Fischen und fangen ohne Haken? Und ob das geht. Im Sommer an der Ostsee.
Die Firma Partridge hat vor vielen Jahren einen Schonhaken an die Freunde des Hauses verschickt, der statt einer Hakenspitze mit einem zweiten Öhr versehen war. Absolut unmöglich damit einen Fisch zu verletzen oder gar zu haken, aber hätte man eine Trockenfliege damit gebunden, hätte man bei jedem Biss sagen können: Ich hab’ dich! Wie zu erwarten hat sich das Modell nicht durchgesetzt, konnte aber sicher zur Bekanntheit der Marke Partridge und zum Ruhme des britischen Humors einiges beitragen.
In Angelläden an der Küste findet man diese Tütchen mit bunten Seidenfäden, die man als Angler aus den südlichen Bundesländern vielleicht nicht kennt.
Wenn Sie schon lange genug Angler sind und früher mal ein Allrounder waren oder es auch als Fliegenfischer noch sind, dann werden sie vielleicht das Pöddern kennen. Es ist wohl eher bei uns im Norden verbreitet und gilt dem Aal. Man braucht ein kegelförmiges Pödderblei mit zwei Ösen, eine Senke und einen Bambusstock. Der für einen feinfühligen Menschen dann eher grenzwertige Teil ist das Aufziehen von vielen Tauwürmern auf den Pödderfaden, bis man einen meterlangen Wurmfaden hat. Der wird in Schlaufen gelegt und unter dem Blei verknotet. Dann versenkt man die ganze Angelegenheit und wartet bis man einen Biss spürt. Ruckelt ein Aal am Pödder, verbeißt er sich mit seinen feinen Zähnen im Faden und man kann ihn über die Senke ziehen. In einer guten Aalnacht konnte man früher so schnell eine Pfanne voll Brataale fangen. Das war lange Zeit die einzige Methode der hakenlosen Angelei.
Hat man sich einen Schwung davon gekauft, kann man sie gut in einer Streamerbox verwahren.
Dann entdeckten ein paar findige Leute, dass man auch Hornhechte mit einem Stück aufgefasertem Kunststoffseil fangen kann. Aus dieser Idee entwickelte sich „Silkekrogen“, der hakenlose Haken für Hornhechte. Das Material erinnert an den alten Pödderfaden und wird statt eines Drillings hinten an einem Blinker befestigt.
So weit, so gut. Auch das geht einen Fliegenfischer wenig bis nichts an. ABER! Was für eine reizvolle Idee damit Streamer zu „binden“. Ganz sicher keine ganz origineller Einfall von meiner Seite, aber ich habe es letzten Sommer einmal versucht und dann optimiert. Ab Mai bekommt der Meerforellenfischer an der Ostsee recht oft Hornhechte an den Streamer, und das ist eine kurzweilige Fischerei. Oft stehen die Hornhechte so dicht gepackt, dass man sie immer mal wieder auch quer hakt. Das macht keinen Spaß und ist dann die Situation für den „Silkekrogen Streamer“.
Es ist eine gute Idee, auch gleich ein Päckchen QuikClips zu kaufen.
Man kann das Material in den Farben weiß, rot, gelb, orange, blau und schwarz kaufen. Um einen Streamer zu binden, knotet man einen Snap Haken ans Vorfach und schlauft einen oder mehrere „Silkekrogen“ ein. Die Optimierung sind eine paar Fibern Flashabou, die man mit einer kleinen Nylonöse versehen hat. Die hängt man dazu.
Mit so einem Clip gestaltet man einen hakenlosen Streamer, entweder einfarbig, oder gern auch kombiniert.
Es ist schon ein ungewohntes Gefühl, sich dann so hakenlos den Fischen zustellen. Der Köder funktioniert allerdings besser als jeder Haken. Die Hornhechte bleiben wunderbar hängen und man kann mit bestem Gefühl diesem Sommerspaß nachgehen, wenn man viele Hornhechte vor sich hat. Es bleibt nur ein klitzekleines Problem. Entgegen der üblichen Meinung kann es doch sein, dass Meerforellen zusammen mit Hornhechten jagen. Und die bleiben nicht hängen. Oder jedenfalls nicht lange genug. Hat sich eine Meerforelle kurz gezeigt, hat man sie verpasst. Aber in der Regel nicht vergrämt. Klar dass man dann den „Silkekrogen Streamer“ gegen einen Streamer mit Haken austauscht. Kann sein man bekommt die Forelle, aber an einem warmen Sommertag am Meer sollte man das nicht so verbissen sehen, denn wenn man später dem Abend und in der Nacht ernsthaft auf Meerforellen fischt, gibt es zum ernsthaften Streamer natürlich keine Alternative.
Schöner kann ein Abend an der Ostsee nicht sein. Für Meerforellen ist es noch etwas zu hell. Warum nicht ein wenig mit den Hornhechten anbändeln?
Also, viel Vergnügen mit dem „Silkekrogen Streamer“, und denken Sie dran, ein dicker Hornhecht ist in der Küche der Forelle fast überlegen. Ich kenne viele Leute, und ich bin manchmal einer von ihnen, die ihn auf dem Teller der Forelle vorziehen. Als Fliegenfischer jedoch wähle ich stets die hornhechtlange Meerforelle. Einen 70er Hornhecht fängt man jeden Tag, eine Forelle von dem Kaliber nur alle Jubeljahre.
Wie jeder Fotograf weiß, beißen sie nicht wenn man die große Kamera mitgenommen hat. Aber mit der kleinen Olympus Tough klappt es erstaunlich gut.
Ingo Karwath