraht gleich mit rein, und einen eher kurzen weißen Kalbhaarschwanz einbinden. Den man später auch stutzen kann, möchte man am See „Buzzer“ imitieren. Es ist wichtig sehr feines Haar zu nehmen, von der Basis, denn Buzek benutzte extrem dünnes Haar.
Eine der ersten Amtshandlungen, die mir 1986 als jungem Chefredakteur von „FliegenFischen“ auferlegt wurde, war eine Reise nach West Yellowstone zur Conclave der Federation of Fly Fishermen. Karl Koch brachte es in seiner üblichen Intensität auf den Punkt und rief laut aus: „Da müssen Sie hin. Da sind die großen Fische der Szene. Besorgen Sie uns Autoren!“ Die Flüge wurden für mich gebucht, das Motel besorgte ich selbst. Ich entschied mich für Blaine & Vicky Heaps, weil das der netteste Kontakt mit der besten Kommunikation war. Handschriftliches Fax, sage ich nur. So ging das damals. West Yellowstone hatte zu der Zeit noch Staubstraßen und entsprach auch sonst allen Vorstellungen, die man vom Wilden Westen hatte. Tumbleweed, die berühmten Steppenläufer, Pick Ups mit Winchester im Hinterfenster, hinten drauf Hunde und Sättel, Kolkraben auf den Parkplätzen, Skunks an den Mülltonnen. Im Motel hatte ich Familienanschluss, durfte meine Beine unter Vickys Tisch strecken, wie sie sich ausdrückte, und Blaine lieh mir seinen alten Jeep. Voller Begeisterung im Land der Freiheit zu sein fischte ich zunächst einmal drei Tage ohne Lizenz, bis mir dann einer erklärte, dass ich sehr wohl einen Angelschein benötige, wenn ich außerhalb des Parks fische. Den Schein für den Nationalpark hatte ich natürlich am Tor gekauft. Der kleine Jeep hätte mich bei einer Tour zum Hebgen Lake fast umgebracht, oder besser ich mich, denn ohne Allraderfahrung und von der Straßenlage etwas zu begeistert verlor ich auf einer Schotterpiste den Halt und driftete aus der Kurve. Den Abgrund rechts von mir verfehlte ich nur um Zentimeter, und nicht angeschnallt in einem offenen Auto wäre es das wohl gewesen. Tief erleichtert und langsam fuhr ich weiter, bis zum beschriebenen Parkplatz, und wässerte meine Belly Boat. In den alten runden Dingern hing man ja wie ein Baby in der Türschaukel, und voller Spannung wartete ich auf das erste Gulp. Am Vorfach eine uralte Fliege von Buss Buzek, die man heute kaum mehr kennt. Die „Floatin‘ Fool“. Buzek hatte 1947 einen Fly Shop gegründet, und spätesten im 1962er Katalog finden wir die „Fool“. Buzek kaufte ein Unternehmen hinzu und begann den erfolgreichen Handel mit Bindematerial. Leider nahm er sich 1965 das Leben. Ich hatte zwar auch die berühmten „Gulper Specials“ in der Dose, aber so in der Red Ball Latexwathose im Belly Boat sitzend, hängend, krängend, mit blauen Flossen an den Füssen, fand ich eine Fool-Fliege irgendwie passender. Ich hing also gemütlich im See herum und wartete. Dann war da hinter mir ein Geräusch, als hätte jemand einen Pümper aus dem Waschbecken gezogen. Ich drehte mein Boot und wartete. „Gulp“!, da war es wieder, ein Ring in Wurfweite. Die Hildebrandt 215 hatte mit der Entfernung keine Probleme, ich auch nicht, die „Fool“ wässerte und ward‘ genommen. Soweit alles normal. Was dann kam war neu. Der Fisch zog mir extrem schnell die Schnur von der Rolle, eine Länge Backing noch dazu, und hakte aus. „Gulp“!, machte es hinter mir, und ich hatte keine Zeit zu trauern. Das wird mein Tag, dachte ich, und machte mich zum Wurf bereit, und genau dann kam der Wind. Und was für einer, zum Glück auflandig, vom drübigen Ufer zu mir. Es war 11 Uhr. Das sollte ich in den folgenden Tagen noch lernen, dass in Yellowstone immer um elf der Wind kommt. Dann hat die Sonne die Täler erwärmt, kuschelige Luft steigt auf, kalte Höhenluft pfeift die Hänge herab. Ich hatte davon gelesen. Es war Pech den Hebgen Lake nie wieder bei Windstille zu erleben, und die halbe Stunde im Wasser war alles, was mir vergönnt war. Wann immer ich den See besuchte, zeigten sich veritable Wellen. Dann gibt es keine Gulper. Mit „Leeches“ konnte man fangen, aber dann lieber gleich an den Henry’s Lake. Die „Floatin‘ Fool“, die mir auch vom Namen her immer noch sehr gefällt, hat meine Fliegendosen nie verlassen. Daheim am See gibt es zwar keine Gulper, aber die steigenden Regenbogenforellen vermitteln eine andere Challenge. Die Ringe haben ja meist eine Richtung, also weiß man ungefähr wohin der Kopf zeigte, aber die Schwimmtiefe, die Geschwindigkeit und die weitere Richtung sind unbekannte Größen. Hat man seine Entscheidung getroffen und die Fliege vorgelegt, habe ich die Neigung sie ein wenig ruhen zu lassen. Andere warten nur Sekunden und rupfen das Angebot wieder in die Luft, um es an anderer Stelle wieder landen zu lassen. Das ist wohl typbedingt, und wie auch sonst bin ich mehr der Statiker. Ich harre gern aus. Da sowohl der Hektiker als auch der Statiker nie das Negative ihrer Wahl erfahren, sondern stets das Positive, kann das auch gern so bleiben.
Dann einen weißen Kalbhaarflügel einbinden und aufstellen. Dieses Haar kann gern kräftiger sein, denn es wird der Hechelträger.
Ein bis drei Pfauengräser anlegen, nach vorn winden und mit Golddraht rippen. Auf dem Weg nach vorn am Flügel eine braune Hechel und eine grizzly Hechel einbinden. Die Fliege mit einem Whip Finish abschließen.
Jetzt einen weißen 14/0 am Flügel festlegen und die Fallschirmhecheln winden und sichern. Mit einem Whip Finish abschließen und etwas Lack einsickern lassen. Den Flügel stutzen.
Ingo Karwath