Nymphe des Monats 12/20

Die Käsenymphe…

Den Haken der Größe 4 mutig und heftig bebleien.

Die „Gacka Nymphe“ ist neben der „Palaretta“ und der „Arthofer“ die Dritte im Bunde der frühen, berühmten Schwergewichte. In den 1970er Jahren war die „Gacka“ mehr oder weniger in jeder Fliegendose zu Hause. Die Nymphe, obwohl vor Jahren noch berühmt und weit verbreitet, ist jedoch den Weg der „Palaretta“ gegangen, und die ging den Weg des Dodo, wie man in England sagt. Ausgestorben. Die Erfindung der „Gacka-Nymphe“ scheint mit der österreichischen Firma Kjelch verbunden, die immer wieder als Urprung dieser berühmten Nymphe genannt wird. Schaut man sich Bilder an, die in den vergangenen Jahrzehnten von der „Gacka Nymphe“ veröffentlicht wurden, dann gibt es derer eigentlich zwei, einmal mit Pfauengraspopo und einmal ohne. Die Pfauengrasvariante ist häufiger. Das wird vermutlich genau die Nymphe sein, die uns Graubärten in den Sinn kommt, wenn wir an die Gacka denken. Mir war es leider nie vergönnt an der Gacka zu fischen, aber ich habe sehr gern die Artikel gelesen, die beim Schück im „Fliegenfischer“ dazu veröffentlicht wurden. Die zugegeben etwas plumpsige „Gacka-Nymphe“ war bei den Nürnbergern nicht so wohlgelitten und eigentlich schon historisch überwunden. Natürlich war allen klar wie viel Blei letztlich unter dem dicken gelben Leib auf einem vierer Haken untergebracht werden konnte. Das Besondere an der Nymphe scheint mir ihr internationales Format zu sein. Sie hat sich in jedem Forellenland der Erde bewährt und lässt sich wirklich überall fischen.

Einen Schwanz aus Pfauengras einbinden und Ovalgold in Stellung bringen. Butt gleich mit einbinden.

Der Literatur ihrer Zeit ist merkwürdig still was gerade dieses Muster angeht, denn wie hatte noch Jules Rindlisbacher in seinem Buch von 1970 geschrieben: Eine Nymphe, die wie ein Kieselstein untergeht, erweckt Misstrauen. Dass das so gar nicht stimmt war natürlich auch damals jedem Verwender einer Bleinymphe klar, aber man war noch in einer Phase, in der diese Plumpsnymphen nicht gesellschaftsfähig waren. Hinzu kommen die Autoren der Zeit, die im Vergleich zu englischen und amerikanischen Verfassern wohl etwas simpler gestrickt waren und uns kaum belastbare Erkenntnisse überliefert haben. Der einzig wirkliche Fachmann der Zeit war Erwin Staub, der Zeichner vom Parey Verlag, der dann solchen Unfug wie die mit Kupferdraht gebundene Fasanenschwanznymphe von G.E.M. Skues … in ein Bild umsetzen musste. Das Bild ist okay, der Text ist falsch. Wie so oft. Siehe „Meisterhaftes Fliegenfischen“.

Den Körper mit gelber Wolle gestalten und golden rippen.

Die „Gacka Nymphe“ wird, wie schon gesagt, allgemein der Firma Kjelch in Österreich zugesprochen und soll dort ihren Ursprung haben. Es ist möglich, aber ich verknüpfe hier ohne Beweise, dass eine nymphenähnliche „Cheese Fly“, die amerikanische Soldaten nach 1945 an der Gacka fischten, die Erfindung der „Gacka Nymphe“ beförderte. Diese „Cheese Fly“ war kaum mehr als ein großer Nasshaken mit viel Blei und weißer Wolle. Die „Gacka Nymphe“ zeigt sich denn auch in einer Vielzahl von Nuancen, und in meinem Archiv fand ich mühelose ein Dutzend Fotos aus diversen Katalogen. Im Grundsatz mehr oder weniger gleich, nur die Schattierungen und Wolle und die Hechel können variieren. Den Schwanz und das Anhängsel aus Pfauengras haben alle, außer eine von Kjelch. Das gibt zu denken, aber die Menge macht‘s. Ich bin sicher die hier gezeigte Nymphe war die früher Verbreitetste. Man muss nur kurz anhalten und die Hakengröße würdigen: 4 war groß, 6 mittel und 8 klein. Ich binde darum hier mal eine 4er und will sie anschließend wiegen. Das könnte nämlich die Kritik an den eleganten Goldperlen ein wenig zurechtrücken, die ich ja selbst immer zu vermeiden suche, die aber verglichen mit einer 4er „Gacka“ geradezu Trockenfliegen sind. Der Fluss Gacka soll aber an einigen Stellen bis zu 8 Meter tief sein, und ich habe vollstes Verständnis für den Versuch, in dunklen Tiefen Forellen zu fangen. Mit diesem dicken Brummer verabschiede ich die Reihe Nymphe des Monats nach zwei Jahren und widme mich im kommenden Jahr einer neuen Artikelserie.

Eine golden Badgerhechel beendet die historische Arbeit. Widerhaken andrücken, wiegen, und: 1,4 Gramm!

Ingo Karwath